# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Neue Gaza-Hilfszentren direkt wieder geschlossen
       
       > Die umstrittenen Hilfszentren sind erst kürzlich an den Start gegangen.
       > Derweil wird in Berlin Israels Außenminister erwartet.
       
 (IMG) Bild: Kinder an einer Essensausgabe in Khan Younis, im Süden des Gazastreifens am Montag, 2. Juni
       
       Tel Aviv/Gaza (dpa) | – Die israelische Armee warnt die Bevölkerung im
       Gazastreifen eindringlich davor, die umstrittenen und heute wegen
       „Renovierungsarbeiten“ geschlossenen [1][Verteilungszentren für Hilfsgüter]
       zu besuchen. Die Straßen dorthin würden als Kampfgebiete gelten, teilte ein
       Armeesprecher auf der Plattform X mit. Nach wiederholten Berichten über
       tödliche Schüsse auf Palästinenser bei den Zentren in den vergangenen Tagen
       will die für die Verteilung der Hilfsgüter verantwortliche [2][Gaza
       Humanitarian Foundation (GHF)] die Sicherheit dort verbessern.
       
       Die Zentren würden wegen „Renovierungs-, Organisations- und
       Effizienzverbesserungsarbeiten“ geschlossen bleiben. Dazu würden
       logistische Vorbereitungen getroffen, um auf größere Menschenmengen
       eingestellt zu sein. Darüber hinaus wolle die israelische Armee die Zeit
       nutzen, um sichere Zugangswege vorzubereiten, berichtete die „Times of
       Israel“. Am Sonntag, Montag und Dienstag habe das israelische Militär auf
       Palästinenser geschossen, die sich den Truppen genähert hätten. Sie seien
       von einem vorab genehmigten Weg abgewichen.
       
       Ein israelischer Armeesprecher warnte die Bewohner Gazas davor, sich heute
       in Gebiete zu begeben, die zu den Verteilungszentren führen. „Es ist
       strengstens verboten, die Bereiche der Verteilungszentren zu betreten!“ Am
       Donnerstag sollen die Zentren wieder eröffnet werden, hieß es weiter.
       
       Nach Angaben der von der islamistischen Terrororganisation Hamas
       kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Dienstag sollen israelische Soldaten
       in der Nähe eines Verteilungszentrums bei Rafah mindestens 27 Palästinenser
       getötet und rund 90 weitere verletzt haben. Dagegen erklärte die
       israelische Armee, Soldaten hätten rund einen halben Kilometer von der
       Verteilungsstelle entfernt Verdächtige gesehen, die eine Bedrohung
       dargestellt hätten. Da diese aber trotz Warnschüssen nicht zurückgewichen
       seien, hätten die Soldaten auf einzelne Verdächtige geschossen. Die Angaben
       lassen sich allesamt derzeit nicht unabhängig überprüfen.
       
       ## Guterres fordert Untersuchung
       
       Die GHF hatte die Verteilung der Hilfsgüter über die Zentren erst vor gut
       einer Woche im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens gestartet. Bislang
       will sie nach eigenen Angaben mehr als sechs Millionen Mahlzeiten verteilt
       haben. Im Umfeld dieser Zentren soll es palästinensischen Berichten zufolge
       bereits zuvor zu ähnlichen tödlichen Zwischenfällen gekommen, bei denen
       Dutzende Palästinenser ums Leben gekommen sein sollen.
       
       Nach den neuen Berichten über bei den Hilfszentren getötete Palästinenser
       bekräftigte UN-Generalsekretär António Guterres seine Forderung nach
       Konsequenzen. „Der Generalsekretär fordert weiterhin eine sofortige,
       unabhängige Untersuchung dieser Ereignisse und die Rechenschaftspflicht der
       Täter“, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. „Es ist
       inakzeptabel, dass Zivilisten beim Versuch, Nahrungsmittel zu beschaffen,
       ihr Leben riskieren und in mehreren Fällen sogar verlieren.“
       
       Israel ermöglicht der GHF die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen,
       um auf diese Weise Hilfsorganisationen der UN und anderer Initiativen zu
       umgehen. Die UN haben dies kritisiert und Israel vorgeworfen, humanitäre
       Hilfe als Waffe einzusetzen.
       
       Israels Regierung hatte seit März alle Hilfslieferungen in das abgeriegelte
       Küstengebiet blockieren lassen. Damit sollte nach ihren Angaben der Druck
       auf die Hamas erhöht werden, damit sie die letzten beim Terrorüberfall in
       Israel am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freilässt. Erst seit rund zwei
       Wochen hat Israel die Blockade gelockert. Auslöser des Kriegs war der
       Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7.
       Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als
       Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
       
       Die umstrittene Neuausrichtung der humanitären Hilfe in Gaza begründet die
       israelische Regierung damit, dass die Lieferungen zuvor von der Hamas
       gestohlen worden seien. Belege für den systematischen Raub von humanitärer
       Hilfe durch die Hamas gibt es allerdings nach Darstellung der
       UN-Organisationen keine.
       
       Die US-Regierung verteidigte indes die bislang durch die GHF geleistete
       Hilfe – und hielt zugleich an ihrer Distanz zu ihr fest. Es handele sich um
       eine unabhängige Organisation, die kein Geld der US-Regierung erhalte,
       sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Tammy Bruce, auf Nachfrage
       in Washington.
       
       ## Israelischer Außenminister besucht Berlin
       
       Heute wird der israelische Außenminister Gideon Saar in Berlin erwartet.
       Gespräche mit seinem [3][Kollegen Johann Wadephul (CDU)] sind nach Angaben
       des Außenamtes am Donnerstag geplant. Nach einer Mitteilung des
       israelischen Außenministeriums besucht Saar auch das Holocaust-Mahnmal in
       Berlin.
       
       Deutschland gilt als enger Verbündeter Israels. Israelische Medien sprechen
       allerdings von einer „veränderten Tonlage“, die sie aus den Äußerungen von
       Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und anderen öffentlichen Vertretern
       Deutschlands herausgehört haben wollen. Merz hatte in der vergangenen Woche
       die israelische Regierung zwar scharf kritisiert, von der Androhung mit
       konkreten Konsequenzen aber abgesehen.
       
       ## Raketen aus Syrien schlagen auf besetzten Golanhöhen ein
       
       Derweil schlugen aus Syrien abgefeuerte Raketen erstmals seit mehr als
       einem Jahr wieder auf israelisch kontrolliertem Gebiet ein. Die zwei
       Geschosse seien auf den von Israel besetzten Golanhöhen über freiem Gelände
       niedergegangen, teilte die israelische Armee mit. Berichte über Verletzte
       lagen zunächst nicht vor. Die israelischen Streitkräfte reagierten nach
       eigenen Angaben mit Artilleriefeuer auf die Abschussstelle und
       bombardierten ein Waffenlager im Süden Syriens.
       
       Es handelte sich um den ersten Raketenangriff aus Syrien seit Mai 2024, der
       Israel oder israelisch kontrolliertes Gebiet traf, schrieb die Zeitung
       „Times of Israel“. Zugleich war es der erste Angriff dieser Art aus Syrien
       seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember.
       
       Die neue syrische Führung unter Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa hat
       weite Teile des Landes nicht unter ihrer Kontrolle. Bis vor einem Jahr
       hatten proiranische Milizen aus Syrien heraus Israel beschossen, um die
       Hamas im Gazastreifen in ihrem Krieg gegen Israel zu unterstützen. Diese
       Milizen agierten damals mit Billigung der Assad-Führung.
       
       ## Raketenfeuer auch aus dem Jemen
       
       Fast zeitgleich drang am Dienstagabend nach israelischen Militärangaben
       eine Rakete aus dem Jemen in den israelischen Luftraum ein. Die israelische
       Luftabwehr fing das von der Huthi-Miliz im Jemen abgefeuerte Geschoss ab,
       wie die Armee mitteilte. Berichte über Schäden oder Verletzte lagen
       zunächst nicht vor. Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greift die
       proiranische Huthi-Miliz Israel regelmäßig mit Raketen und Drohnen an –
       nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Hamas im
       Gazastreifen.
       
       4 Jun 2025
       
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