# taz.de -- Stephan Weils Rücktritt: Zu farblos, zu konturenlos, zu geräuschlos
       
       > Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil tritt zurück. Er war ein
       > Politikertyp, der am liebsten im Verborgenen agierte.
       
 (IMG) Bild: Und dann war er weg, ohne dass wir bemerkten, dass er da war
       
       Dass der Rücktritt kommen wird, war klar. Einzig offen war die Frage: Wann
       überlässt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil einem anderen –
       designiert ist der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies – das
       Feld. Die [1][einstigen Kontrahenten] unterscheiden sich vor allem durch
       ihr rhetorisches Talent. Während Lies die Sätze nur so raushaut, übt sich
       Weil am liebsten in Schweigen. Aber eins haben beide gemeinsam: Man würde
       an ihnen vorbeilaufen, träfe man sie in Hannover in der Kröpcke-Passage
       beim Krawattenkauf.
       
       Obwohl Weil als Politiker einer Partei im Sinkflug und insbesondere in dem
       als [2][Niedersachsen-Sumpf titulierten Bundesland] erfolgreich war, wird
       er den wenigsten in Erinnerung bleiben. Und das nicht nur außerhalb
       Niedersachsens, sondern auch auf den Bauernhöfen des Agrarlandes, das gern
       eine Öko-Oase wäre, aber es nie wagte, tatsächlich eine zu werden.
       
       Weil wird zwar geschätzt für sein politisches Geschick – so spielte er eine
       entscheide Rolle bei der [3][Aufarbeitung des VW-Skandals], managte
       erfolgreich die Coronakrise und sorgte nach dem Energieboykott gegen
       Russland rasch für LNG-Terminals. All das aber wird kaum mit seinem Namen
       verbunden in Erinnerung bleiben. Weil Weil zu farblos, zu konturenlos, zu
       geräuschlos war. 2013 überschrieb die taz einen Text zu seinem Amtsantritt
       als Ministerpräsident mit der schönen Schlagzeile: [4][Weil, den niemand
       kennt].
       
       Mit Weil verschwindet ein Politikertypus, der – nun ja – SPD-eigen zu sein
       scheint: der schweigsame, unaufällige Beamte, der aus Angst, etwas Falsches
       zu tun, sich lieber vornehm zurückhält. So hat Olaf Scholz als Kanzler
       agiert, so hat Stephan Weil als Landesvater regiert. Diese besonnene
       Zurückhaltung mag in erhitzten Zeiten mitunter wohltuend sein, verbal
       abzurüsten ist nie verkehrt. Aber reicht das als politisches Konzept,
       angesichts des [5][sich weiter verschärfenden Rechtsrucks]? Möglicherweise
       braucht es aktuell mehr Politiker:innen, die dem Rechtstrend offensiver
       (nicht aggressiver) etwas entgegenzusetzen haben. Dazu braucht es jemanden
       mit mehr Profil.
       
       1 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nachfolge-von-Ministerpraesident-Weil/!6074917
 (DIR) [2] /Christian-Wulff-im-Gespraech/!5644648
 (DIR) [3] /Krise-bei-Volkswagen/!6031436
 (DIR) [4] /SPD-Spitzenkandidat-in-Niedersachsen/!5075681
 (DIR) [5] /Rechtsextremer-Treffpunkt-auf-dem-Dorf/!6074616
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Stephan Weil
 (DIR) Rücktritt
 (DIR) SPD Niedersachsen
 (DIR) Niedersachsen
 (DIR) Ministerpräsident
 (DIR) SPD Niedersachsen
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) IG Metall
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Nachfolge von Ministerpräsident Weil: Das schöne Märchen vom Prinz Charles von der Leine
       
       Wird er es nun endlich doch noch? Seit 13 Jahren muss sich Olaf Lies als
       Kronprinz handeln lassen. Das ist unfair, aber kaum zu vermeiden.
       
 (DIR) SPD-Wahlkampfauftakt in Hannover: Der Generalsekretär vorm Edeka
       
       Die SPD im Wahlkampf: Die Niedersachsen-Connection rearrangiert sich, von
       den Frauen redet keiner und Matthias Miersch bequatscht Samstagseinkäufer.
       
 (DIR) Krise bei Volkswagen: Viertagewoche statt Kündigung
       
       Niedersachsens Landeschef Weil will Werkschließungen bei VW mit einem
       bewährten Rezept verhindern. Dabei betrifft die Krise die gesamte
       Autobranche.