# taz.de -- Proteste in Serbien: Festnahmen und Verletzte
       
       > Am Samstagabend protestierten zehntausende Serbinnen und Serben erneut
       > gegen die Regierung. Steine, Tränengas und Blendgranaten sorgten für
       > Verletzte.
       
 (IMG) Bild: Protestromantik: Ein Bengalo und viele Smartphones erleuchten die Proteste in Belgrad
       
       Belgrad afp | Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Polizei und
       Demonstrierenden bei regierungskritischen Massenprotesten in Serbiens
       Hauptstadt Belgrad hat es Festnahmen und Verletzte gegeben. Polizeichef
       Dragan Vasiljević teilte mit, bei den Ausschreitungen am Samstag seien
       sechs Polizisten sowie zwei andere Menschen verletzt worden. Dutzende
       Demonstrierende wurden demnach festgenommen.
       
       Laut Vasiljević hatten die Einsatzkräfte Schlagstöcke eingesetzt, nachdem
       sie von Protestteilnehmern angegriffen worden seien. „Chemische Mittel“
       seien nicht zum Einsatz gekommen. Journalisten der Nachrichtenagentur AFP
       sahen, dass die Polizei Tränengas und Blendgranaten einsetzte, um die Menge
       auseinanderzutreiben. Beamte wurden mit Steinen beworfen, einige
       Protestteilnehmer hatten Rauchgranaten.
       
       An der Demonstration in Belgrad hatten nach Schätzungen der Organisation
       Archiv öffentlicher Versammlungen etwa 140.000 Menschen teilgenommen. Die
       Polizei sprach von nur 36.000 Teilnehmern, laut den AFP-Reportern vor Ort
       und Luftbildern waren es aber deutlich mehr. Die Gewalt brach nach einem
       stundenlangen friedlichen Protest aus.
       
       Die Protestierenden waren am Samstag aus dem ganzen Land nach Belgrad
       gereist: Viele hielten serbische Flaggen und Schilder mit den Namen ihrer
       Heimatorte hoch. Zu Beginn der Kundgebung sangen sie die Nationalhymne, für
       die Opfer eines Unglückes am Bahnhof von [1][Novi Sad] im vergangenen
       November wurde eine Schweigeminute abgehalten.
       
       ## Protestwelle seit Unglück in Novi Sad
       
       Serbien wird seit mehr als einem halben Jahr von der [2][heftigsten
       Protestwelle seit den 1990er Jahren erschüttert]. Auslöser war der Einsturz
       eines Bahnhofsvordachs in Novi Sad im November vergangenen Jahres, bei dem
       16 Menschen ums Leben kamen.
       
       Zunächst ging es um die Unglücksursache, später richteten sich die vor
       allem [3][von Studierenden getragenen Kundgebungen gegen die Regierung und
       die weit verbreitete Korruption im Land]. Inzwischen werden bei den
       Protesten Neuwahlen gefordert. An der bisher größten Demonstration hatten
       sich Mitte März rund 300.000 Menschen beteiligt.
       
       Die Regierung steht wegen der Demonstrationen stark unter Druck. Die
       Studierenden, die die Proteste organisiert haben, stellten [4][Präsident
       Aleksandar Vučić] ein Ultimatum, bis Samstagabend um 21.00 Uhr Neuwahlen
       auszurufen. Vučić hatte die Forderung bereits am Freitag zurückgewiesen und
       erklärt, dass vor Ende 2026 nicht gewählt werde. Vučić bezeichnete die
       Proteste zudem erneut als vom Ausland gesteuert.
       
       ## Ultimatum für Neuwahlen verstrichen
       
       Die Organisatoren des Protests erklärten nach dem Auslaufen ihres
       Ultimatums, nun gebe es „grünes Licht“ für die Serben, „ihre Freiheit in
       selbst in die Hand zu nehmen“. Die Regierung habe „alle Zeit gehabt, um die
       Forderungen zu erfüllen und eine Eskalation zu verhindern“, hieß es in
       einer nach der Demonstration im Onlinedienst Instagram veröffentlichten
       Erklärung.
       
       „Stattdessen haben sie Gewalt und Unterdrückung gewählt“, warfen die
       Protest-Organisatoren den serbischen Behörden vor. [5][„Die Verantwortung
       für jede Radikalisierung der Lage liegt bei ihnen.“]
       
       29 Jun 2025
       
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