# taz.de -- Verkehrsdebatte im Abgeordnetenhaus: „Das ist eine Zumutung, was Sie da machen“
       
       > Verkehrssenatorin Bonde (CDU) verärgert Grüne und Linkspartei. Die halten
       > dem Senat eine Dreifachkrise aus Brückensperrung, BVG und S-Bahn-Wagen
       > vor.
       
 (IMG) Bild: Im Abgeordnetenhaus verteidigte sich Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) am Donnerstag gegen heftige Kritik aus der Opposition
       
       Berlin taz | Sie muss das als Aufforderung für einen Arbeitsnachweis
       verstanden haben. „Wo ist die Verkehrssenatorin?“, hatten die Grünen im
       Abgeordnetenhaus die Debatte zur Verkehrskrise betitelt. Jedenfalls führt
       Ute Bonde, eben diese Senatorin von der CDU, am Donnerstagmorgen im
       Plenarsaal minutenlang aus, was offenbar ihr Kalender in Sachen Sperrung
       der A100-Brücke hergibt. Und was sie sonst noch in Sachen BVG-Krise und
       umstrittener S-Bahn-Ausschreibung getan hat.
       
       Als Bonde am Rednerpult des Parlaments steht, ist es gut eine Woche her,
       [1][dass die zum Dreieck Funkturm gehörende Ringbahnbrücke gesperrt wurde].
       Aus angeblich bloß zwei Jahren bis zu einem Neubau wurde inzwischen „auf
       unbestimmte Zeit“. Grüne und Linkspartei sprechen von einer umfassenden
       Krise, weil gleichzeitig die [2][BVG einen Tarifstreit und Einschränkungen
       erlebt] und aus ihrer Sicht auch der S-Bahn eine düstere Zukunft droht,
       weil Bestellungen für neue Waggons verspätet auf den Weg gehen.
       
       Mitte Februar hatte die Senatorin an gleicher Stelle von tiefgreifenden
       Problemen nichts wissen wollen und über die BVG die inzwischen zigmal
       zitierte Frage geprägt: „Krise? Welche Krise?“ An diesem Tag sagt sie auf
       grammatikalisch verquere Weise über die nun verdreifachte Problematik: „Ich
       und wir (gemeint ist der Senat; Anm. d. taz) haben diese Probleme geerbt.“
       Die erst rot-rot-grüne, dann rot-grün-rote Vorgängerregierung soll dafür
       verantwortlich sein. „Ich und wir“, diese sperrig wirkende Formulierung
       wird sie noch mehrmals verwenden.
       
       Während Bonde zeitweise chronologisch vorträgt, was sie alles zur
       Problembewältigung getan haben will, wird es im Saal immer unruhiger. „Das
       ist eine Zumutung, was Sie da machen“, ruft aus der Linksfraktion
       Ex-Senator Klaus Lederer. „Treten Sie zurück“, wird er noch nachlegen. Was
       Parlamentspräsidentin Cornelia Seibeld (CDU) darüber denkt, bleibt offen –
       aber sie unternimmt nichts, um für Ruhe zu sorgen und Bonde mehr Gehör zu
       verschaffen.
       
       ## Bonde-Kritik an Verdi
       
       Die bezieht auch [3][im Tarifstreit zwischen BVG-Vorstand und Gewerkschaft
       Verdi] Position. „In Verhandlungen kann nicht ein Partner an
       Maximalforderungen festhalten, während der andere sich erheblich bewegt“,
       sagt Bonde, die bis 2023 Führungskraft bei der BVG war.
       
       Eingeleitet hat die Debatte Grünen-Fraktionschef Werner Graf. Der brauchte
       nicht lange, um ins Austeilen Richtung CDU-SPD-Senat zu kommen. „Wenn diese
       Rückschrittskoalition mit uns fertig ist, dann fahren wir im Ochsenkarren
       durch die Stadt“, sagt er und fordert von Regierungschef Kai Wegner (CDU),
       nicht bloß über die sozialen Medien Erwartungen Richtung Senatorin und
       Autobahn GmbH zu äußern.
       
       „Ich sag Ihnen was, Herr Wegner (privat sind die beiden per Du; Anm. d.
       taz), Sie sind nicht der erwartende, Sie sind der Regierende Bürgermeister
       – also regieren Sie!“ Einmal in Fahrt legt Graf nach. „Langsam glaubt man,
       die CDU ist von Klimaklebern unterwandert, so wie Sie hier alles
       lahmlegen.“ Wegner selbst reagiert darauf nicht.
       
       Kristian Ronneburg (Linkspartei) übernimmt den eher nüchtern-sachlichen
       Teil der Oppositionskritik – und befürchtet Folgen der Krise, die weit über
       den Verkehr in der Stadt hinausgehen. Die Infrastruktur gehe kaputt, sagt
       er, „und damit auch das Vertrauen der Bürger in die Politik“.
       
       27 Mar 2025
       
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