# taz.de -- Altersbericht der Bundesregierung: Mythos „Babyboomer“
> Von pauschalen Erleichterungen für alle Rentner:innen profitieren auch
> jene, die schon genug haben. Wichtiger sind zielgerichtete Maßnahmen
> gegen Altersarmut.
(IMG) Bild: Gute Aussichten nicht für alle Rentner
Eigentlich hätte man es sich denken können: Das Gerede von den
Babyboomer:innen, die von den Beiträgen der Jungen eine fette Rente
genießen, ist mit Vorsicht zu genießen. Die Ungleichheit nicht zwischen den
Generationen nimmt zu, sondern jene zwischen den Menschen innerhalb einer
Generation wächst. Das ergibt auch der am Mittwoch vorgelegte neunte
Altersbericht der Bundesregierung.
Die Armutsquote bei den Alten ist gestiegen, obwohl die durchschnittlichen
Alterseinkommen zulegten. Aber was heißt schon „Durchschnitt“? Ein
69-jähriger emeritierter Hochschulprofessor in München mit Zweitfrau und
aus wohlhabender Familie lebt in einer völlig anderen Situation als eine
69-jährige alleinstehende ehemalige Krankenpflegehelferin mit
Migrationshintergrund, die jahrelange Schichtarbeit mit mäßiger Bezahlung,
eine Scheidung, Kinderbetreuung, die Pflege der alten Mutter und eine
durchbrochene Erwerbsbiografie hinter sich hat. Beides sind
„[1][Babyboomer]“.
Für die aktuelle politische Debatte im Wahlkampf bedeutet dies, dass
politische Wohltaten, die allen Alten versprochen werden, ersetzt werden
sollten durch zielgenauere Vorhaben.
Wie die Union mit der „Aktivrente“ erhebliche Steuererleichterungen zu
versprechen für alle Alten, die noch arbeiten, erzeugt Mitnahmeeffekte auch
für Akademiker:innen, die neben einer hohen Rente noch gut und gerne einen
Zusatzjob stemmen können.
Und grundsätzlich die Eigenanteile bei der Pflege zu deckeln, wie es die
SPD verspricht, würde auch sehr Wohlhabende staatlich subventionieren, die
Pflegekosten aus eigenem Einkommen und Vermögen bezahlen könnten. Hier
müsste es Differenzierungen geben. Die Ungleichheit unter den Alten wäre
auch mit ein Grund, Vermögensbesteuerungen ernsthaft politisch zu
verfolgen, denn „das letzte Hemd hat keine Taschen“, wie ein bekannter
Spruch lautet.
Daher, auch wenn das Zielgruppen-Marketing der Parteien damit komplexer
wird: [2][Schluss mit den Generationenklischees] – für einen an der
[3][Lebenswirklichkeit] orientierten Wahlkampf.
8 Jan 2025
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(DIR) Barbara Dribbusch
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