# taz.de -- Treffen von Atomkraftfetischisten: Brokdorfer Mottenkiste
       
       > Die Atomlobby plant eine „Anschalt-Konferenz“ in Berlin. Neun
       > abgeschaltete AKWs sollen nach ihrer Vorstellung reaktiviert werden.
       
 (IMG) Bild: Schnapsidee: Atomkraftfans würden gerne das 2021 stillgelegte AKW Brokdorf wieder in Betrieb nehmen lassen
       
       Göttingen taz | Die Atomlobby lässt nicht locker. Für den 22. Mai planen
       der Verein „Nuklearia“ und die „Radiant Energy Group“ im Berliner
       Luxushotel de Rome eine „Anschalt-Konferenz“ mit internationaler
       Beteiligung. „Kernkraft für Deutschland – jetzt!“, ist die Einladung
       überschrieben, und weiter heißt es: „9 Kernkraftwerke reaktivieren.
       Wirtschaft retten. Klimaziele erreichen.“
       
       Die Energiewende mit dem Ziel „100 % Erneuerbare“ habe Deutschland an den
       Rand des wirtschaftlichen Abgrunds geführt, behaupten die Veranstalter.
       Schuld daran seien die hohen Energiepreise, die im Wesentlichen
       zurückgingen auf den Ersatz planbarer, preiswerter Kernkraft durch die
       wetterabhängigen Energiequellen Wind und Solar, unterstützt durch fossile
       Gas-Importe.
       
       Unter den angekündigten Redner:innen sind Ex-Familienministerin Kristina
       Schröder (CDU), die Technik-Historikerin Anna Veronika Wendland, der
       Geschäftsführer der Deutschen Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft, Achim
       Jansen-Terstegen und der italienische Atomanwalt („Avvocato dell’Atomo“)
       und Publizist Luca Roma, der in seinem Heimatland über etliche
       Social-Media-Kanäle kräftig Stimmung für Atomkraft macht.
       
       Konkret die Kraftwerke Brokdorf, Emsland und Grohnde könnten schon
       innerhalb von ein bzw. drei bis vier Jahren wieder Strom liefern, verkünden
       die Veranstalter. Sechs weitere Anlagen wären innerhalb von sechs bis acht
       Jahren wieder betriebsbereit: „Das ist technisch möglich, dabei preiswerter
       und schneller als ein Neubau.“
       
       ## Eine Provokation gegenüber der Anti-AKW-Bewegung
       
       Tatsächlich befinden sich [1][alle stillgelegten AKWs längst im Rückbau].
       Zudem haben die deutschen AKW-Betreiber abgewinkt, sie sind vor allem aus
       wirtschaftlichen Gründen an einer Wiederbelebung der Reaktoren nicht
       interessiert.
       
       Dass ausgerechnet Brokdorf als Kandidat für eine Wiederinbetriebnahme
       genannt wird, ist durchaus als politische [2][Provokation der Umwelt- und
       Anti-AKW-Bewegung] zu verstehen. Das AKW an der Unterelbe stand wie kein
       zweites für den durch den Ausstieg leidlich befriedeten Großkonflikt um die
       Atomkraftnutzung. [3][Ende 2021 wurde Brokdorf endgültig stillgelegt.]
       Betreiber Preussen Elektra (EON) prüft am Standort derzeit die Errichtung
       eines leistungsfähigen Batteriespeichers.
       
       Anders als [4][vor der Wahl von der Union lautstark gefordert], will die
       neue Bundesregierung bis auf Weiteres keine Rückkehr Deutschlands zur
       Nutzung von Atomenergie prüfen. Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD
       finden sich keine Regelungen zum Thema Atomausstieg. Die letzten drei
       Atomkraftwerke sind vor zwei Jahren vom Netz gegangen.
       
       9 May 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reimar Paul
       
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