# taz.de -- Massenproteste in Serbien: Präsident Vucic organisiert eigene Kundgebung
       
       > In Serbien gehen zehntausende gegen Präsident Vucic auf die Straße. Der
       > organisiert nun einfach eine Gegenkundgebung seiner Anhänger.
       
 (IMG) Bild: Proteste für statt gegen Vucic: Belgrad am Samstag
       
       Belgrad (afp |) Nach wochenlangen Massenprotesten gegen seine Regierung hat
       der serbische Präsident Aleksandar Vucic eine eigene Großkundgebung
       organisiert. Vor zehntausenden Anhängern gab er am Samstag in Belgrad die
       Gründung einer neuen politischen Bewegung bekannt. Auch der [1][bosnische
       Serbenführer Milorad Dodik], gegen den ein internationaler Haftbefehl
       vorliegt, bekundete auf einer Bühne seine Unterstützung für Vucic. Ungarns
       Ministerpräsident Viktor Orban schickte eine Videobotschaft.
       
       An der Kundgebung nahmen mindestens 55.000 Menschen teil, wie das Archiv
       für öffentlichen Versammlungen im Onlinedienst X mitteilte. Die Angaben der
       unabhängigen Gruppe bezogen sich auf die Zahl der Teilnehmer zu Beginn der
       Kundgebung um 19.00 Uhr.
       
       An einem von Studierenden angeführten Massenprotest gegen die Regierung am
       15. März in Belgrad hatten derselben Quelle zufolge [2][275.000 bis 325.000
       Menschen teilgenommen].
       
       [3][Die Protestwelle in Serbien] war durch den Einsturz eines
       Bahnhofsvordachs in der Stadt Novi Sad am 1. November entfacht worden, bei
       dem 16 Menschen ums Leben gekommen waren. Seitdem gingen im ganzen Land
       hunderttausende Menschen gegen Korruption und Misswirtschaft auf die
       Straße. Die serbische Regierung steht wegen der Proteste stark unter Druck.
       Vucic bezeichnete die Proteste immer wieder als vom Ausland gesteuert.
       
       ## Nicht willkommen: „Arrogante Politiker“
       
       In seiner Rede am Samstagabend bezeichnete Vucic die Protestbewegung als
       „einen Angriff aus dem Ausland, weil bestimmte ausländische Mächte ein
       freies, unabhängiges und souveränes Serbien nicht ertragen können“.
       
       Mit seiner neuen Bewegung wolle er dem Land nun „neue Energie“ verleihen,
       sagte Vucic. „Jeder Arbeiter, jeder Bauer ist willkommen. Jeder Mensch, der
       seinen Lebensunterhalt ehrlich verdient und für seine Kinder und sein Land
       kämpft, ist willkommen“, rief er der Menge zu. Nicht willkommen seien
       dagegen „arrogante Politiker“.
       
       Viele Teilnehmer der Kundgebung schwenkten die serbische Flagge. „Ich habe
       auf diesen Tag gewartet. (…) Ich bin hier, um den Sieg der Liebe und der
       Freundschaft zu feiern“, sagte die Teilnehmerin Jadranka Milic der
       Nachrichtenagentur AFP. „Diese neue Bewegung wird alle Menschen im Land
       vereinen, egal ob Parteimitglied, Landwirt oder einfacher Bürger“, sagte
       Isidora Filipovic, Mitglied der regierenden Serbischen Fortschrittspartei
       (SNS). An mehreren Ständen konnten die Menschen sich der neuen Bewegung
       anschließen oder einen Namen für sie vorschlagen.
       
       Dodik sagte bei seinem Auftritt in Belgrad, Vucic sei „der einzige Mann
       sei, der ein starkes und mächtiges Serbien zusammenhalten kann, sowohl in
       der Innen- als auch in der Außenpolitik und besonders in diesen sehr
       instabilen Zeiten“.
       
       ## In Novi Pazar demonstrieren Tausende gegen die Regierung
       
       Die bosnische Justiz hatte Ende März einen Haftbefehl gegen Dodik erlassen,
       nachdem dieser einseitig die Zuständigkeit von Justiz und Polizei des
       bosnischen Zentralstaates für die Republika Srpska für beendet erklärt
       hatte. Orban sagte in seiner Videobotschaft, „ausländische Mächte“ wollten
       „den Serben vorschreiben, wie sie zu leben haben“.
       
       In Novi Pazar, etwa 300 Kilometer südlich von Belgrad, demonstrierten am
       Samstag jedoch wieder tausende Menschen gegen die Regierung. In der
       vergangenen Woche [4][brachen zudem einige Dutzend Studenten mit dem
       Fahrrad nach Straßburg auf.] Am Freitagabend wurden sie mit großem Jubel
       bei einem Zwischenstopp in München empfangen.
       
       13 Apr 2025
       
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