# taz.de -- Sinkende Sektverkäufe: Zukunft nicht so prickelnd
       
       > Seit Jahren sinkt der Sekt-Absatz in Deutschland. Das liegt nicht nur am
       > verstaubten Image des Schaumweins, sondern auch an der gesellschaftlichen
       > Stimmung.
       
 (IMG) Bild: Dass man mit Sekt verstaubte Traditionen begießt, hat ihn selbst zu einer solchen gemacht
       
       Was haben Rentner:innen im ICE, Brunchgäste, Jura-Studis und
       Silvester-Feiernde gemeinsam? Auf ihren Schultern lastet mutmaßlich das
       Fortbestehen der deutschen Schaumweinindustrie. Oder zumindest das, was
       davon noch übrig ist. Denn der Sektabsatz sinkt seit Jahren. Laut dem
       [1][Statistischen Bundesamt] ist er zwischen 2013 und 2023 um 17 Prozent
       zurückgegangen: von 46 auf 37 Gläser pro Jahr.
       
       Wen wundert’s? Viele Anlässe, die früher gefeiert wurden, sind heute eher
       belastend. Ihr freut euch über euren Bachelor-Abschluss? Na, wartet mal ab,
       wie sich der Wechsel von der Studi-Bubble in die von Boomern und Männern
       angeführte Arbeitswelt anfühlt. Ihr freut euch, endlich in Rente zu gehen?
       Willkommen in der baldigen Altersarmut! Die Stimmung in der Welt ist
       gedrückt. Niemand mag auf eine Zukunft mit Rechtsruck, Schuldenbremse und
       Klimakrise anstoßen.
       
       Hinzu kommt, dass Frustsaufen out ist, auch weil junge Menschen gerne die
       Kontrolle behalten. Der Alkoholkonsum geht insgesamt zurück: [2][Pro Jahr
       wurden 2023 16 Liter weniger Bier getrunken] als 2013 und [3][2 Liter
       weniger Wein als 2016].
       
       ## Höhepunkt lahmer Partys
       
       Den Sekt trifft es vielleicht besonders hart, weil er einfach uncool ist.
       Dass man mit ihm verstaubte Traditionen begießt, hat ihn selbst zu einer
       solchen gemacht. Partys, bei denen Sekt fließt, sind in der Regel nur in
       dem Moment aufregend, in dem ein Korken gegen die Decke kracht. Die
       vornehmen filigranen Gläser gehen dabei womöglich direkt kaputt und dank
       Inflation kann sich niemand neue leisten. Und Sektglaspyramiden sind zwar
       schick, aber auch bonzig und somit cringe.
       
       Sekt symbolisiert Verschwendung. Und die ist in Zeiten, in denen wir in
       Deutschland dreimal mehr Erden verbrauchen, als wir sollten, nicht
       zukunftsfähig.
       
       Was stattdessen cool ist: alkoholfreies Bier. [4][Dessen Produktion hat
       sich seit 2013 etwa verdoppelt]. Und im Gegensatz zu Sekt ätzt es einem
       nicht die komplette Mundhöhle mit Kohlen- und Weinsäure weg.
       
       17 Dec 2024
       
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