# taz.de -- Präsidentschaftswahl in den USA: Schwächen im System
       
       > Vor und während der US-Wahl glaubten Anhänger Trumps an Manipulation bei
       > Wahlmaschinen. Doch die echten Schwächen des Systems liegen tiefer.
       
 (IMG) Bild: Die Wahlmaschinen, wie hier in North Carolina, scheinen eher nicht das Problem der US-Wahlen zu sein
       
       Wahlbetrug! Noch bevor die erste Stimme ausgezählt war, witterten
       [1][Trumps Trollarmeen] auf allen Plattformen Anzeichen für eine
       „gestohlene“ Wahl. Erst nach Trumps klarem Sieg hielten sie den Mund.
       
       Dabei gibt es im [2][US-Wahlsystem] tatsächlich Probleme – aber die liegen
       woanders. Anders als in Deutschland werden in den USA digitale
       Wahlautomaten eingesetzt. Die funktionierten, wie schon in der
       Vergangenheit, auch dieses Mal weitgehend einwandfrei.
       
       Zwar waren etwa im Cambria County in Pennsylvania kurzzeitig die
       Maschinen ausgefallen, der Fehler wurde aber umgehend behoben und die
       Öffnungszeiten verlängert, sodass alle Wähler*innen ihre Stimmen abgeben
       konnten.
       
       Im Vorfeld berichteten Wähler*innen von Maschinen, die so programmiert
       gewesen seien, dass ihre Auswahl auf dem Bildschirm automatisch von Trump
       auf Harris umsprang. Derlei Behauptungen kursieren schon lange, verstärkt
       seit Bidens Wahlsieg 2020, von dem immer noch fälschlicherweise viele
       Amerikaner*innen glauben, er sei gestohlen gewesen.
       
       ## Doppelte Bestätigung
       
       Fakt ist, bei US-Wahlen gibt es immer wieder kleinere Probleme mit der
       Technik. Auch machen Wähler*innen in seltenen Fällen Fehler bei der
       Bedienung der Automaten. Von Beeinflussung kann allerdings keine Rede sein.
       
       Entsprechende Klagen wurden zurückgewiesen, sowohl Wahlämter,
       Wahlmaschinenhersteller, als auch Wahlbeobachter*innen entkräfteten
       die Vorwürfe.
       
       Und bei den allermeisten Wahlmaschinen werden die Nutzer*innen sogar
       zweimal aufgefordert, ihre Wahl zu bestätigen – einen Fehler zu machen ist
       daher ziemlich schwierig. Die Vorwürfe sind vor allem als taktisches
       Manöver in der Schlammschlacht des US-Wahlkampfes zu betrachten.
       
       Stimmungsmache, die funktioniert: Beinahe die Hälfte der Trump-Fans
       glaubten im Vorfeld der Wahl, dass es zu weit verbreitetem Wahlbetrug
       kommen könnte – im Gegensatz zu lediglich sechs Prozent der
       [3][Harris-Wählenden].
       
       ## Probleme liegen woanders
       
       Was bei dem ganzen Hick-Hack untergeht: Für viele Amerikaner*innen ist
       die Wahl ohnehin immer eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Vor
       allem Ärmere vertrauen weder den Demokraten noch den Republikanern, ihre
       Probleme wie Wohnungsnot, niedrige Löhne oder fehlende Infrastruktur zu
       lösen. Laut einer Studie des Pew Research Center sagen nur vier Prozent der
       Erwachsenen in den USA, das politische System funktioniere außerordentlich
       gut oder sehr gut.
       
       Das auf Wahlleuten basierende Winner-takes-all-System bei
       US-Präsidentschaftswahlen weist zudem auch ohne Fehler im Ablauf massive
       Schwächen auf. Auch bei einer nur knappen Mehrheit im jeweiligen Staat
       gehen alle Electoral-College-Stimmen an die stärkere Partei.
       
       Bereits fünf Mal gewannen Kandidat*innen die Wahl, die gar nicht über
       die tatsächliche Mehrheit der Stimmen verfügten – auch Donald Trump im Jahr
       2016.
       
       Viele Bürger*innen werden erst gar nicht zu den Wahlen zugelassen,
       Vorbestrafte etwa dürfen zumindest in einigen Bundesstaaten nicht wählen.
       Oder die Bedingungen, sich als Wähler zu registrieren, werden so erschwert,
       dass Minderheiten abgeschreckt sind – die bislang eher als demokratisches
       Wählerpotenzial galten. Kurz: Es sind nicht die Wahlmaschinen, die kaputt
       sind.
       
       7 Nov 2024
       
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