# taz.de -- Rohstoffdeal zwischen USA und Ukraine: Reparationen von dem Falschen an den Falschen
       
       > Das USA-Ukraine-Abkommen ist einseitig, nur die USA profitieren. Dafür
       > ist kein Grund ersichtlich. Richtig wäre, wenn Russland an die Ukraine
       > zahlte.
       
 (IMG) Bild: Ein Arbeiter beim Abbau von Ilmenit, einem Schlüsselelement für die Titanherstellung, in einem Tagebau in der Region Kirowohrad
       
       Es ist vermutlich besser, dass sich die US-Regierung von Donald Trump und
       die ukrainische Regierung unter Wolodymyr Selenskyi jetzt auf die Grundzüge
       eines Rohstoffabkommens geeinigt haben. Besser jedenfalls, als die Lage
       rhetorisch weiter so zu eskalieren wie Trump in der vergangenen Woche, als
       er, erzürnt über Selenskyis Weigerung, den Reichtum der Ukraine auf
       Jahrzehnte hinaus herzuschenken, den ukrainischen Präsidenten als
       „[1][nicht gewählten Diktator]“ bezeichnete, der besser schnell handele,
       weil er sonst kein Land mehr habe.
       
       Letztlich allerdings ist es klassische Trump-Masche: Ohne jede Skrupel
       provoziert er selbst eine schwere Krise, nur um sie dann zu entschärfen und
       im Prozess die Perspektiven vollkommen verschoben zu haben. Denn noch bis
       zum Mittag des 20. Januar dieses Jahres, als [2][Trump in Washington den
       Amtseid ablegte], war die Ukraine für die USA eine angegriffene Demokratie,
       ein um seine Freiheit kämpfendes Land, dem die USA, im Verbund mit ihren
       europäischen Alliierten, ihre Unterstützung zusicherten.
       
       Jetzt ist die Ukraine bestenfalls ein Geschäftspartner für Trump,
       jedenfalls aber ein Land, das [3][selbst schuld daran ist, überfallen
       worden zu sein], und dafür jetzt zahlen soll. Denn nichts anderes ist, was
       jetzt großspurig und irreführend „Investitionsfonds zum Wiederaufbau der
       Ukraine“ genannt wird: ein Vertrag, der den USA [4][Einkünfte aus
       ukrainischen Bodenschätzen garantiert], ohne dass sie dafür zukünftig
       Bedeutendes leisten müssen – etwa die Sicherheit der Ukraine zu
       garantieren.
       
       Damit wird das Abkommen fast zu einer Art Reparationszahlung für erlittene
       materielle Schäden – aber nicht von Russland an die Ukraine, wie es richtig
       wäre, sondern von der Ukraine an die USA, unter Androhung des sofortigen
       Untergangs. Wie schon bei der ersten Runde der Verhandlungen zwischen den
       USA und Russland im saudi-arabischen Riad stehen die Europäer hilflos
       daneben und schauen sich an, was eiskalt ausgenutzte Macht bewirken kann.
       
       ## Perversion internationalen Gebarens
       
       Ihnen ist im US-amerikanischen Kalkül die Rolle des Zaungastes zugewiesen,
       der ein zukünftiges, von ihm selbst kaum mit verhandeltes
       Waffenstillstands- oder gar Friedensabkommen erst widerspruchslos zu
       akzeptieren hat und dann nach Möglichkeit auch militärisch absichern soll.
       All das, warum die USA und Europa den Verteidigungskampf der Ukraine gegen
       den russischen Aggressor in den letzten Jahren unterstützt haben,
       interessiert nicht mehr. Grenzen gewaltsam verschieben? Warum nicht, wenn
       man es kann.
       
       Demokratie, Menschenrechte? Wokes Gedöns. Für die US-Regierung hat
       stattdessen Priorität, so schnell wie möglich zu normalen wirtschaftlichen
       Beziehungen auch mit Russland zurückkehren zu können, dem Land also, mit
       dessen Diktator man zuvor bilateral die Einflusssphären zu regeln gedenkt.
       Es wird an den Europäern liegen, eine solche Perversion internationalen
       Gebarens nicht durchgehen zu lassen. Ob sie die dafür nötige Macht aufbauen
       können, liegt an ihnen selbst.
       
       26 Feb 2025
       
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