# taz.de -- Altvordere sollen Linke retten: Hoffen auf die „Silberlocken“
       
       > Offiziell wollen Gysi, Ramelow und Bartsch am kommenden Mittwoch
       > verkünden, ob sie für die Linkspartei kandidieren. Trabert bekennt sich
       > schon jetzt.
       
 (IMG) Bild: Damals noch keine „Silberlocken“: Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch auf einem Parteitag der Linken, 2009
       
       Berlin taz | Das Aufatmen in der Linken dürfte groß sein. Auch wenn sie
       ihre Entscheidung offiziell erst noch verkünden wollen, sieht es danach
       aus, als hätten sich Gregor Gysi, Bodo Ramelow und Dietmar Bartsch darauf
       verständigt, noch einmal für ihre Partei in den Wahlkampf zu ziehen. Unter
       dem Titel „Projekt Silberlocke geht an den Start“ lädt das Trio jedenfalls
       für den kommenden Mittwoch um 11 Uhr die Hauptstadtjournalist:innen
       in die Bundespressekonferenz ein.
       
       Auf dem [1][Bundesparteitag Mitte Oktober in Halle] hatte Gysi die
       Delegierten mit der Ankündigung überrascht, er, Ramelow und Bartsch würden
       sich „irgendwann“ nach dem Event treffen und bei einem Wein „darüber
       nachdenken, ob es den wirklich notwendigen Aufschwung in unserer Partei
       gibt“. Falls sie zu einem positiven Ergebnis kämen, dann würden sie die
       „Aktion Silberlocke“ starten. Die Aussicht auf die vorgezogene
       Bundestagswahl im Februar scheint ihren Entscheidungsfindungsprozess nun
       beschleunigt zu haben.
       
       Von besonderer Relevanz sind dabei die Kandidaturen von Gysi und Ramelow.
       Denn beide hätten gute Chancen, ihren jeweiligen Wahlkreis zu gewinnen.
       Gysi ist dieses Kunststück schon fünfmal in Treptow-Köpenick in Berlin
       gelungen. Thüringens populärer Nochministerpräsident Ramelow holte bereits
       bei der Landtagswahl im September ein Direktmandat in Erfurt, allerdings
       ist bei der Bundestagswahl der Wahlkreis größer. Ohne direkten Bezug zu
       seinen Ambitionen twitterte Ramelow am Donnerstag: „Es gab schon einmal
       einen Ministerpräsidenten im Bundestag.“
       
       Falls es dann neben dem 76-jährigen Gysi und dem 68-jährigen Ramelow auch
       noch dem 47-jährigen [2][Sören Pellmann in Leipzig] gelingen sollte, seinen
       2017 erstmalig gewonnenen Wahlkreis zu verteidigen, hätte die Linkspartei
       genau die drei Direktmandate beisammen, die ausreichen würden, auch mit
       weniger als 5 Prozent wieder [3][in den Bundestag einzuziehen]. In den
       Umfragen steht die Partei derzeit zwischen 3 und 4 Prozent.
       
       Höchstens Außenseiterchancen hat hingegen Dietmar Bartsch in Rostock. Der
       Ex-Fraktionsvorsitzende war hier bisher stets chancenlos. 2021 kam er zwar
       auf für Linksparteiverhältnisse gute 18,2 Prozent der Erststimmen, lag
       damit jedoch mit einem Rückstand von knapp 9 Prozentpunkten deutlich hinter
       der SPD-Kandidatin.
       
       Darüber hinaus macht sich die Linkspartei noch Hoffnungen auf ein
       Direktmandat in Berlin-Lichtenberg. Erst von Christa Luft, dann von Gesine
       Lötzsch wurde dieser Wahlkreis seit 1994 durchgängig von einer Kandidatin
       der PDS beziehungsweise der Linkspartei gewonnen. Der Vorsprung vor der
       Konkurrenz ist jedoch mit den Jahrzehnten zusammengeschmolzen. 2009 holte
       Lötzsch noch 47,7 Prozent, 2021 waren es nur noch 25,8 Prozent. Ob es
       diesmal für deren Nachfolgerin Ines Schwerdtner noch einmal reichen wird,
       ist mehr als ungewiss, auch wenn sich [4][die neue Parteivorsitzende]
       zuversichtlich gibt.
       
       Gut zum „Projekt Silberlocke“ passt noch eine weitere Kandidatur, die am
       Donnerstag bekanntgegeben wurde: Der Sozialmediziner Gerhard Trabert will
       für die Linke als Direktkandidat in Mainz antreten. Der parteilose
       68-jährige Armenarzt, den die Partei bereits 2022 als Kandidat für das
       Bundespräsidentenamt aufgestellt hatte, wird möglicherweise auch die
       rheinland-pfälzische Landesliste der Linken anführen.
       
       14 Nov 2024
       
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