# taz.de -- Studentische Beschäftigte an Hochschulen: „Es lohnt sich, für einen Tarifvertrag zu kämpfen“
       
       > Studentische Beschäftigte an Hochschulen haben kaum Jobsicherheit und
       > fordern einen Tarifvertrag. Der Hamburger Senat will ihr Anliegen
       > unterstützen.
       
 (IMG) Bild: Das Problem ist nicht neu, der Kampf dagegen auch nicht: Demo am bundesweiten Hochschulaktionstag am 20. November 2023 in Dresden
       
       Hamburg taz | Der Hamburger Senat will sich für einen bundesweit geltenden
       Tarifvertrag für studentische Beschäftigte einsetzen. So steht es
       jedenfalls im rot-grünen Koalitionsvertrag. „Studentische Beschäftigte“
       umfasst studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte sowie Tutor*innen
       an Hochschulen – in Hamburg knapp 4.600 Menschen. Einen Tarifvertrag
       [1][haben sie alle nicht.]
       
       Ihre Arbeitsbedingungen sind oft problematisch: Kurze Vertragslaufzeiten,
       schlechte Bezahlung und kurzfristige Stundenkürzungen gehören zum Alltag
       vieler studentischer Beschäftigter. Das hat die Studie „Jung, akademisch,
       prekär“ schon im Jahr [2][2023 gezeigt].
       
       Ein Tarifvertrag würde die Arbeitsbedingungen für studentische Beschäftigte
       verbessern, so die Sprecherin von TV Stud Hamburg. Die Gruppe ist ein
       regionaler Zweig der bundesweit organisierten gewerkschaftlichen
       TV-Stud-Kampagne, die seit 2019 [3][für einen studentischen Tarifvertrag
       kämpft.]
       
       Die Gruppe hat in der Tarifrunde 2023 einen großen Erfolg erzielt: eine
       bundesweit geltende [4][schuldrechtliche Vereinbarung]. „Eine Art Vorstufe
       des Tarifvertrags“, so die Sprecherin von TV Stud Hamburg. Die Vereinbarung
       beinhaltet unter anderem Entgelte und Mindestvertragslaufzeiten von zwölf
       Monaten. „Aber sie ist nicht individuell einklagbar, sondern nur kollektiv,
       und mach das erst mal.“
       
       ## Nur kurz laufende Verträge
       
       Oft erhalten studentische Beschäftigte trotzdem nur kurz laufende Verträge.
       Das liege auch an der Verteilung des Budgets der Fakultäten, so die
       Sprecherin von TV Stud Hamburg. „Viele Studis werden nicht aus
       Personalgeldern, sondern [5][aus Sachmitteln bezahlt].“ Diese werden
       jährlich neu vergeben, sodass die Hochschule kurze Vertragslaufzeiten mit
       mangelnder Planbarkeit begründe. „Maximale Flexibilität für die
       Arbeitgeber, aber die studentischen Beschäftigten leiden drunter“,
       kritisiert die Sprecherin.
       
       Was diese Unklarheiten im Einzelfall für die Studierenden bedeuten, zeigt
       sich bei Frederik*. Er ist seit zwei Jahren studentische Hilfskraft an der
       Universität Hamburg. Im vergangenen Herbst wurden seine Stunden ohne
       Vorwarnung stark gekürzt – von 40 Monatsstunden auf zehn.
       
       „Auf einmal sind meine Arbeitsstunden reduziert worden“, sagt Frederik,
       „und dann kann ich mir auch schon ausmalen, wie lange ich auf der Stelle
       bleibe. Oder muss mir zumindest Sorgen machen.“ Seine kurzen
       Vertragslaufzeiten verstärken diese Sorgen: „Ich habe immer nur
       Sechs-Monats-Verträge bekommen. Das ging immer nur von Semester zu Semester
       zu Semester.“ So besteht alle sechs Monate das Risiko, dass Frederik ohne
       Job dasteht.
       
       Auch nachdem die [6][schuldrechtliche Vereinbarung] bindend für die
       Universität wurde, haben sich die Vertragslaufzeiten nicht geändert. Aus
       finanziellen Gründen, hieß es zuerst. „Später wurde mir aber mitgeteilt,
       dass Anschlussverträge allgemein ausgeschlossen seien von den zwölf Monaten
       und nur ganz neue Verträge die zwölf Monate bekommen, ich davon also
       grundsätzlich ausgeschlossen sei“, so Frederik.
       
       Die [7][Universität Hamburg] teilt zu diesem Fall mit: „Grundsätzlich soll
       jede Erstbeschäftigung, die nach dem 01. 04. 2024 begründet wurde, über
       mindestens 12 Monate erfolgen. Weiterbeschäftigungen unterliegen dieser
       Mindestvertragslaufzeit nicht zwangsläufig.“
       
       Auch die Tutor*innen haben mit kurzen Vertragslaufzeiten zu kämpfen.
       Unter ihnen Nadine, die sich auch bei TV Stud Hamburg engagiert und gerade
       ihr drittes Tutorium gibt. Ihre Verträge laufen immer nur für die vier
       Monate Vorlesungszeit. In den Semesterferien hat sie also keinen laufenden
       Arbeitsvertrag als Tutorin und wäre arbeitslos, wenn sie nicht noch einen
       anderen Job hätte. „Ich habe nicht so große Probleme mit den Bedingungen,
       weil das nicht mein einziges Einkommen ist. Aber ich kenne Leute, für die
       ein Tutorium nicht infrage kommt wegen der Bedingungen. Man muss es sich
       halt leisten können“, erklärt Nadine.
       
       Bei ihrem ersten Tutorium hat Nadine auch in den Ferien gearbeitet – etwa
       das nächste Tutorium vorbereitet und Mails von Studierenden beantwortet.
       Mittlerweile legt sie viel Wert darauf, nicht außerhalb ihrer
       Vertragszeiten zu arbeiten: „Sonst unterstütze ich ja auch, dass es sich
       nicht ändert, dass es nicht vergütet wird. Und vielleicht muss man dann
       auch akzeptieren, dass man die Betreuung in den Ferien nicht anbieten
       kann.“
       
       Die Universität Hamburg (UHH) begründet die kurzen Vertragslaufzeiten
       damit, dass in den Ferien keine Tutorien stattfinden: „Die UHH geht davon
       aus, dass die Vor- und Nachbereitung von Tutorien innerhalb der
       vereinbarten Arbeitszeit erfolgt und dementsprechend in der Vergütung mit
       abgedeckt ist.“
       
       Ende 2025 finden die nächsten Tarifverhandlungen statt. Die Gruppe TV Stud
       Hamburg erhofft sich dann einen studentischen Tarifvertrag und steckt
       bereits in den Vorbereitungen: „Die letzten Tarifverhandlungen und auch die
       Verbesserungen, die dort erreicht wurden, waren ein krasser Erfolg“, sagt
       Nadine. „Und das zeigt, dass es sich lohnt, zu kämpfen.“
       
       * Namen geändert
       
       20 May 2025
       
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 (DIR) [7] https://www.uni-hamburg.de/
       
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