# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Weil wir doch alle gleich sind
       
       > Nazis töten Obdachlose, Geflüchtete werden entrechtet, queere Menschen
       > angegriffen. Der Kampf gegen Ideologien der Ungleichheit muss
       > weitergehen.
       
 (IMG) Bild: Auch eine Ideologie der Ungleichheit: Wer bleiben darf und wer nicht
       
       Was ist der kleinste gemeinsame Nenner im rechten Denken? Mit guten Gründen
       lässt sich sagen: Es ist der Glaube an die Ungleichheit. Natürlich
       behaupten nicht alle Rechten gleich die eigene biologische oder kulturelle
       Überlegenheit, wie es etwa Nazis tun. Konservative beschränken sich meist
       darauf, angeblich „natürliche“ Hierarchien in Staat und Familie zu
       verteidigen.
       
       Neoliberale wiederum erfinden Begründungen, warum es im Kapitalismus so
       viele Ausgebeutete und so wenig Reiche gibt. Aber in einem sind sich alle
       Rechten einig: Ungleichheit ist bei ihnen etwas Wünschenswertes – und in
       den meisten Fällen wollen sie diese sogar noch ausbauen.
       
       Konsequent setzen sich Rechte beispielsweise dafür ein, dass Geflüchtete
       gegenüber deutschen Staatsbürger:innen immer weiter entrechtet werden.
       So wird derzeit mit der [1][Einführung von Bezahlkarten] wieder eine Idee
       aus den 1990er Jahren aufgewärmt, um Geflüchteten die ökonomische
       Selbstbestimmung zu nehmen. Die [2][Initiative Nein zur Bezahlkarte]
       leistet dagegen Widerstand. Jeden Freitag von 18 bis 20 Uhr organisiert sie
       im hinteren Raum des Cafés in der Regenbogenfabrik (Lausitzer Str. 21a) in
       Kreuzberg eine Aktion, wo Betroffene Gutscheinkarten für Supermärkte gegen
       Bargeld eintauschen können.
       
       Auch hinter den Angriffen auf die Rechte queerer Menschen steht oft der
       Wunsch nach Ungleichheit. Dass dagegen kein Betteln, sondern vor allem
       kämpferischer Widerstand hilft, weiß die queere Bewegung [3][seit dem
       Stonewall-Riot vom 28. Juni 1969] – dem Geburtsmoment der Christopher
       Street Days. In Solidarität mit der [4][in Ungarn kriminalisierten Budapest
       Pride], die zeitgleich stattfindet, hat sich die diesjährige Stonewall-Demo
       das Motto [5][„Von Berlin bis Budapest – Selbstbestimmung ist unser Recht“]
       gegeben. Los geht es am Samstag (28. Juni) um 16 Uhr am Kottbusser Tor.
       
       ## Ermordet aus Sozialchauvinismus
       
       Nur einen Tag später, am Sonntag (29. Juni), geht es ebenfalls am Kotti –
       vor der Polizeiwache – gegen rassistische Polizeigewalt. Mit der Kundgebung
       „Lorenz ist kein Einzelfall“ beteiligen sich Berliner Aktivist:innen an
       dem bundesweiten Aufruf der [6][Initiative Gerechtigkeit für Lorenz], um
       dem [7][von der Polizei im April erschossenen] 21-Jährigen zu gedenken –
       und um sich solidarisch mit migrantischen Familien zu zeigen, deren
       Angehörige immer wieder von Polizist:innen getötet werden. [8][Im
       Aufruf heißt es], der Staat schütze nicht, sondern „knüppelt, schlägt und
       schießt, um das Herrschaftssystem und den rassistischen Normalzustand
       aufrechtzuerhalten“. Los geht es um 14 Uhr.
       
       Die Verbindungen zwischen den verschiedenen No-Border-Gruppen zu stärken,
       die sich gegen die Ungleichbehandlung der Menschen je nach Herkunft
       einsetzen, hat sich ein [9][strategisches Plenum aus dem Umfeld der
       O-Platz-Besetzung] zum Ziel gesetzt. Bei einem leckeren Solidaritätsessen
       sollen gemeinsam neue Aktionen geplant werden. Es wird Übersetzungen in
       Türkisch, Russisch, Englisch, Deutsch, Arabisch, Farsi, Französisch und
       Somali geben. Los geht es am Sonntag (29. Juni) um 11.30 Uhr im New Yorck
       im Bethanien (Mariannenplatz 2a) in Kreuzberg.
       
       Wer sich das nötige Know-how aneignen will, um gegen Abschiebungen und die
       Festung Europa aktiv zu werden, sollte den [10][Workshop des
       Support-Gruppen-Netzwerks] im Infoladen Scherer8 (Scherer Str. 8) in
       Wedding besuchen. Ziel ist es, gemeinsam die eigene Praxis zu diskutieren,
       um den Kampf gegen die Abschottung Deutschlands voranzutreiben. Los geht es
       am Sonntag (28. Juni) um 14 Uhr.
       
       Am Dienstag (1. Juli) soll schließlich [11][im brandenburgischen Neuruppin
       Emil Wendland gedacht werden], der dort an dem Tag vor 33 Jahren von Nazis
       ermordet wurde. Wendland war wohnungslos – weshalb sein Leben in den Augen
       seiner Mörder nichts wert war. Seit Jahren kämpfen Antifas vor Ort gegen
       das Vergessen, die rechte Gewalt und die gesellschaftliche Ausgrenzung. Ab
       17 Uhr beginnt das Gedenken im Rosengarten, anschließend um 18 Uhr eine
       Veranstaltung zu Wohnungslosigkeit und geschlechtsspezifischer Gewalt.
       
       26 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Aktivist-ueber-Bezahlkarte-Protestaktion/!6076939
 (DIR) [2] https://nein-zur-bezahlkarte.de/how-to/
 (DIR) [3] /Bewegungstermine-in-Berlin/!6024881
 (DIR) [4] /Anreise-zur-Budapest-Pride/!6092973
 (DIR) [5] https://www.instagram.com/p/DKkflb3sX55/
 (DIR) [6] https://www.instagram.com/gerechtigkeit_fuer_lorenz/?hl=de
 (DIR) [7] /Ermittlungen-im-Fall-Lorenz-A/!6092527
 (DIR) [8] https://asanb.noblogs.org/?event=lorenz-ist-kein-einzelfall
 (DIR) [9] https://asanb.noblogs.org/?event=o-platz-strategisches-plenum
 (DIR) [10] https://stressfaktor.squat.net/node/309896
 (DIR) [11] https://stressfaktor.squat.net/node/319495
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Timm Kühn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) taz Plan
 (DIR) Kolumne Bewegung
 (DIR) Bleiberecht
 (DIR) Chauvinismus
 (DIR) Opfer rechter Gewalt
 (DIR) Antifaschismus
 (DIR) Geflüchtete
 (DIR) Tödliche Polizeischüsse
 (DIR) Flüchtlingscamp Oranienplatz
 (DIR) Flüchtlingsrat
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ermittlungen im Fall Lorenz A.: Ohne Warnschuss erschossen
       
       Die Polizei hat im Fall des getöteten Lorenz A. laut Staatsanwaltschaft
       wohl keinen Warnschuss abgegeben. Ob Anklage erhoben wird, ist nicht
       sicher.
       
 (DIR) Wenn der Oranienplatz aufersteht: Ein Camp erinnert an die Besetzung von 2012
       
       Es geht nicht um Nostalgie, sondern um die Stärkung der No-Border-Bewegung.
       Die braucht es angesichts der rechten Migrationsdebatten mehr denn je.
       
 (DIR) Flüchtlingsrat über Bezahlkarte: „Ein weiterer Schritt zur Entrechtung Geflüchteter“
       
       Etliche Bundesländer haben die Bezahlkarte für Geflüchtete eingeführt.
       Sigmar Walbrecht vom Flüchtlingsrat Niedersachsen über eine fatale
       Asylpolitik.