# taz.de -- US-Präsidentschaftswahlen: Der Tag, an dem Trump gewann
       
       > Der Tag von Donald Trumps Sieg war einer der ruhigsten Wahltage der
       > jüngeren US-Politik – und hatte trotzdem eine Dynamik, auf die kaum
       > jemand vorbereitet war.
       
 (IMG) Bild: Trump und seine Anhänger in Arizona
       
       BERLIN taz | Das Chaos blieb aus. [1][Schon gegen ein Uhr nachts
       Ostküstenzeit am frühen Mittwochmorgen war klar, dass Donald Trump der
       Wiedereinzug ins Weiße Haus nicht mehr zu nehmen war.]
       
       Dabei hatte die Nacht die umgekehrte Dynamik genommen als vor vier Jahren.
       Damals hatte Trump nach Auszählung eines Gutteils der am Wahltag
       abgegebenen Wahlzettel deutlich vorne gelegen und bei einem schnellen
       Auftritt vor Anhänger*innen schon deutlich vor Mitternacht seinen Sieg
       erklärt. Als sich dann in den Swing States mit der Auszählung der
       Briefwahlstimmen der Trend umdrehte, [2][beklagte Trump Betrug]. Nach
       Neuauszählungen im entscheidenden Swing State Pennsylvania dauerte es vier
       Tage, bis Joe Biden als Sieger feststand. Trump begann seinen Kreuzzug
       gegen das Wahlergebnis, der im Sturm aufs Kapitol endete.
       
       Das Phänomen eines frühen republikanischen Vorsprungs, der vom Endergebnis
       abweicht, verursacht durch viele demokratische Briefwahlstimmen oder die
       verzögerte Auszählung in urbanen Zentren, erhielt den Fachbegriff Red
       Mirage, gefolgt von einem Blue Shift.
       
       Diesmal war es anders. In Pennsylvania, Michigan und aufgrund der
       Zeitverschiebung später auch in Wisconsin zeigte sich diesmal eine frühe
       Führung für Kamala Harris. Ein Sieg in den drei Staaten der ehemaligen Blue
       Wall hätte der Vizepräsidentin gereicht, um ihrerseits auf die benötigten
       270 Stimmen im Wahlleutegremium zu kommen und am 20. Januar 2025 zur
       Präsidentin vereidigt zu werden. Und selbst in North Carolina und Georgia
       hatte Harris zunächst eine frühe Führung inne. Es war eine Blue Mirage,
       gefolgt von einem Red Shift.
       
       ## 5 Millionen Stimmen mehr
       
       So wie es bis nachmittags aussah, konnte Harris keinen einzigen der sieben
       Swing States gewinnen. Die Demokrat*innen verloren auch die Mehrheit im
       Senat und bleiben womöglich auch im Repräsentantenhaus in der Minderheit.
       Außerdem hat Donald Trump als erster republikanischer Kandidat seit George
       W. Bush 2004 auch das popular vote gewonnen, also die im US-Wahlsystem
       nicht entscheidende Mehrheit aller im Land abgegebenen Stimmen. Trump
       erhielt rund 5 Millionen Stimmen mehr als Kamala Harris.
       
       Es war Trumps Lieblingssender Fox News, der als Erster erklärte, Donald
       Trump werde der 47. Präsident der USA sein. Die anderen Fernsehsender
       hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch mit Rechenspielen auf, wie Harris
       vielleicht doch noch die notwendigen Stimmen in Pennsylvania, Michigan und
       Wisconsin zusammenbekommen könnte. Es war aussichtslos.
       
       Kurz nach 2 Uhr nachts, die Gäste der in der Howard University
       vorbereiteten Harris-Party waren längst nach Hause gegangen, trat Trump in
       Florida vor seine Anhänger, umringt von seiner Familie und seinen Getreuen,
       seiner öffentlichkeitsscheuen Chefstrategin Susie Wiles, seinem
       Vizekandidaten J. D. Vance, seinem designierten Gesundheitsbeauftragten und
       Impfschwurbler Robert F. Kennedy, [3][Ultimate-Fighting-Championship-Chef
       Dana White] und anderen.
       
       Für Trumps Verhältnisse hielt er in der Wahlnacht eine wenig aggressive
       Siegesrede. Er versprach vor seinen Unterstützer*innen jeden Tag für
       die Rückkehr eines „goldenen Zeitalters für Amerika“ zu kämpfen. Amerika
       habe ihm ein „beispielloses und kraftvolles Mandat“ erteilt. J. D. Vance
       sprach von einem beispiellosen politischen Comeback, dem nunmehr ein ebenso
       beispielloses wirtschaftliches Comeback folgen werde.
       
       Mit Trumps klarem Sieg sind zumindest vorerst alle Sorgen vom Tisch, dass
       seine Anhänger*innen bei einer Niederlage erneut Unruhen anzetteln
       könnten. Bis auf kleinere Verzögerungen in Georgia aufgrund von falschen
       Bombendrohungen und in Pennsylvania wegen früher Probleme mit einigen
       Wahlmaschinen verliefen Wahltag und Auszählung so ruhig wie seit Jahren
       nicht.
       
       Die unterlegene Kamala Harris verzichtete in der Nacht auf einen Auftritt
       auf der Wahlparty ihrer Partei in Washington. Sie wollte sich erst im Laufe
       des Mittwochs zum Wahlergebnis äußern, ließ ihr Team verlauten.
       
       6 Nov 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Pickert
       
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