# taz.de -- Burschenschaft Gothia: Zentraler Akteur der extremen Rechten
       
       > Die Verbindung der Burschenschaft Gothia reichen bis ins
       > rechtsterroristische Lager. Es ist höchste Zeit, sie als
       > Sicherheitsrisiko ernst zu nehmen.
       
 (IMG) Bild: Briefkasten der Gothia Berlin
       
       Einer der jüngsten Einträge auf der Instagram-Seite der Burschenschaft
       Gothia sagt viel über das Selbstverständnis der Studentenverbindung: Zu
       sehen ist ein Gruppenbild von fünf Männern, vier davon unkenntlich gemacht,
       in ihrer Mitte der alte und neue US-Präsident Donald Trump.
       
       Im Beitrag dazu heiß es, der Gothia-„Bundesbruder Z.“ habe den
       „deutschstämmigen“ Trump getroffen. Dieser habe in einem „langen Gespräch
       großes Interesse an dem deutschen Korporationswesen und insbesondere an der
       Hauptstadtburschenschaft Gothia“ gezeigt. Womöglich werde er gar ein
       Grußwort oder eine Festrede zu ihrem Stiftungsfest halten – Thema:
       „Wokeismus und Klimaextremismus an der Universität“.
       
       Hier kommt fast alles zusammen, was die Gothia zu einem gefährlichen Akteur
       der extrem rechten Szene macht. Toxische Männlichkeit, Konspirativität,
       völkischer Nationalismus, Verbindungen zu politischen Entscheidungsträgern,
       ein selbstüberhöhendes Eliten-Verständnis sowie der Kampf gegen jeden
       gesellschaftlichen Fortschritt, Gleichberechtigung und
       Anti-Diskriminierung.
       
       Angesichts dieses Mindsets ist die Verknüpfung innerhalb der Gothia, die
       jahrelang durch alte CDU-Seilschaften geprägt war, mit dem militanten
       Flügel des deutschen Rechtsextremismus dann auch kein Wunder. Im
       klüngelnden Männerbund sind die gemeinsame Ächtung von Frauen und allgemein
       einer liberalen Gesellschaftsordnung eben [1][dicker als jede Brandmauer].
       
       ## Kurth als Terror-Unterstützer
       
       Niemand steht für diesen Brückenschlag inzwischen mehr als [2][Peter
       Kurth], Ex-CDU-Finanzsenator und bis Jahresanfang Vorsitzender des
       Gothia-Vereins. Damals war bekannt geworden, dass er bei einem Treffen in
       seiner Wohnung extreme Rechte wie den AfDler Maximilian Krah, den
       Identitären Martin Sellner und den Verleger Götz Kubitschek vernetzte.
       Später kam heraus: Kurth hatte schon 2019 den Aufbau eines Hausprojekts der
       Identitären Bewegung unterstützt.
       
       Im Zuge des Verbots der rechten Terrorgruppe „Sächsische Separatisten“
       wurde nun eine weitere Geldgabe öffentlich – [3][100.000 Euro für ein
       Hausprojekt der Terrorverdächtigen]. Den Empfänger, den
       AfD-Kommunalpolitiker Kevin Richter, kannte Kurth persönlich – aus
       Gothia-Kreisen, denn Richter war eine Zeit lang bei deren Schülerverbindung
       Iuvenis aktiv.
       
       Es wäre abstrus, diese Verbindung als Einzelfall abzutun. Im Gegenteil
       zeigt sich: Die Gothia ist ein verbindender Akteur der rechtsextremen
       Szene. Kaum ein hoher Kader der Jungen Alternative in Berlin ging nicht
       durch ihre Schule; kaum eine rechte Terrorzelle kommt ohne ihre
       AfD-Verbindungen aus. Vor diesem Hintergrund bietet Anlass zur Sorge, dass
       die Gothia eng mit einem Berliner Schießsportverein verzahnt ist und viele
       Soldaten der Bundeswehr in ihren Reihen hat.
       
       ## Nicht länger rechts liegen lassen
       
       Für die Sicherheitsbehörden, genauso wie für antifaschistische
       Demokrat:innen, kann das nur bedeuten, die Burschenschaft nicht länger
       rechts liegen zu lassen. Parlamentarische Anfragen zu den Aktivitäten der
       Burschenschaftler blieben zuletzt ohne ergiebige Antworten, in
       Verfassungsschutzberichten sucht man sie vergebens. Auch eine letzte Demo
       in Zehlendorf muss sehr lange her sein.
       
       Immerhin waren Berlins Burschenschaften nach dem aufgeflogenen
       Geheimtreffen am Jahresanfang schon einmal Thema im Innenausschuss des
       Abgeordnetenhauses. Damals hatte der SPD-Staatssekretär für Inneres,
       Christian Hochgrebe, laut ND gesagt: „Burschenschaften spielen eine
       relevante Rolle bei der Vernetzung der Szene.“ Zudem gehe der
       Verfassungsschutz von einer „strategischen Zusammenarbeit“ mit
       rechtsextremen Gruppen aus.
       
       An Erkenntnis fehlt es also nicht. Nur noch an konkreten Handlungen.
       
       15 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
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