# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Putin will Selenskyj erst nach „Vereinbarung“ treffen
       
       > Eine Feuerpause gebe es nur gegen die Abtretung ukrainischer Gebiete an
       > Russland, soll die Forderung Moskaus in Istanbul gelautet haben. Ein
       > Drohnenangriff auf einen Bus im Gebiet Sumy fordert neun Tote.
       
 (IMG) Bild: Eine Freiwillige der weiblichen mobilen Luftverteidigungsgruppe Bucha Witches, Rufname Akuma, 41, eine Lehrerin, bereitet sich auf einen russischen Drohnenangriff in der Region Butscha vor
       
       ## Sergej Lawrow telefoniert mit US-amerikanischem Amtskollegen
       
       Russlands [1][Außenminister Sergej Lawrow] hat nach Angaben aus Moskau mit
       seinem US-Kollegen Marco Rubio telefonisch die Ergebnisse des
       Ukraine-Treffens in Istanbul besprochen. Das Gespräch sei auf Initiative
       der USA zustande gekommen, heißt es in einer Pressemitteilung des
       russischen Außenministeriums. Rubio habe sowohl den Gefangenenaustausch
       zwischen Russen und Ukrainern begrüßt als auch die Vereinbarung beider
       Seiten, ihre Sicht auf die nötigen Bedingungen für eine Waffenruhe
       darzulegen.
       
       Lawrow wiederum habe die positive Rolle der USA beim Zustandekommen der
       Gespräche hervorgehoben. „Er hat die Bereitschaft Moskaus zur Fortsetzung
       der gemeinsamen Arbeit mit den amerikanischen Kollegen in diesem
       Zusammenhang bestätigt“, teilte das Ministerium in Moskau mit. (dpa)
       
       ## Russland: Putin trifft Selenskyj erst nach einer Vereinbarung
       
       Die Regierung in Moskau knüpft ein Treffen zwischen dem russischen
       Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr
       Selenskyj an die Bedingung, dass beide Länder zuvor eine „Vereinbarung“
       erzielen. Das sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow einen Tag nach den ersten
       direkten ukrainisch-russischen Gesprächen seit mehr als drei Jahren, bei
       denen es in der Frage einer Waffenruhe keine Annäherung gab.
       
       Peskow sagte vor Journalisten, Moskau halte ein Treffen zwischen Putin und
       Selenskyj für „möglich“ – aber nur als „Ergebnis der Arbeit“ beider Seiten
       und nach Abschluss einer „Vereinbarung“. Bei den ersten direkten Gesprächen
       seit mehr als drei Jahren hatten die Delegationen unter anderem über ein
       mögliches Treffen zwischen Putin und Selenskyj gesprochen. Die Ukraine war
       mit der Forderung nach einem solchen Treffen in die Gespräche gegangen. Der
       russische Chefunterhändler Wladimir Medinski sagte nach dem Treffen, Moskau
       habe den Vorschlag „zur Kenntnis genommen“.
       
       Beide Seiten vereinbarten am Freitag zudem, jeweils 1000 Kriegsgefangene
       auszutauschen. Eine Fortsetzung der Gespräche zieht der Kreml nach Angaben
       von Peskow erst in Betracht, wenn der vereinbarte Gefangenenaustausch
       abgeschlossen ist. Erst einmal müsse das umgesetzt werden, „was die
       Delegationen gestern vereinbart haben“, sagte der Kreml-Sprecher. Das sei
       „in erster Linie“ der Gefangenenaustausch.
       
       Unterdessen bezeichnete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das
       ukrainisch-russische Treffen in Istanbul als „extrem wichtig, um den Krieg
       zu beenden“ und Frieden in der Region zu schaffen. „Um den Krieg zu
       beenden, müssen die Waffen schweigen und die Diplomatie sprechen“, sagte er
       auf dem Rückflug von einem europäischen Gipfeltreffen in Tirana. Erdogan
       hatte Selenskyj am Freitag in Ankara empfangen. (afp)
       
       ## Russland soll Gebietsabtretungen zur Vorbedingungen von Feuerpause
       gemacht haben
       
       Russland hat nach ukrainischen Angaben [2][in den Gesprächen am Freitag in
       Istanbul] umfangreiche Gebietsabtretungen als eine Vorbedingung einer
       Waffenruhe genannt. Zu den Forderungen zähle ein vollständiger Rückzug
       ukrainischer Truppen aus den ukrainischen Regionen Donezk, Saporischschja,
       Cherson und Luhansk, sagte ein hochrangiger Vertreter der Ukraine der
       Nachrichtenagentur Reuters. Russland hält Teile dieser Regionen besetzt. Es
       hatte aber auch Ansprüche auf diejenigen Teile erhoben, die unverändert
       unter ukrainischer Kontrolle stehen.
       
       Diese und weitere Forderungen, die die russischen Unterhändler dem
       ukrainischen Insider zufolge in Istanbul vorbrachten, gehen über diejenigen
       Punkte hinaus, die die USA nach eigenen Gesprächen mit Russland in einem
       Entwurf für ein Friedensabkommen genannt hatten. Dem ukrainischen Insider
       zufolge brachte die russische Delegation in Istanbul ihre Forderungen
       lediglich mündlich vor. Die Punkte weichen auch von dem Entwurf ab, den die
       Ukraine und ihre europäischen Partner für ein Friedensabkommen genannt
       hatten.
       
       Dem ukrainischen Insider zufolge verlangten die russischen Unterhändler
       nicht nur eine Preisgabe, sondern auch eine internationale Anerkennung
       ukrainischer Gebiete als russische Territorien. Neben den Regionen Donezk,
       Saporischschja, Cherson und Luhansk solle auch die Annexion der Krim durch
       Russland im Jahr 2014 international gebilligt werden. Die USA hingegen
       hatten in ihrem Entwurf eines Abkommens eine De-jure-Anerkennung lediglich
       der Krim und im übrigen ausschließlich eine De-facto-Anerkennung der von
       Russland kontrollierten Teile weiterer ukrainischer Regionen in Aussicht
       gestellt.
       
       Zudem forderte Russland dem Insider zufolge eine Neutralität der Ukraine.
       Sie dürfe im Gegensatz zu Russland keine Massenvernichtungswaffen besitzen.
       Die Partnerstaaten der Ukraine dürften keine eigenen Truppen auf
       ukrainischem Boden stationieren. Diese Forderung ist in dem US-Entwurf
       nicht enthalten. Ferner verlange Russland einen Verzicht aller involvierten
       Staaten auf Kriegsreparationen, sagte der Insider. Dagegen soll dem
       US-Entwurf zufolge die Ukraine entschädigt werden. (rtr)
       
       ## Macron rechnet mit Trumps Reaktion auf Putins „Zynismus“
       
       Nach einem russischen Drohnenangriff auf einen Kleinbus mit neun getöteten
       Zivilisten in der Ukraine rechnet Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
       nach eigenen Worten mit einer Reaktion des US-Präsidenten Donald Trump
       [3][auf den „Zynismus“ von Kreml-Chef Wladimir Putin.] „Angesichts des
       Zynismus von Präsident Putin glaube ich, bin ich sogar sicher, dass
       Präsident Trump, besorgt um die Glaubwürdigkeit der USA, reagieren wird“,
       sagte Macron am Samstag in der albanischen Hauptstadt Tirana.
       
       Trump sei von der US-Bevölkerung zum Präsidenten gewählt worden und „mit
       einem löblichen“ Ziel angetreten: „Frieden zu schaffen“, sagte Macron.
       Zudem habe Trump gesagt, er wolle „alle einbeziehen, um Frieden zu
       schaffen“, sagte Macron bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem
       albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama. (afp)
       
       ## Russischer Drohnenangriff auf Bus mit Zivilisten im Gebiet Sumy
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, bei
       einem Drohnenangriff auf einen Bus vorsätzlich Zivilisten getötet zu haben.
       „Alle Verstorbenen waren Zivilisten. Und den Russen konnte nicht entgangen
       sein, auf welche Art von Fahrzeug sie gezielt haben“, schrieb Selenskyj auf
       der Plattform X. Er veröffentlichte Bilder von einem völlig zerstörten
       blauen Transporter – ohne Fensterscheiben und mit aufgerissenem Dach. Nach
       ukrainischen Angaben kamen bei dem Angriff in der grenznahen Stadt
       Bilopillja [4][im Gebiet Sumy] neun Menschen ums Leben. Sieben wurden
       verletzt. Nach Selenskyjs Angaben erlitten sie Verbrennungen und
       Knochenbrüche.
       
       Der Angriff erfolgte am Tag nach russisch-ukrainischen Gesprächen, bei
       denen es um eine Beendigung des Krieges in der Ukraine gehen sollte, den
       Russland vor mehr als drei Jahren begann. Selenskyj machte deutlich, dass
       der Angriff für ihn ein weiterer Beweis ist, dass Russland kein Interesse
       an einer Waffenruhe hat, und forderte stärkeren Druck in Form von
       Sanktionen gegen Moskau, damit das Töten aufhöre. (dpa)
       
       ## Polens Außenminister sieht China in der Pflicht
       
       Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hat an China appelliert, sich für
       ein Ende des Ukraine-Kriegs einzusetzen und dazu Druck auf Russland
       auszuüben. „Das Land, das den Krieg beenden und Putin in die Schranken
       verweisen könnte, ist China“, sagte Sikorski dem Tagesspiegel vom Samstag.
       [5][Russland sei „ein wirtschaftlicher Vasall Chinas“], sagte der Minister.
       „Würde China mit einem Handelsembargo drohen, wäre Russland gezwungen, sich
       zu fügen.“
       
       Der russische Präsident Wladimir Putin aber spiele auf Zeit und meine es
       ernst mit seiner Absicht, die gesamte Ukraine zu unterwerfen, sagte
       Sikorski. „Er ist noch immer überzeugt, dass er gewinnen kann.“ (afp)
       
       ## Canberra kritisiert langjährige Haft für Australier in Luhansk
       
       Australien hat die langjährige Haftstrafe für einen Mann aus Melbourne, der
       sich den ukrainischen Streitkräften im Krieg gegen Russland angeschlossen
       hatte, scharf kritisiert. „Die australische Regierung ist entsetzt über den
       Scheinprozess und die 13-jährige Haftstrafe gegen den Australier Oscar
       Jenkin““, erklärte Außenministerin Penny Wong am Samstag. Die Regierung
       habe Moskau gegenüber klar gemacht, dass Jenkins gemäß dem Völkerrecht wie
       ein Kriegsgefangener behandelt werden müsse.
       
       Zugleich zeigte Wong sich „besorgt“ über das Schicksal ihres Landsmanns.
       Die australische Regierung hat wiederholt die Freilassung des früheren
       Biologielehrers gefordert.
       
       Die Staatsanwaltschaft der von Russland besetzten ostukrainischen Region
       Luhansk hatte am Freitag erklärt, der aus Melbourne stammende Jenkins habe
       als „Söldner in einem bewaffneten Konflikt“ gekämpft und sei darum zu 13
       Jahren „Strafkolonie unter strenger Führung“ verurteilt worden. Nach
       Angaben der Ermittler war der 33-Jährige im Februar 2024 in die Ukraine
       gereist und kämpfte von März bis zu seiner Gefangennahme im Dezember an der
       Seite ukrainischer Soldaten gegen die russische Armee.
       
       Russland betrachtet Ausländer, die für die Ukraine kämpfen, grundsätzlich
       als Söldner. Sie werden daher strafrechtlich verfolgt und nicht als
       Kriegsgefangene gemäß der Genfer Konventionen behandelt. (afp)
       
       ## Macron bezichtigt Meloni der Verbreitung irreführender Infos
       
       Der französische Präsident Emmanuel Macron wirft Italiens Regierungschefin
       Giorgia Meloni die Verbreitung irreführender Informationen zu
       Ukraine-Treffen vor. Konkret geht es um Aussagen Melonis, warum sie zuletzt
       bei Zusammenkünften mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj
       und anderen Staats- und Regierungschefs nicht dabei war.
       
       Man müsse verantwortungsvoll mit Informationen umgehen, sagte Macron. Es
       gebe schon genug Falschinformationen durch die Russen. Bei den besagten
       Treffen sei es darum gegangen, wie man zu einem Waffenstillstand und einem
       dauerhaften Frieden in der Ukraine kommen könne. Es habe keine Sekunde lang
       eine Diskussion über einen Truppeneinsatz oder Ähnliches gegeben.
       
       Meloni hatte zuvor die „auffallende Abwesenheit“ Italiens bei Treffen damit
       erklärt, dass ihr Land derzeit keine Absicht habe, gegebenenfalls Truppen
       in die Ukraine für die Absicherung eines Friedensabkommens zu entsenden.
       „Es hätte für uns keinen Sinn, an Formaten teilzunehmen, die Ziele
       verfolgen, die wir erklärtermaßen nicht teilen.“
       
       Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), Macron, Selenskyj sowie der polnische
       Regierungschef Donald Tusk und Großbritanniens Premier Keir Starmer hatten
       am Rande des Gipfels in Tirana gemeinsam mit US-Präsident Donald Trump
       telefoniert. Vor knapp einer Woche reisten Merz, Macron, Tusk und Starmer
       gemeinsam zu Selenskyj nach Kiew. (dpa)
       
       17 May 2025
       
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