# taz.de -- Mercosur-Abkommen unterzeichnet: Freihandel zwischen EU und vier lateinamerikanischen Ländern
       
       > In Uruguay ist das Mercosur-Abkommen unterzeichnet worden. Auch nach 20
       > Jahren Verhandlungen bleibt es hoch umstritten. Details zu Klimaschutz
       > sind noch geheim.
       
 (IMG) Bild: Fast geschlossene Reihe fürs Gruppenfoto: Javier Milei (l-r), Luis Lacalle Pou, r Ursula von der Leyen,Luiz Inacio Lula da Silva
       
       Brüssel taz | Darauf hat Brüssel 20 Jahre gewartet: Die EU-Kommission und
       vier südamerikanische Staaten der Mercosur-Gruppe haben sich am Freitag in
       Montevideo auf [1][ein umfassendes Freihandelsabkommen] verständigt. Durch
       den [2][umstrittenen Mercosur-Deal] soll eine der größten Handelszonen der
       Welt mit mehr als 700 Millionen Menschen entstehen. Sie würde fast 20
       Prozent der Weltwirtschaft und mehr als 31 Prozent der globalen
       Warenexporte abdecken.
       
       Für den Abschluss [3][war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
       extra nach Uruguay gereist]. Die CDU-Politikerin feierte die Einigung als
       ersten großen Erfolg ihrer neuen Amtszeit, die am 1. Dezember begonnen hat.
       Die Verhandlungen und ihre Ergebnisse wurden bis zuletzt geheim gehalten.
       Daher ist unklar, ob noch zusätzliche Klimaschutz- und
       Nachhaltigkeits-Klauseln vereinbart wurden, wie dies vor allem auf EU-Seite
       gefordert wurde.
       
       Gegen das Abkommen gibt es in Europa massive Bedenken und Proteste.
       Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hatte von der Leyen wiederholt
       öffentlich vor dem Deal gewarnt. Die Regierung in Paris fürchtet Nachteile
       [4][für ihre Landwirte] und für die Verbraucher. Auch Polen und Italien
       haben Vorbehalte angemeldet. Von der Leyen sagte, diese Bedenken seien
       aufgenommen worden; ihre Behörde habe Absicherungen in das Abkommen
       eingebaut.
       
       ## Mehr Abnehmer für mehr Autos
       
       Für den Deal haben sich vor allem Deutschland und Spanien ausgesprochen.
       Deutschland hofft auf größere Absatzchancen für die Autoindustrie, Spanien
       auf noch engere Beziehungen zu Lateinamerika. Die Bundesregierung sprach
       von einer „einmaligen Gelegenheit“. Die Deutsche Industrie- und
       Handelskammer redet von einem „echten Meilenstein“ für die Unternehmen. Der
       Abschluss schaffe Exportchancen in Zeiten großer globaler Unsicherheit.
       
       Die EU sieht sich vor allem von den USA und China heraus-gefordert. China
       ist in Südamerika aktiver denn je und könnte den Europäern lukrative Märkte
       wegschnappen. Der künftige US-Präsident Donald Trump hat der EU mit
       Strafzöllen gedroht. Zudem will er den Handelskrieg mit China ausweiten,
       was auch den deutschen und europäischen Handel treffen dürfte. Vor diesem
       Hintergrund galt der Mercosur-Gipfel als wichtige, wenn nicht letzte
       Chance.
       
       ## Ratifizierung noch nicht sicher
       
       Allerdings ist unklar, ob die EU das Abkommen ratifizieren und dann auch
       umsetzen wird. 2019 gab es schon einmal eine vorläufige Vereinbarung, die
       dann jedoch nicht ratifiziert wurde. Auch diesmal zeichnen sich Probleme
       ab; sie könnten sogar zu einer deutsch-französischen Krise führen. Macron
       versucht, im Ministerrat eine Sperrminorität zu organisieren, um das
       Abkommen in letzter Minute doch noch zu stoppen.
       
       Kanzler Olaf Scholz plant jedoch bereits eine Parade. Man werde sich einem
       sogenannten „EU-only“-Abkommen nicht verschließen, wenn sich abzeichne,
       dass ein Abschluss anders nicht möglich sei, sagte eine
       Regierungssprecherin in Berlin. Bei einem „Nur EU“-Abkommen ist nur eine
       Ratifizierung in Brüssel, nicht aber durch die 27 Mitgliedstaaten nötig.
       Dafür müsste das Abkommen aber abgespeckt werden, sodass nur der
       Handelsteil übrig bleibt.
       
       Auch Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) hat sich zuletzt offen für einen
       Kompromiss gezeigt. „Hauptsache, dieses Abkommen steht“, sagte eine
       Sprecherin des Wirtschaftsministeriums in Berlin. Das Auswärtige Amt
       mahnte, man dürfe die Handelsbeziehungen mit Südamerika nicht China
       überlassen. Die EU-Kommission in Brüssel sprach von einer
       „Win-Win“-Situation. Von dem Abkommen würden nicht nur Unternehmen, sondern
       auch die Verbraucher profitieren.
       
       ## Kritik von Umweltschützern
       
       Scharfe Kritik kommt hingegen von Verbraucherverbänden und Umweltschützern.
       Der Deal entspreche nicht den hohen EU-Standards beim Tierschutz um beim
       Klima, hieß es beim europäischen Verbraucherverband BEUC. „Dieses Abkommen
       fördert den Handel mit giftigen Pestiziden und Verbrenner-Autos, befeuert
       die Zerstörung des Regenwaldes und die Vertreibung indigener Gruppen in
       Lateinamerika“, kritisiert das Umweltinstitut München.
       
       6 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
 (DIR) Jost Maurin
       
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