# taz.de -- Weiterbau der A20 in Schleswig-Holstein: Beide Seiten kompromissbereit
       
       > Ob die A20 bei Bad Segeberg gebaut wird, ist noch immer offen.
       > Schleswig-Holsteins Verkehrsminister und der BUND wollen aber nun einen
       > Kompromiss suchen.
       
 (IMG) Bild: Füllt schon eine Menge Aktenordner: Planungsunterlagen für den Weiterbau der Autobahn 20 bei Bad Segeberg
       
       Bremen taz | Jetzt wird verhandelt. Auf diese Formel zum Weiterbau der
       [1][Autobahn A20] bei Bad Segeberg verständigten sich am Freitag, nach
       zwölf Jahren gerichtlicher Auseinandersetzungen, Schleswig-Holsteins
       Wirtschafts- und Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) und der
       Landesverband des Umweltschutzverbands BUND.
       
       Am Freitagmorgen unterzeichneten sie eine Vereinbarung, in der der BUND
       zusagt, auf einen Eilrechtsschutz zu verzichten. Das bedeutet laut
       BUND-Landesgeschäftsführer Ole Eggers, dass es keine sofortige gerichtliche
       Entscheidung geben kann, die den Weiterbau endgültig stoppen würde.
       Gleichzeitig sagten der Verkehrsminister und die Autobahngesellschaft Deges
       zu, bis November keine Baumaßnahmen durchzuführen – mit Ausnahme
       sogenannter artenschutzrechtlicher Vorabmaßnahmen.
       
       Bis dahin wollen Umweltschützer:innen und Vertreter:innen des
       Verkehrsministerium sowie der Deges weitere Gespräche führen, um einen
       Kompromiss auszuloten. Sollten diese scheitern, werde der BUND eine Klage
       gegen den aktuellen Planfeststellungsbeschluss vor dem
       Bundesverwaltungsgericht aufrecht halten. Denn diese soll unabhängig von
       der jetzt getroffenen Vereinbarung eingereicht werden, teilte der BUND am
       Freitag mit. „Wir sehen hier weiter Verstöße gegen den Arten- und
       Klimaschutz“, so Eggers zur taz.
       
       Konkret geht es dabei um ökologisch bedenkliche Eingriffe in ein
       Naturschutzgebiet entlang der Trave sowie um gestörte Flugrouten von
       Fledermäusen. In der [2][Kalkberghöhle in Bad Segeberg] überwintern bis zu
       30.000 Fledermäuse von sieben Arten. Die Höhle ist damit eines der größten
       Überwinterungsquartiere in Europa.
       
       ## Gespräche auf Augenhöhe
       
       Welche Kompromisse hier möglich seien, wollte der BUND-Geschäftsführer
       nicht verraten. Er sei aber froh, dass erstmals in der langen
       Auseinandersetzung um die A20 an dieser Stelle überhaupt ein Kompromiss
       gesucht werde. „Das ist ein Paradigmenwechsel“, sagt Eggers, auch innerhalb
       seines Verbands.
       
       Claus Ruhe Madsen sei zudem der erste Verkehrsminister Schleswig-Holsteins,
       der ein Gespräch auf Augenhöhe geführt habe. „Er hat viel getan, um
       Vertrauen aufzubauen“, sagt Eggers. Allerdings müssten die folgenden
       Gespräche beweisen, welche Substanz dahinter stecke.
       
       Ähnlich positiv äußerte sich der Minister. „Nach meinen ersten Treffen mit
       den Verbandsvertretern habe ich das Gefühl gewonnen, dass es auch den
       Naturschützern nicht um eine ideologisch motivierte Verhinderung der
       Autobahn geht“, hieß es in einer Pressemitteilung. „Vielmehr sind beide
       Seiten bemüht, einen Kompromiss zu finden, der einerseits vor allem dem
       Fledermausschutz Rechnung trägt und andererseits der seit Jahrzehnten
       überstrapazierten Geduld der Menschen in und um Bad Segeberg.“
       
       Er lade ausdrücklich auch den Naturschutzbund Nabu zu den Gesprächen ein,
       der nach Prüfung der Planungsunterlagen eine Klage ausgeschlossen hatte.
       „Die Planung lässt aus Naturschutzsicht nach wie vor an mehreren Stellen zu
       wünschen übrig“, teilte der Nabu mit. „Zugleich aber ist der nun
       vorliegende Beschluss immerhin weniger umweltschädlich als es die Planung
       für den Segeberger Abschnitt früher noch gewesen war.“
       
       ## Baustopp seit 2013
       
       Die massive Umwelt- und Klimaschädlichkeit der A20 bleibe dennoch
       unbestritten, so der Nabu. Der Verband könne aber keine klaren
       Rechtsverstöße mehr erkennen. Ein aufwendiges Klageverfahren würde sich
       aber nur lohnen, wenn es Aussicht auf Erfolg habe. „Wir vertrauen darauf,
       dass Verkehrsminister Madsen zu seinem Wort steht und auch ohne Klage mit
       uns über naturschutzfachlich gebotene Nachbesserungen verhandelt.“
       
       An der „Küstenautobahn“ genannten A20, die Polen mit den Niederlanden
       verbinden soll, wird seit der deutschen Einheit gebaut. In
       Schleswig-Holstein stoppte ein Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts im
       Jahr 2013 den Weiterbau des zehn Kilometer langen Teilabschnitts westlich
       von Bad Segeberg aufgrund von Planungsmängeln bezüglich des Naturschutzes.
       Im April war der neue Planfeststellungsbeschluss veröffentlicht worden.
       
       [3][Auch an anderen Stellen klagten Umweltschutzverbände] gegen den Bau der
       A20, die in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zur Hälfte auf Marsch- und
       Moorböden gebaut wird.
       
       9 May 2025
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [2] /Weiterbau-der-A20/!5544494
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eiken Bruhn
       
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