# taz.de -- Versteckte Kosten der Ernährung: Was im Supermarkt nicht ausgezeichnet ist
       
       > Übermäßiger Fleisch- und Zuckerkonsum kostet die Allgemeinheit zig
       > Milliarden, zeigt eine aktuelle Studie. Expert*innen fordern
       > politische Lösungen.
       
 (IMG) Bild: Auch ohne eingerechnete Folgekosten ganz schön teuer
       
       Fleischkonsum ist keine Privatangelegenheit: Er kostet die Allgemeinheit
       viel Geld und riskiert unumkehrbare ökologische Schäden. Das unterstreicht
       [1][eine aktuelle Studie des Thinktanks Forum Ökologisch-Soziale
       Marktwirtschaft (FÖS)].
       
       Laut dem Report verursacht der übermäßige Verzehr von Schweine- und
       Rindfleisch allein in Deutschland jährliche volkswirtschaftliche
       Gesundheitskosten von etwa 16 Milliarden Euro. [2][Hinzu kommen
       Umweltkosten für die Fleischerzeugung in Höhe von 21 Milliarden Euro pro
       Jahr.] Letztere ergeben sich aus Treibhausgasemissionen, die die
       Erderhitzung anfeuern, aus Stickstoffemissionen, die Wasser, Böden und
       Ökosysteme belasten, oder aus dem unwiderruflichen Verlust an Artenvielfalt
       durch den exzessiven Einsatz giftiger Pflanzenschutzmittel.
       
       „Die Folgekosten unserer Ernährung sind enorm“, sagt Beate Richter vom FÖS.
       Sie hat die Studie im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace erstellt.
       Rechne man die durch übermäßigen Zuckerkonsum entstehenden
       Gesundheitskosten von etwa 12 Milliarden Euro jährlich hinzu, seien die
       versteckten Kosten der Ernährung in Deutschland mit knapp 50 Milliarden
       Euro fast so hoch wie der aktuelle deutsche Verteidigungsetat, heißt es
       darin.
       
       Der Verzehr von zu viel Zucker kann zu Krankheiten wie Diabetes,
       Bluthochdruck, oder Karies führen. Eine fleischlastige Ernährung kann
       ebenso Diabetes verursachen und erhöht zudem das Risiko von Herz- und
       Kreislauferkrankungen. Grund dafür sind im Fleisch enthaltene Stoffe, die
       Entzündungsprozesse und die Entwicklung von Krankheiten fördern können. In
       Rinder- und Schweinefleisch sind das gesättigte Fettsäuren und das
       sogenannte Häm-Eisen, in verarbeitetem Fleisch sind es Zusatzstoffe wie
       Nitrate und Nitrite.
       
       ## Reduzierte Mehrwertsteuer auf tierische Produkte: „ziemlich verrückt“
       
       Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zufolge, auf die
       sich die FÖS-Studie bezieht, ist der jährliche Pro-Kopf-Konsum von Fleisch
       in Deutschland in den letzten Jahren leicht rückläufig. Im Jahr 2023 lag er
       bei 51,6 Kilogramm. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt
       jedoch lediglich 15,6 Kilogramm. Zudem vernaschen die Menschen in
       Deutschland mit 33,2 Kilogramm pro Person pro Jahr fast doppelt so viel
       Zucker wie von der DGE empfohlen.
       
       Die Folgen dieser Fehlernährung belasten nicht nur das deutsche
       Gesundheitssystem. Neben den direkten Kosten, die für die Behandlung der
       ernährungsbedingten Krankheiten entstehen, bedeuten Ausfallzeiten oder
       vorzeitige Todesfälle von Kolleg*innen ökonomische Kosten für Betriebe
       und die gesamte Wirtschaft. Sie führen aber auch zu psychischen
       Belastungen, ob im Team oder im privaten Umfeld der Betroffenen, und können
       so weitere Krankheiten verursachen.
       
       „Würden diese [3][bislang versteckten Folgekosten in den Supermarktregalen]
       für Verbraucherinnen und Verbraucher erkennbar, könnten Konsum und
       Produktion nachhaltiger und wirtschaftlicher werden“, sagt Richter. Eine
       Möglichkeit, diese Transparenz zu schaffen: den Kosten entsprechende
       Steuern auf ungesunde Lebensmittel.
       
       Umgekehrt könnten jedoch auch steuerliche Entlastungen auf gesunde, wenig
       verarbeitete Lebensmittel dazu beitragen, nachhaltige und gesunde
       Ernährungsgewohnheiten zu fördern.
       
       Matthias Lambrecht, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, sieht dafür
       ebenso einen erheblichen Hebel in der deutschen Steuerpolitik. Es sei
       „ziemlich verrückt“ sagt er, dass die Bundesregierung jährlich etwa 5
       Milliarden Euro aufwende, um Fleisch- und Milchprodukte durch eine
       reduzierte Mehrwertsteuer zu entlasten, und so die Probleme des bestehenden
       Ernährungssystems gar fördere. Das müsse sich ändern.
       
       Zudem brauche es mehr Regeln für Werbende. Werbespots und Anzeigen dürften
       keine schöne Welt mehr vorgaukeln, sondern müssten über die Auswirkungen
       ihrer Produkte für Gesundheit und Umwelt aufklären, so Lambrecht.
       
       29 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.greenpeace.de/publikationen/die-versteckten-kosten-der-ernaehrung
 (DIR) [2] /Klimagipfel-in-Baku/!6046958
 (DIR) [3] /Nachhaltiger-Einzelhandel/!6084101
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Bachmann
       
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