# taz.de -- Tiktok-Trend „Gingers are Black“: Orange is the new Black
       
       > „Gingers are Black“, Rothaarige sind Schwarz. Black TikTok hat das
       > beschlossen und unsere rothaarigen Verwandten nehmen dankend und
       > erleichtert an.
       
 (IMG) Bild: Alles „GINGER“ oder was?
       
       Seit dem 6. Mai geht ein Tiktok viral, in dem eine Schwarze Frau mit
       Nachdruck sagt: „Gingers are Black.“ Sie betont, dass alle Rothaarigen,
       egal wie es um die Farbe ihre Haut steht, Schwarz sind, und schickt noch
       Videos hinterher, in denen sie ihre These weiter ausführt.
       
       Daraus ist der schönste [1][Tiktok-Trend] geworden, den ich bisher
       miterleben durfte. Denn sowohl Schwarze als auch rothaarige Creators haben
       auf der Plattform angefangen, mit der Idee zu spielen, was es bedeutet,
       wenn Rothaarige Teil der Schwarzen Community sind und warum die These,
       „Gingers“ seien Schwarz, Sinn ergibt.
       
       Entstanden ist ein humorvoller und verblüffend empathischer Austausch über
       Diskriminierungserfahrungen, Stereotype und Privilegien. Denn die ungefragt
       Vereinnahmten lehnen ihre neu erlangte Blackness nicht ab. Im Gegenteil:
       Sie erkennen, dass es eine Ehre ist, in die Community aufgenommen zu
       werden, und nehmen dankend an, auf der Schwarzen Seite gegen white
       supremacy zu stehen. Sie hoffen auf eine Einladung zum Cookout, zeigen ihre
       Dance Moves und zelebrieren ihre neu gewonnene Blackness.
       
       Zunächst dominierten lustige Videos, in denen ironisch und mit
       Augenzwinkern Zuschreibungen abgeglichen wurden: [2][Sowohl Schwarzen
       Menschen als auch Rothaarigen wird von weißen ungefragt in die Haare
       gefasst,] beide Gruppen werden sexualisiert und Moment mal – wenn
       Rothaarige Schwarz sind, dann war die Besetzung von Halle Bailey als
       Meerjungfrau Arielle gar kein race swap!
       
       ## Aus der Ironie wird Herzlichkeit
       
       Die abwertende Bezeichnung „Ginger“ ist außerdem ein Anagramm des N-Worts.
       Ist euch das schon aufgefallen?
       
       Das Augenzwinkern bleibt, doch aus der Ironie wird schnell Herzlichkeit:
       Rothaarige erzählen, was sie alles von Schwarzen Menschen lernen. Und sie
       erkennen an, wie viel Antidiskriminierungsarbeit von der Community
       geleistet wird, von der andere marginalisierte Gruppen profitieren – auch
       Rothaarige.
       
       Schwarze Tiktoker*innen nehmen die Ausgrenzungserfahrungen rothaariger
       Menschen ernst, reagieren empathisch, tröstend, solidarisch. „Noch nie in
       ihrem Leben habe ich mich so zugehörig gefühlt wie jetzt durch diesen
       Trend“ schluchzt eine Frau mit roten Locken in die Kamera.
       
       ## Der spielerische Umgang mit „race“ macht Hoffnung
       
       Während in den Kommentaren immer wieder die Sorge aufploppt, dass irgendwer
       den Spaß für alle, besonders für die nun so euphorischen Rotschöpfe,
       ruinieren könnte, fordern einige Rothaarige andere dazu auf, sich bei allem
       Spaß ihrer Privilegien bewusst zu bleiben, Rassismus nicht zu reproduzieren
       und [3][durch den Trend entstandene Einnahmen an Schwarze Organisationen zu
       spenden.]
       
       Als Schwarze Frau gibt mir besonders die Leichtigkeit in der eigenen
       Community Hoffnung. Wenn wir gerade in diesen Zeiten Verständnis zeigen,
       Freude teilen und Platz am Tisch machen können, also wenn es trotz allem
       noch Momente gibt, in denen spielerisch mit „race“ umgegangen wird und wir
       für einen Internetspaß und einen symbolischen Akt der möglichen
       Verschwisterung unseren Schmerz und die kollektive Gewalterfahrung
       hintanstellen können, dann ist das ein Zeichen der Hoffnung, das diesen
       Trend überdauern kann.
       
       Man kann tatsächlich jedem Thema mit Humor begegnen. Es kommt eben darauf
       an, wie.
       
       16 May 2025
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Simone Dede Ayivi
       
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