# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Berlin, Paris, London: Gaza-Blockade „untragbar“
       
       > Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen leidet massiv. Europäische
       > Außenminister fordern Israel auf, die Blockade von Hilfslieferungen zu
       > beenden.
       
 (IMG) Bild: Israel blockiert den Zugang von Hilfsgütern nach Gaza – die Menschen dort leiden
       
       ## Berlin, Paris, London: Israels Blockade von Hilfslieferungen nach Gaza
       „untragbar“
       
       Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens haben in
       einer gemeinsamen Erklärung Israel zum Ende der [1][Blockade von
       Hilfslieferungen] in den Gazastreifen aufgefordert und Ankündigungen einer
       möglichen dauerhaften Militärpräsenz dort scharf kritisiert. „Die
       israelische Entscheidung, den Zugang von Hilfsgütern nach Gaza zu
       blockieren, ist untragbar“, hieß es in der am Mittwoch veröffentlichten
       Erklärung.
       
       Als „inakzeptabel“ bezeichneten die Chefdiplomaten zudem Israels Pläne zu
       einem Verbleib im Gazastreifen nach dem Ende des Krieges sowie die
       „jüngsten Äußerungen“ des israelischen Verteidigungsministers Israel Katz,
       der die ausbleibende Lieferung von Hilfsgütern als „Druckmittel“ gegen die
       im Gazastreifen herrschende islamistische Palästinenserorganisation Hamas
       bezeichnet hatte.
       
       Sowohl die Pläne zu einem Verbleib im Gazastreifen als auch Katz'
       Äußerungen seien schädlich für die „Aussicht auf Frieden“. Weiter erklärten
       die Außenminister: „Humanitäre Hilfe darf niemals als politisches
       Druckmittel eingesetzt werden, und palästinensisches Gebiet darf weder
       verkleinert noch demografischen Veränderungen unterworfen werden.“
       
       Scharfe Kritik äußerten die Außenminister auch an „jüngsten Angriffen“ der
       israelischen Armee auf „humanitäre Helfer, Infrastruktur, Gebäude und
       Gesundheitseinrichtungen“. Israel müsse „viel mehr tun, um die
       Zivilbevölkerung, die Infrastruktur und humanitäre Helfer zu schützen“.
       
       Im März waren beim Beschuss palästinensischer Rettungskräfte durch
       israelische Soldaten im Gazastreifen 15 Menschen getötet worden. Die
       israelische Armee hatte am Montag „Fehler“ bei dem Vorfall eingeräumt und
       ihr Bedauern ausgedrückt – nahm die beteiligten Soldaten jedoch in Schutz.
       
       Kritik äußerten die Außenminister auch an der islamistischen Hamas. Die
       Palästinenserorganisation dürfe „keine Hilfsleistungen für den eigenen
       finanziellen Nutzen abzweigen“ und „zivile Einrichtungen (nicht) für
       militärische Zwecke nutzen“. Außerdem forderten sie die Hamas zur
       „sofortigen“ Freilassung der von ihr im Gazastreifen festgehaltenen
       israelischen Geiseln auf.
       
       Am Mittwoch erklärte die von der Hamas geführte Zivilschutzbehörde im
       Gazastreifen, bei israelischem Beschuss eines Schulgebäudes seien in den
       Morgenstunden 17 Menschen getötet worden. Einsatzkräfte hätten verkohlte
       Leichen aus den Trümmern des Gebäudes in der Stadt Gaza geborgen. Darin
       hätten sich Geflüchtete befunden. (afp)
       
       ## UN: Schlimmste humanitäre Lage seit Beginn des Gazakriegs
       
       Der Gazastreifen erlebt nach UN-Angaben die wohl schlimmste humanitäre
       Krise seit Beginn des Kriegs vor mehr als eineinhalb Jahren. Hilfe für die
       Zivilbevölkerung werde durch neue israelische Militärangriffe, die seit
       mehr als 50 Tagen andauernde Blockade humanitärer Hilfslieferungen,
       tödliche Angriffe auf Helfer sowie massive Bewegungseinschränkungen in dem
       Küstenstreifen behindert, heißt es in einem neuen Bericht des
       UN-Nothilfebüros (OCHA) zur Lage in dem Küstenstreifen.
       
       Von 43 [2][internationalen und palästinensischen Hilfsorganisationen]
       hätten fast alle in einer Untersuchung angegeben, dass sie ihre
       Hilfsleistungen seit Wiederbeginn der israelischen Angriffe am 18. März
       einstellen oder massiv einschränken mussten. Die Zahl der seitdem erneut
       vertriebenen Gaza-Einwohner war zuletzt von den UN auf rund eine halbe
       Million geschätzt worden. (dpa)
       
       ## Kaum noch Trinkwasser und Strom
       
       Die Hilfsorganisation Oxfam teilte mit, es gebe „kaum noch sauberes
       Trinkwasser, da Anlagen bombardiert wurden oder nicht mehr funktionieren,
       seit die letzten verbleibenden Stromleitungen gekappt wurden, die für den
       Betrieb der sanitären Anlagen benötigt werden“. Notstromaggregate seien
       wegen erschöpfter Treibstoffvorräte nur selten in Betrieb. „Die Preise für
       die wenigen verfügbaren Lebensmittel sind in die Höhe geschnellt, viele
       Menschen sind von extremem Hunger bedroht.“
       
       Israel wirft der Hamas vor, sie habe sich Hilfsgüter mit Gewalt angeeignet
       und verkaufe diese zu überhöhten Preisen an die Zivilbevölkerung. (dpa)
       
       ## Menschen leben in Angst und Schrecken
       
       Clemence Lagouardat, Oxfams Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Gaza,
       sagte: „Es ist schwer vorstellbar, wie schrecklich die Lage im Gazastreifen
       ist. Unsere Mitarbeiter und Partner erleben täglich Szenen der
       Verzweiflung. Die Menschen leben in Angst und Schrecken und fürchten um ihr
       Leben.“
       
       Die letzte Waffenruhe-Phase endete, nachdem sich Israel und die
       Terrororganisation Hamas nicht auf die Modalitäten für die nächste Phase
       hatten einigen können.
       
       Im Gazastreifen werden nach israelischen Angaben noch 24 Geiseln
       festgehalten sowie die Leichen von 35 Entführten. Israel will mit den neuen
       Angriffen den Druck auf die Hamas erhöhen, damit diese einer Freilassung
       weiterer Geiseln zustimmt. Diese werden nach Angaben freigelassener
       Verschleppter von ihren Entführern unter grausamsten Umständen
       festgehalten. (dpa)
       
       ## Israel: haben wahrscheinlich aus dem Jemen kommende Rakete abgefangen
       
       Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben am frühen Morgen
       „höchstwahrscheinlich“ eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen.
       Zuvor hatten in mehreren Gebieten Israels die Alarmsirenen geheult. Der
       israelische Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) teilt mit, es seien keine
       Meldungen über Raketeneinschläge oder Verletzte eingegangen. Die vom Iran
       unterstützte Huthi-Bewegung hat die bevölkerungsreichsten Teile des Jemen
       unter ihre Kontrolle gebracht. Die bewaffnete Gruppe feuert aus Solidarität
       mit den Palästinensern im Gazakrieg zwischen Israel und der Hamas immer
       wieder Raketen und Drohnen auf Israel ab. (rtr)
       
       ## Israel: Rechtsextreme Politiker fordern Verschärfung des Gazakriegs
       
       [3][Rechtsextreme Mitglieder der israelischen Regierung] haben nach
       Medienberichten eine Verschärfung der Angriffe im Gazastreifen gefordert.
       Bei einer Sitzung des sogenannten Sicherheitskabinetts am Dienstagabend
       hätten der ultrarechte Finanzminister Bezalel Smotrich und andere Minister
       ein deutlich härteres Vorgehen gefordert, berichteten israelische Medien.
       Dazu gehöre eine größere Bodenoffensive zur Eroberung des Gazastreifens mit
       Einberufung zahlreicher Reservisten. Ziel sei die komplette Zerstörung der
       Terrororganisation Hamas.
       
       Der Sender Kan berichtete jedoch unter Berufung auf einen ranghohen
       Regierungsvertreter, Israel wolle den indirekten Verhandlungen mit der
       Hamas über eine neue Waffenruhe noch eine Chance geben.
       
       Auslöser des Gazakriegs war der Überfall der Hamas und anderer
       extremistischer Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund
       1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den
       Gazastreifen verschleppt wurden. Seitdem wurden laut der von der Hamas
       kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 51.200 Menschen
       getötet. (dpa)
       
       23 Apr 2025
       
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