# taz.de -- Beginn der Klimakonferenz COP29 in Baku: Wo ist der selbsternannte Klimakanzler?
       
       > Olaf Scholz sagt seine Reise zur Klimakonferenz ab. Klar, er hat gerade
       > im Inland zu tun – doch die Erderhitzung wartet nicht.
       
 (IMG) Bild: Sagt die Reise nach Baku ab: Noch-Kanzler Olaf Scholz nach einem Besuch im Schloss Bellevue
       
       Die Bundesregierung war in Klimafragen schon lange kein Vorbild mehr. Nun,
       nach dem Kollaps der Ampel, könnte Olaf Scholz Kanzlertauglichkeit
       beweisen, [1][indem er zur UN-Klimakonferenz nach Baku reist und trotzigen
       Optimismus verbreitet]. Stattdessen sagte er am Donnerstag seinen Auftritt
       ab.
       
       Im aserbaidschanischen Baku beginnt die UN-Klimakonferenz. Wie jedes Jahr
       treffen sich alle Staaten der Welt, um den Klimawandel zu stoppen. Wenn es
       so weitergeht wie bisher, steuern wir auf 2,6 bis 3,1 Grad Erderhitzung zu.
       Das hat katastrophale Folgen, wie die Fluten in Spanien, die wohl doppelt
       so wahrscheinlich werden durch die aktuellen knapp 1,5 Grad an
       Erderhitzung.
       
       Bei den Verhandlungen in Baku wird es vor allem um die Klimafinanzierung
       gehen, also um Gelder von den reichen Ländern an die Entwicklungsländer.
       Damit sollen sie die Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutzmaßnahmen
       bezahlen können. Das ist keine selbstlose Gabe: Entwicklungsländer haben
       viel weniger zum Klimawandel beigetragen als Industrieländer, sind aber oft
       stärker betroffen.
       
       Und CO2 muss auch im Globalen Süden eingespart werden, nur haben die Länder
       im Gegensatz zum Globalen Norden nicht das Geld dafür. Das Ziel liegt
       bislang bei 100 Milliarden US-Dollar Klimafinanzierung jährlich; gebraucht
       wird aber mehr als das Zehnfache.
       
       Und was macht Deutschland? Schon vor dem Aus der Ampel war klar, [2][dass
       die Bundesregierung ihr Klimafinanzierungsversprechen für 2025 sehr
       wahrscheinlich brechen wird]. Dem zuständigen Bundesministerium für
       wirtschaftliche Zusammenarbeit wurden zum dritten Mal in Folge die Mittel
       gekürzt, der liberalen Spardoktrin sei Dank. Das macht die Bundesregierung
       unglaubwürdig in einem Moment, wo sie eigentlich gebraucht wird.
       
       Denn das neue Klimafinanzierungsziel wird nicht ambitioniert genug sein,
       wenn sich nicht auch Staaten wie China oder Saudi-Arabien beteiligen. Das
       hat die EU schon klargestellt: Eine „breitere Gruppe der Geberländer“ müsse
       die Klimafinanzierung tragen. Traditionell konnte Deutschland in solchen
       Fragen vermitteln, war als verlässlicher Partner bekannt. Dieses Vertrauen
       muss sich die Bundesregierung erst wieder erarbeiten.
       
       ## Klima außer Kontrolle
       
       Stattdessen bricht in der Woche vor der Konferenz die Regierung zusammen.
       Scholz sagt seinen Auftritt in Baku ab. Er will die nächste Regierung
       anführen, Bundeskanzler sein in einer Welt, deren Klima außer Kontrolle
       gerät und deren Klimapolitik führungslos ist.
       
       In diese Lücke tritt jetzt Robert Habeck. Das mag Wahlkampf sein. Die
       Grünen liegen Umfragen zufolge bei etwa elf Prozent der Stimmen. Wenn
       Habeck Kanzler werden will, muss er sich staatsmännisch geben. Aber es ist
       auch einfach richtig so, dass der Klimaminister auf der Klimakonferenz
       spricht. Wäre keiner der Kanzlerkandidaten nach Baku gereist, käme das
       einer Aufgabe gleich. Aber das können wir uns nicht leisten – um das zu
       sehen, genügt ein Blick nach Valencia.
       
       11 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Die-UN-Klimakonferenz-in-Baku/!6047699
 (DIR) [2] /Klimagerechtigkeit/!6041431
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Waack
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Ampel-Koalition
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) klimataz
 (DIR) Erderwärmung
 (DIR) GNS
 (DIR) Klima
 (DIR) Olaf Scholz
 (DIR) Weltklimakonferenz
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Annalena Baerbock
 (DIR) Kanzlerkandidatur
 (DIR) Schwerpunkt Fridays For Future
 (DIR) Kolumbien
 (DIR) Schwerpunkt Bergkarabach
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommunikation über Erderwärmung: Übers Klima reden
       
       Sie wollen über die Weltklimakonferenz mitreden? Ein Ratgeber, mit dem Sie
       die Kommunikationsstrategie ihres Gegenübers erkennen und erwidern können.
       
 (DIR) Habeck vor der Bundestagswahl: Friede, Freude, Wahlkampf
       
       Habeck demonstriert Harmonie mit Baerbock, linke Grüne finden freundliche
       Worte für Habeck. Im Wahlkampf suchen die Grünen eine gemeinsame Basis.
       
 (DIR) Habecks Ansage zur Kanzlerkandidatur: Pragmatismus am Küchentisch
       
       Robert Habeck will Kanzlerkandidat der Grünen werden. Nicht alle in der
       Partei glauben, dass das die richtige Entscheidung ist, vor allem die
       Frauen.
       
 (DIR) Gegenkonferenzen zum Weltklimagipfel: Baku boykottieren
       
       UN-Klimakonferenzen schaden mehr, als sie nützen, finden Klimabewegte –
       erst recht in autoritären Staaten. Lösungen suchen wollen sie lieber
       selbst.
       
 (DIR) UN-Artenschutzkonferenz in Kolumbien: COP-Präsidentin Susana Muhamad – Geerdet auf großer Bühne
       
       Die Umweltministerin Kolumbiens gilt als ambitioniert und unbestechlich.
       Sie hat aber auch schon erfahren, was Scheitern bedeutet.
       
 (DIR) UN zum Konflikt um Bergkarabach: Baku muss Durchfahrt erlauben
       
       Der UN-Internationale Gerichtshof fordert Aserbaidschan auf, die Blockade
       des Latschin-Korridors aufzuheben, der strategisch wichtigen Verbindung
       nach Bergkarabach.