# taz.de -- Merz’ neueste Abschiebeforderungen: Kein Ausrutscher
> CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz setzt auf eine harte Abschiebepolitik.
> Seine Ideen sind zwar nur schwer umsetzbar, aber ganz bewusst gesetzt.
(IMG) Bild: Passentzug bei Straffälligkeit:Unrealistische Merzvorschläge
CDU-Chef Friedrich Merz hat gefordert, Straftätern mit doppelter
Staatsbürgerschaft den deutschen Pass abzuerkennen, um diese abschieben zu
können. Das ist nicht nur rassistisch – es ist auch unrealistisch und
darüber hinaus selbst aus Perspektive der Union strategisch fragwürdig.
Merz macht mit seiner [1][Forderung alle Menschen mit doppelter
Staatsangehörigkeit zu Bürgern zweiter Klasse]. Bürger, die nur die
deutsche Staatsangehörigkeit haben und Straftaten begehen, kann diese nicht
entzogen werden. Allen anderen macht Merz deutlich: Ihr werdet nie ganz
dazugehören.
Merz’ Vorstoß ist deshalb auch verfassungsrechtlich fragwürdig. Bisher kann
nur ausgebürgert werden, wer sich beispielsweise einer ausländischen Armee
oder einer Terrorgruppe angeschlossen hat. Bei einfachen Straftaten ist das
nicht möglich. Merz müsste also voraussichtlich das Grundgesetz ändern.
Doch selbst wenn ein einfaches Gesetz reichen sollte, wird Merz dafür keine
demokratische Mehrheit im Parlament finden. Das weiß auch Merz. Seine
Aussage war kein Ausrutscher, sondern wohl überlegt platziert in einem
Zeitungsinterview – einen Tag, bevor auch die CSU ankündigte, ihren
Wahlkampf auf die Migrationspolitik zu fokussieren.
In den vergangenen Monaten ist Merz oft moderat aufgetreten. Auf den
Anschlag in Magdeburg reagierte er zunächst zurückhaltend, rief zum
Zusammenhalt und Politiker zur Zurückhaltung auf. Er traf damit einen Ton,
was [2][Scholz in seiner Nüchternheit] und Habeck mit seinem Pathos nicht
gelang.
Noch im Herbst hatte Merz gesagt, er wolle eine Zuspitzung des
Migrationsthemas im Wahlkampf vermeiden, Wirtschaftspolitik etwa sei
wichtiger. Es war der Versuch, als Mann der Mitte, als Staatsmann
aufzutreten.
Nun ist es mit Merz’ Zurückhaltung vorbei. Man fragt sich: Reicht der Union
die stabile Führung in den Umfragen nicht? Glaubt man wirklich, mit einem
Rechtsruck das dazuzugewinnen, was man in der Mitte verlieren könnte? Noch
haben übrigens auch [3][Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft das
Wahlrecht] in Deutschland.
6 Jan 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Wahlprogramm-der-Union/!6056358
(DIR) [2] /Neujahrsansprache-des-Kanzlers/!6059444
(DIR) [3] /Neues-Einbuergerungsgesetz/!6020361
## AUTOREN
(DIR) Kersten Augustin
## TAGS
(DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
(DIR) Friedrich Merz
(DIR) doppelte Staatsbürgerschaft
(DIR) Ausweisung
(DIR) GNS
(DIR) GNS
(DIR) Kolumne Materie
(DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
(DIR) Friedrich Merz
(DIR) Robert Habeck
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
(DIR) Friedrich Merz
(DIR) Jens Spahn
(DIR) Fachkräftemangel
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Was für ein beschissenes Jahr: Am besten, Sie ertränken den Dry January in trockenem Sekt
Jeder Fünfte will eine rechtsextreme Partei wählen, der mächtigste Mann der
Welt macht Jagd auf Minderheiten. Wie soll man diesen Horror verkraften?
(DIR) Merz will Straftätern Pass entziehen: Heimat ist bedingungslos
Friedrich Merz will Doppelstaatlern den deutschen Pass entziehen. Es ist
eine Forderung ohne politische Zukunft – außer an der Seite der AfD.
(DIR) CSU-Klausur mit Kanzlerkandidat Merz: Das Wunder von Seeon
Niemand hatte bei CSU und CDU die Absicht, einen Migrationswahlkampf zu
führen. Wirklich! Und dann war er doch da.
(DIR) Habeck-Werbung in München: Grüne Projektion
Am Siegestor erstrahlte das Gesicht von Habeck. Öffentlichen Raum für
nichtssagende Wahlwerbung zu nutzen, ist aber sowohl verboten als auch
unoriginell.
(DIR) Folgen der Erderhitzung: 2024 war extrem
Der Wasserkreislauf gerät wegen der Erderhitzung aus dem Gleichgewicht. Es
gab 2024 mehr Dürren und Starkregen, weswegen tausende Menschen starben.
(DIR) Rassismus der CDU: Merz will Doppelstaatler ausbürgern
Menschen mit zwei Pässen sollen den deutschen verlieren, wenn sie
straffällig werden. Davon träumt der CDU-Chef. Doch SPD, Grüne und FDP
lehnen das ab.
(DIR) Jens Spahn: Da bringt sich einer in Stellung
Jens Spahn gilt als Strippenzieher und Antreiber. Der
Ex-Gesundheitsminister möchte in der nächsten Bundesregierung mitmischen.
Viele sehen den CDUler als echte Gefahr.
(DIR) Fachkräftemangel in Deutschland: 80.000 Syrer arbeiten in Engpassberufen
Erstmals ist eine Rückkehr nach Syrien für viele Geflüchtete eine Option.
Für die deutsche Wirtschaft ist das eine weitere schlechte Nachricht.