# taz.de -- Entwicklung von Wasserstoffmotoren: Zug-Spezialist*innen ziehen mit
       
       > Das Bremer Werk der DB-Fahrzeuginstandhaltung will mit dem
       > Fraunhofer-Institut testen, wie sich Verbrenner-Motoren auf Wasserstoff
       > umstellen lassen.
       
 (IMG) Bild: Abfahrt Richtung Klimaneutralität: ein Wasserstoffzug an einer Wasserstofftankstelle in Frankfurt im November 2022
       
       Bremen taz | Dieselmotoren, wie sie in Zügen zu finden sind, werden bis zu
       50 Jahre alt. In dieser Zeit kommen sie in gewissen Zyklen immer wieder zur
       Instandhaltung in die Werkstatt: nach Bremen, in das Werk der
       Fahrzeuginstandhaltung der Deutschen Bahn (DB). „Das Werk ist einmalig
       innerhalb unseres Werkeverbundes“, sagt der Bremer Werkleiter Sebastian
       Herzog. Hier bündelt die DB die Instandhaltung von Motoren und sogenannten
       Powerpacks.
       
       Powerpacks setzen sich zusammen aus Motor, Getriebe und Kühlanlage.
       Eigentlich wie im Auto, sagt Herzog. Die Idee ist, das Austauschen leichter
       zu machen: Man kann die Antriebseinheit mit allem Drum und Dran aus dem Zug
       nehmen und durch ein frisches Powerpack ersetzen. So kann der Zug schnell
       zurück auf die Schiene.
       
       Wenn ein Motor in Bremen ankommt, wird er komplett demontiert, „bis auf die
       letzte Schraube“, erklärt Herzog. Einige Teile sind schrottreif und werden
       ersetzt, andere Teile werden aufgearbeitet.
       
       Neu zusammengesetzt kommt jeder Motor auf den Prüfstand, je nach Größe acht
       bis 14 Stunden: Kraftstoffverbrauch, Drehzahl, Drehmoment – alles wird in
       verschiedenen Belastungszyklen getestet. Herzog vergleicht den Motor auf
       dem Prüfstand mit seinen zahlreichen Drähten, Sensoren und Stöpseln mit
       einem Sportler beim Leistungstest. Die [1][Verbrennungsmotoren], die hier
       auf dem Prüfstand stehen, werden vor allem in Regional- und Güterzügen
       genutzt. Andere Züge fahren mit Strom aus Oberleitungen.
       
       Wie viele Motoren ein Eisenbahnunternehmen für den Austausch bereithält,
       entscheidet es selbst. Die Bremer*innen sind für die Instandhaltung
       zuständig – „schnellstmöglich und in der geforderten Qualität“, sagt
       Herzog.
       
       Die Arbeit im Werk ist dafür fast durchgängig digital und papierlos
       organisiert. Werkleiter Herzog nennt das „digitale Produktionssteuerung“:
       Mitarbeitende erhalten ihre Arbeitsaufträge aufs Tablet und bestätigen
       elektronisch, was erledigt wurde. „Wir haben es immer wieder geschafft, uns
       an die Zukunft anzupassen“, sagt Herzog.
       
       Dass in Zukunft deutlich [2][weniger Züge mit Diesel fahren werden], wissen
       sie auch in Bremen. Bald will das Werk gemeinsam mit dem
       [3][Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte
       Materialforschung] (Ifam) Wasserstoff in Verbrennungsmotoren testen. Dafür
       soll auf dem Werksgelände ein Prüfstand entstehen. Die
       DB-Fahrzeuginstandhaltung stellt Raum und Wissen zur Verfügung, das Ifam
       kümmert sich um Bau und Betrieb des Prüfstands.
       
       Das Werk Bremen richte sich am Bedarf der Kunden aus, sagt Herzog. Wenn
       sich der Markt Richtung [4][Klimaneutralität] entwickelt, wolle man bereit
       sein: „Wir wollen mit Ja antworten können, wenn gefragt wird, ob wir einen
       Wasserstoffmotor prüfen können.“
       
       Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) spricht in Bezug auf das
       Projekt von der „Zukunftssicherung des Werkes“. Verkehrssenatorin Özlem
       Ünsal (SPD) nennt die Umrüstung bestehender Antriebe auf klimafreundliche
       Technologien „ein Schlüsselelement der Verkehrswende“.
       
       Das Werk ist 111 Jahre alt. Bis 2019 wurden hier auch Loks instandgehalten.
       Dann folgte die Spezialisierung auf Motoren und Powerpacks.
       
       Kundin ist vor allem die DB, aber auch andere Verkehrsbetriebe geben hier
       Motoren ab. Das Werk ist Ausbildungsbetrieb für
       Industriemechaniker*innen und Lagerlogistiker*innen. Rund 400
       Menschen arbeiten hier im Dreischichtbetrieb auf knapp 40.000 Quadratmetern
       im Industriegebiet in Bremen-Sebaldsbrück.
       
       2 Apr 2025
       
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