# taz.de -- Krieg in Nahost: Zwischen Bodenoffensive und Staatsumbau
       
       > Israels Premier Netanjahu benennt seinen Favoriten für den neuen
       > Shin-Bet-Chef. Derweil schreitet das Militär im Gazastreifen weiter
       > voran.
       
 (IMG) Bild: Vor dem israelischen Militär aus Rafah flliehende Palästinenser:innen in Chan Junis, Gazastreifen, am 31. März
       
       Berlin taz | Auf der Karte des Gazastreifens, die der israelische
       Militärsprecher am Montag auf Telegram teilt, ist der gesamte linke Rand
       rot eingefärbt. Das Gebiet, zu dessen Verlassen das israelische Militär
       aufruft, ist groß und beinhaltet unter anderem [1][die südliche Stadt
       Rafah]. Wie viele Menschen betroffen sind, ist schwer zu schätzen: In den
       vergangenen fünfzehn Monaten Krieg wurde fast die gesamte Bevölkerung Gazas
       immer wieder vertrieben, zeitweilig auch in die Stadt Rafah. Am Montag
       begehen außerdem Muslime das Zuckerfest, arabisch Eid al-Fitr, mit dem der
       Fastenmonat Ramadan endet. Flucht also statt Feiertag.
       
       Und während Israels Militär seine Bodenoffensive ausweitet, halten auch die
       Luftangriffe an. Etwa am Montagnachmittag [2][auf Khan Younis], wo noch
       immer viele innerhalb Gazas Geflüchtete in Zelten und temporären
       Unterkünften ausharren.
       
       Die Evakuierungsanweisung für Rafah und Umgebung ist die bisher
       flächenmäßig größte, seitdem die [3][Waffenruhe im Gazastreifen] Mitte März
       endete. Dabei hatte es am Wochenende positive Signale zu den Verhandlungen
       um eine neue Waffenruhe gegeben: Am Samstag hatte die Hamas erklärt, einen
       neuen Vorschlag abzunicken – laut diesem sollen fünf lebende Geiseln
       freigelassen werden, Israel die Kampfhandlungen für fünfzig Tage
       einstellen. Israel soll Medienberichten zufolge darauf bestehen, dass
       mindestens zehn Geiseln freikommen, ein entsprechender Gegenvorschlag sei
       unterbreitet worden.
       
       Was Israels Premier Benjamin Netanjahu am Sonntag erklärte, deutet wiederum
       gegen eine baldige Einigung in den Verhandlungen: Der militärische Druck
       wirke, erklärte er. Und betonte: „Die Hamas wird ihre Waffen niederlegen.
       Ihre Führer werden Gaza verlassen dürfen.“ Die [4][Demonstrationen in Gaza]
       selbst für ein Ende des Krieges und der Hamas-Herrschaft sind am Wochenende
       nach drei konsekutiven Protesttagen abgeklungen. Hamas-Kämpfer hatten
       mindestens einen Teilnehmer der Proteste getötet, manche lokalen Berichte
       sprechen von mehreren Toten.
       
       ## Wer ist Netanjahus Favorit Eli Sharvit?
       
       Während der Krieg anhält, schreitet in Israel die Umgestaltung des Staates
       voran: Am Montag gab das Büro des Premiers bekannt, dass dieser sich für
       einen neuen Shin Bet Chef entschieden habe. Der bisherige Leiter des
       Inlandsgeheimdienstes, Ronen Bar, war vor etwa zehn Tagen von der Regierung
       gechasst worden, sein letzter Arbeitstag soll der 10. April sein. Zwar
       hatte der Oberste Gerichtshof die Entlassung Bars zunächst gestoppt,
       Netanjahu aber erlaubt, einen Nachfolger zu finden. Die Wahl fiel auf Eli
       Sharvit, Kommandeur der israelischen Marine von 2016 bis 2021. Laut
       Medienberichten spricht er kein Arabisch. Er soll an Protesten gegen den
       Justizumbau der Regierung teilgenommen haben – weswegen seine Nominierung
       seitens Netanjahu bei dessen Koalitionspartnern für Unmut sorgt. Nach
       Angaben von Quellen der Times of Israel soll Netanjahu die Wahl von Sharvit
       nun nochmal überdenken.
       
       Bar wurde entlassen, weil Netanjahu angab, kein Vertrauen mehr in den
       Geheimdienstchef zu haben. Vorwürfe, er habe vor und am 7. Oktober 2023
       Informationen nicht weitergeleitet, erwiesen sich bisher als haltlos. Viel
       mehr könnte die Entlassung mit Ermittlungen des Shin Bet gegen zwei
       Netanjahu-Vertraute zusammenhängen: Die sollen Geld vom Golfstaat Katar
       angenommen haben, während sie für den Premier arbeiteten. Die beiden,
       Yonatan Urich und Eli Feldstein, wurden am Montagmorgen festgenommen,
       Netanjahu im Anschluss zu einer Aussage vorgeladen. Weitere Details sind
       nicht bekannt: Über das [5][„Katargate“] darf kaum berichtet werden, ein
       entsprechender Erlass wurde im März verhängt.
       
       31 Mar 2025
       
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 (DIR) Lisa Schneider
       
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