# taz.de -- Migrationspolitik in Großbritannien: Den Rechten nachlaufen
       
       > Die Labour-Regierung von Premier Keir Starmer will die Migration stark
       > eingrenzen. Als er die Pläne vorstellt, klingt er wie der Rechtspopulist
       > Nigel Farage.
       
 (IMG) Bild: Der britische Premierminister Keir Starmer spricht mit markigen Worten zum Thema Migration, London am 12. Mai 2025
       
       Ein Regierungschef, der vor Überfremdung warnt und ankündigt, anders als
       seine Vorgänger endlich Ordnung zu schaffen, die Landesgrenzen unter
       Kontrolle zu bekommen und die Einwanderung zu verringern – wo würde man den
       politisch verorten? Richtig: bei der Sozialdemokratie in Zeiten desaströser
       Umfragewerte. Das am Montag von Großbritanniens Labour-Premierminister
       [1][Keir Starmer veröffentlichte Weißbuch zu einer neuen Migrationspolitik]
       ist zwar ein relativ technischer Katalog detaillistischer Einzelmaßnahmen,
       die die ab der Regierungszeit von Boris Johnson massiv gestiegene legale
       Zuwanderung reduzieren sollen.
       
       Doch Starmer stellte das in so markigen Worten vor, dass man ihn glatt mit
       Nigel Farage verwechseln könnte, dessen rechtspopulistische Partei Reform
       UK gerade die Regionalwahlen in England gewonnen hat. Der Labour-Premier
       setzte hohe Einwanderung mit „Chaos“ gleich und warnte vor einer
       Verwandlung Großbritanniens in eine „Insel von Fremden“.
       
       Es ist ein Paradox, das europäische Beobachter nur schwer verdauen dürften:
       [2][Die Konservativen] waren es, die die britischen Grenzen weit öffneten
       für legale Zuwanderung aus aller Welt statt wie zuvor nur aus der EU. Die
       Labour-Regierung will sie jetzt wieder schließen. Die Migration ist nicht
       der einzige Politikbereich, in den diese vordergründig verkehrte Welt
       einzukehren scheint. Am Dienstag verkündete die Regierung Starmer, sie
       werde den Entwicklungshilfeetat halbieren – unter dem konservativen
       Premierminister David Cameron hatte Großbritannien einst als erstes G7-Land
       das 0,7-Prozent-Ziel für Entwicklungshilfe erreicht.
       
       So [3][verschiebt Labour die politischen Koordinaten]. Die rechten
       Forderungen eines Nigel Farage werden der Standard, an dem sich andere
       messen. Gewinnen kann Starmer dieses Rennen nicht. Selbst nach Angaben der
       Regierung wird die neue Migrationspolitik die Zahl legaler Migranten
       lediglich um 100.000 pro Jahr reduzieren – viel zu wenig, um diejenigen zu
       befriedigen, die von „Überfremdung“ überzeugt sind. Starmers politisches
       Scheitern ist also vorprogrammiert. Wer davon profitiert, ist klar.
       
       14 May 2025
       
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