# taz.de -- Gedenken an Hanau-Anschlag: SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
       
       > Die Mutter des ermordeten Sedat Gürbüz hat die kommunale Koalition in
       > Hanau kritisiert. Nun will diese das Gedenken so nicht mehr zulassen.
       
 (IMG) Bild: Hanau, 19. Februar: Emis Gürbüz, Mutter des ermordeten Sedat Gürbüz spricht bei der Gedenkveranstaltung der Stadt
       
       Hanau taz | In Hanau hat die kommunale Koalition aus SPD, CDU und FDP
       verkündet, künftig nicht mehr wie bisher der Opfer des rassistischen
       Terroranschlags gedenken zu wollen. Begründet hat sie dies mit der
       Meinungsäußerung einer Opfermutter. Diese hatte bei einer
       Gedenkveranstaltung am Mittwoch die Stadt kritisiert.
       
       „Ich werde bestraft, weil ich mich nicht beuge“, kritisiert Emis Gürbüz,
       die Mutter, des ermordeten Sedat Gürbüz, die Erklärung der Koalition. Diese
       hatte sich [1][in einer Pressemitteilung am Freitag] gegen die Mutter des
       Ermordeten gewandt.
       
       Darin heißt es, Gürbüz habe sich bei der Gedenkveranstaltung „mit
       schockierenden Äußerungen zu Wort gemeldet“. [2][Tatsächlich hatte sie in
       ihrer Rede erklärt, dass „die Stadt Hanau die Verantwortung für den 19.
       Februar 2020“ trage und „schuldig“ sei.] Der Täter habe vor seiner Tat
       Briefe geschrieben, die ignoriert worden seien. Zudem sei gegen [3][die
       verschlossene Notausgangstür am Tatort] nichts unternommen worden.
       
       „Die Fehler, Versäumnisse und Fahrlässigkeiten der Stadt Hanau haben neun
       jungen Menschen das Leben gekostet“, hatte Gürbüz am Mittwoch gesagt und
       eine Verantwortungsübernahme gefordert. „Hätte die Stadt ihre Aufgaben
       ordnungsgemäß erfüllt, wären diese Kinder heute am Leben.“
       
       ## Die Koalition wirft Gürbüz „Agitation“ vor
       
       Stattdessen schreiben die Hanauer Politiker in der Pressemitteilung, auch
       mit dem „furchtbaren Tod ihres Sohnes Sedat“ sei „nicht jede Rede von Frau
       Gürbüz zu rechtfertigen“. Sie werfen ihr vor, das „Gedenken zur politischen
       Agitation genutzt“ zu haben.
       
       „Bei allem Verständnis für die Trauer“ verlangte der Vorsitzende der
       Hanauer FDP-Fraktion, Henrik Statz, „Respekt und Achtung gegenüber Bund,
       Land, Stadt sowie den anderen Opferfamilien“. Der CDU-Fraktionsvorsitzende
       Pascal Reddig warf Gürbüz vor, die Gedenkveranstaltung genutzt zu haben, um
       „rückwärtsgewandt zu spalten und die schreckliche Tat zu
       instrumentalisieren“. Für die Zukunft stellte die Koalition klar, es werde
       derlei Gedenkveranstaltung in Hanau nicht mehr geben.
       
       ## Falschbehauptung der Koalition über Gürbüz
       
       Darüber hinaus wirft die Koalition aus SPD, CDU und FDP Emis Gürbüz vor,
       bei der Premiere des Films „Das Deutsche Volk“ auf der Berlinale gesagt zu
       haben, dass sie Deutschland, Hanau und den Hanauer Oberbürgermeister hasse.
       Das wies Gürbüz zurück. Dass eine derartige Aussage nicht gefallen sei,
       bestätigten auf Nachfrage der taz weitere Premieren-Gäste.
       
       Gürbüz selbst sagt dazu: „Ich habe mich immer bei allen Deutschen, die mich
       seit Jahren begleiten, von ganzem Herzen bedankt.“ Es mache sie betroffen,
       dass man sich weiterhin so mit ihr beschäftige, nach dem ihr Kind ermordet
       wurde. „Was wollen sie von mir noch?“, fragt sie.
       
       ## Vermischung mit Privatangelegenheiten
       
       Die Koalition merkte an, dass Gürbüz aktuell die deutsche
       Staatsbürgerschaft beantrage, und stellte die Frage: „Warum sie bei einer
       derartigen Gefühlslage die deutsche Staatsbürgerschaft beantrage, bleibt
       wohl ihr Geheimnis.“ Die Betroffene kritisierte, dass ihr privates Anliegen
       thematisiert werde.
       
       Die SPD-Fraktionsvorsitzende Ute Schwarzenberger erklärte zudem, sie
       wünsche „Frau Gürbüz die Kraft, ihren Hass zu überwinden, um sich künftig
       respektvoll zu äußern“.
       
       Armin Kurtović, dessen Sohn [4][Hamza Kurtović ebenfalls bei dem Anschlag
       am 19. Februar 2020 in Hanau ermordet wurde], kritisierte die kommunale
       Koalition scharf. „Anstatt die Verantwortung für ihr Versagen zu
       übernehmen, startet der Oberbürgermeister mit dem Magistrat eine
       Gegenoffensive – wie immer“, sagte Kurtović der taz.
       
       21 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://fdp-hanau.de/meldung/wer-achtung-und-respekt-einfordert-muss-auch-mit-achtung-und-respekt-agieren/
 (DIR) [2] /5-Jahrestag-des-Anschlags/!6067170
 (DIR) [3] /Fuenf-Jahre-nach-Anschlag-in-Hanau/!6069285
 (DIR) [4] /Anschlag-von-Hanau/!6067819
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Yağmur Ekim Çay
       
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