# taz.de -- Schlichterspruch im BVG-Tarifkonflikt: Wenig Begeisterung auf den BVG-Höfen
       
       > Mit dem von den Schlichtern Platzeck und Ramelow erzielten Kompromiss von
       > BVG und Verdi ist der Tarifkonflikt beigelegt – oder doch noch nicht?
       
 (IMG) Bild: Eigentlich eher Feuer und Flamme für den unbefristeten Streik: BVG-Hof in Lichtenberg bei der Arbeitsniederlegung Ende März
       
       Berlin taz | Ist die Gefahr eines unbefristeten Streiks bei der BVG mit dem
       Schlichterspruch von Montagabend gebannt? Bei der Belegschaft scheint der
       Kompromiss nicht so gut anzukommen, den die Tarifparteien unter Vermittlung
       der Schlichter Matthias Platzeck (SPD) und Bodo Ramelow (Linke)
       ausgehandelt haben.
       
       „Ich persönlich bin nicht begeistert von diesem Schlichterspruch und habe
       auch in ersten Gesprächen mit meinen Busfahrer-Kollegen eher Ablehnung
       wahrgenommen“, sagt Ekkehardt Spiegel, Busfahrer und Hofverantwortlicher
       der Gewerkschaft Verdi. „Der Vorschlag bleibt weit hinter unseren
       Forderungen zurück.“
       
       Tatsächlich sind die Gehaltserhöhungen, die der Vorschlag enthält,
       [1][immer noch weit von den eigentlichen Vorstellungen der Gewerkschaft
       entfernt]. Die beinhalten eine Lohnsteigerung von 750 Euro für alle
       Beschäftigten. Geht es nach dem Kompromiss der Ex-Ministerpräsidenten von
       Brandenburg und Thüringen, Platzeck und Ramelow, würden es bei 24-monatiger
       Laufzeit lediglich 380 Euro mehr ab dem 1. Juni, am 1. Juni 2026 stiege
       dies noch einmal um 50 Euro auf 430 Euro an.
       
       Hinzu kämen eine Einmalzahlung von 1.500 Euro für die ersten fünf Monate
       des laufenden Jahres sowie ein deutliches Plus bei den Zulagen: Die
       Fahrdienstzulage erhöhte sich am 1. Juni von 100 auf 225 und am 1. Januar
       auf 255 Euro. Die Schichtzulage stiege am 1. Juni von 75 auf 130 Euro, die
       Wechselschichtzulage von 130 Euro auf 225 Euro. Dazu käme noch ein leichtes
       Plus von 100 Euro beim Weihnachtsgeld.
       
       ## BVG: „Sind teilweise über unsere Grenze gegangen“
       
       Der Vorschlag sieht aber auch ein Wahlmodell bei der Arbeitszeit vor:
       Beschäftigte könnten ihre Regelarbeitszeit von aktuell 37,5 Stunden pro
       Woche auf 39 Stunden erhöhen – was sich auch in mehr Lohn niederschlagen
       würde. Bis 2027 sollte dann auch ein Modell entwickelt werden, bei dem auf
       Basis einer 35-Stunden-Regelwoche die Beschäftigten ihre Arbeitszeit freier
       wählen können.
       
       „Wir sind Verdi bis an unsere wirtschaftliche Grenze entgegengekommen – und
       teilweise darüber hinausgegangen“, erklärte BVG-Vorständin Jenny
       Zeller-Grothe am Montagabend. Es gelte jetzt, „die hohe wirtschaftliche
       Belastung, die ein Abschluss in dieser noch nie dagewesenen Höhe für die
       BVG mit sich bringt, stabil und verantwortungsvoll zu managen“.
       
       [2][Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt] fand: „Unsere Geschlossenheit
       und Entschlossenheit hat sich ausgezahlt.“ Vor allem die deutlichen
       Steigerungen bei den Zulagen seien hervorzuheben. „Wir werden jetzt mit der
       Tarifkommission intensiv diskutieren, ob diese Empfehlung eine Grundlage
       für eine Einigung sein kann“, so Arndt.
       
       Die Kommission wird aller Voraussicht nach am Donnerstag den
       Verdi-Mitgliedern die Zustimmung zu dem Kompromiss empfehlen. Die folgende
       Mitgliederbefragung, die einige Zeit in Anspruch nehmen wird, fungiert dann
       als eine Art umgekehrte Urabstimmung: Wenn die Beschäftigten sich
       aufraffen, dem Vorschlag zuzustimmen, wird nicht gestreikt.
       
       ## Kein Streik während der Friedenspflicht
       
       Bei der jüngsten „echten“ Urabstimmung hatten sie sich nach dem Scheitern
       der Verhandlungen zwischen Verdi und BVG [3][für einen unbefristeten
       Streik] ausgesprochen. Das Ergebnis fiel allerdings schon in die laufende
       Schlichtungsrunde. Die Friedenspflicht – also der Verzicht auf Ausstände –
       soll auch jetzt noch bis zum Ergebnis der Befragung gelten.
       
       Für die BVG dürfte es so oder so eine Menge Geld werden, die sie aufbringen
       muss – über den im Verkehrsvertrag mit dem Land Berlin garantierten
       Aufwuchs des Etats für steigende Gehälter hinaus. Beim letzten BVG-Angebot
       vor der Schlichtung rechnete das Unternehmen bereits vor, dass es in zwei
       Jahren Tariflaufzeit 500 Millionen Euro werde drauflegen müssen. Hinter den
       Kulissen geht es längst um die Frage, wo beim Service oder in der
       Verwaltung größere Summen eingespart werden können.
       
       Durch und durch positiv aufgenommen wurde der Kompromiss von der
       SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus: Am Dienstag erklärte deren Sprecher für
       die BVG, Ex-Finanzsenator Mathias Kollatz, der Vorschlag der Schlichter sei
       „durchdacht“ und werde hoffentlich von beiden Seiten angenommen. „Er
       sichert gute Arbeit und setzt den Ansporn für die BVG, produktiver und
       moderner zu werden.“
       
       Allerdings ist der Sozialdemokrat ja schon seit ein paar Jahren nicht mehr
       Chef des Finanzressorts. Dem amtierenden Senator – Stefan Evers vom
       Koalitionspartner CDU – dürften die zusätzlichen Ausgaben des landeseigenen
       Unternehmens eher keine Freudentränen in die Augen treiben.
       
       8 Apr 2025
       
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