# taz.de -- Epstein-Skandal und Trump: Die fantastischen Zwei
       
       > Donald Trumps gute Beziehung zu Jeffrey Epstein ist allseits bekannt.
       > Jetzt könnte sie ihm im aktuellen US-Wahlkampf zum Verhängnis werden.
       
 (IMG) Bild: Grinsen, als hätten sie etwas zu verbergen: Jeffrey Epstein und sein Freund Donald Trump in Florida 1997
       
       Vermutlich wird kein Name im Zusammenhang mit Jeffrey Epstein häufiger
       genannt [1][als Donald Trump]. Es gibt unzählige Fotos, Videos,
       Flugbucheinträge und Anrufprotokolle, die eine enge Verbindung zwischen den
       beiden Männern belegen. Doch wie eng war sie wirklich? Zu den Details der
       Beziehung schweigt Trump.
       
       Doch das reicht der republikanischen Basis nicht mehr und das Thema spielt
       längst eine große Rolle im Wahlkampf. Beispielsweise immer dann, wenn es um
       die Frage geht, ob Trump die „Epstein-Files“, eine umfangreiche Sammlung
       von Ermittlungs- und Gerichtsakten zu Epstein und seinen mutmaßlichen
       Mitwissern, als US-Präsident veröffentlichen würde.
       
       Im Januar 2024 waren mehr als [2][900 Seiten Gerichtsunterlagen] mit
       Klarnamen von rund 170 zuvor meist anonym behandelten Personen
       veröffentlicht worden.
       
       Jeffrey Epstein selbst kann zu der Beziehung nichts mehr sagen, er ist tot.
       2008 wurde der Investmentbanker [3][wegen sexuellen Missbrauchs] von
       Minderjährigen zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt. Eine
       vergleichsweise milde Strafe, die er sich in einem Deal ausgehandelt hatte.
       
       2019 erhob die Staatsanwaltschaft erneut schwere Vorwürfe gegen ihn,
       darunter der systematische Missbrauch von minderjährigen Mädchen und der
       Aufbau eines internationalen Sexhandelsrings.
       
       ## Er würde es tun
       
       Epstein hatte ziemlich viele bedeutende und mächtige Freunde. Ob sie Teil
       dieses kriminellen Netzwerks sind, ist bis heute ungeklärt. Nur wenige
       Wochen nach seiner Festnahme wurde Epstein tot in seiner Zelle im
       Hochsicherheitstrakt des Metropolitan Correctional Center in New York
       aufgefunden.
       
       Im Juni 2024 wird Trump bei „Fox & Friends Weekend“ gefragt, ob er die
       Epstein-Files freigeben würde. Zunächst antwortet er: „Ja, ich würde.“ Dann
       fügte er hinzu: „Ich denke, ich würde es tun.“ Nur um dann zu sagen: „Ich
       denke, eher weniger … weil man das Leben der Menschen nicht beeinträchtigen
       will, wenn es sich um gefälschtes Material handelt, denn in dieser ganzen
       Welt gibt es eine Menge gefälschtes Material. Aber ich denke, ich würde es
       tun.“
       
       Dieses ausweichende Verhalten ist keine Ausnahme. Als er im September im
       „Lex Fridman“ auf sein Zögern bezüglich der Freigabe angesprochen wird,
       bleibt er vage und sagt, er werde „einen Blick darauf werfen.“ Als er auf
       seine Beziehung zu Epstein befragt wird, antwortet er: „Er war ein guter
       Verkäufer, ein herzlicher Typ […] Er hatte ein paar nette Vorzüge, wie
       Inseln.“ Ungefragt spricht Trump den unabhängigen Kandidaten Robert F.
       Kennedy Jr. an, der seine Kandidatur für Trump zurückzog und zugab, zweimal
       in Epsteins Flugzeug geflogen zu sein.
       
       Doch trotz aller vagen Aussagen geht Elon Musk – einer von Trumps
       wichtigsten prominenten Unterstützern – fest davon aus, dass Trump die
       Dokumente vollständig veröffentlichen würde. Im Interview mit Tucker
       Carlson sagte er kürzlich: „Ich denke, ein Teil des Grundes, warum Kamala
       so viel Unterstützung bekommt, ist, dass, wenn Trump gewinnt, die
       Epstein-Kundenliste öffentlich wird.“
       
       Was wohl Trump von diesem Vorstoß hält, der die mögliche Veröffentlichung
       der brisanten Liste als Druckmittel im Wahlkampf positioniert? Schließlich
       fällt die Festnahme und der Tod in die erste Amtszeit von Donald Trump –
       schon damals blieb er nicht unberührt davon.
       
       Kurz nach Donald Trumps Wahlsieg im November 2016, drei Jahre vor Jeffrey
       Epsteins Verhaftung, durchlief Alexander Acosta den sogenannten
       Vetting-Prozess für ein Ministeramt. Dabei wurde sein geheimer Deal von
       2007 erwähnt, der Epstein weitgehend schützte.
       
       Laut der Journalistin Vicky Ward erklärte Acosta, er habe Epstein nicht
       weiter verfolgt, da ihm gesagt wurde, Epstein gehöre „dem Geheimdienst“ an.
       Diese Antwort schien Trumps Team zu genügen, und Acosta wurde kurze Zeit
       später zum Arbeitsminister ernannt.
       
       ## Geheimer Vergleich
       
       Doch als Epstein 2019 verhaftet wird, gerät Acosta zunehmend in den Fokus
       der Medien. Es wird öffentlich, dass Acosta trotz erdrückender Beweise und
       Aussagen minderjähriger Opfer die Ermittlungen gegen Epstein eingestellt
       und stattdessen einen geheimen Vergleich ausgehandelt hatte. Trump
       verteidigt seinen Arbeitsminister zunächst und hebt hervor, dass Acosta
       viele Jahre zuvor „einen tollen Job“ gemacht habe.
       
       Unter wachsendem Druck tritt Acosta schließlich im Juli 2019 zurück. Im
       Nachgang wird deutlich, dass Acosta schwerwiegende Fehler in seinem Umgang
       mit dem Epstein-Fall gemacht hatte. Ein Bericht des Justizministeriums von
       2020 stellt fest, dass Acosta „schlechtes Urteilsvermögen“ bewiesen habe.
       
       Trump versucht, sich von Epstein zu distanzieren und behauptet, den Kontakt
       Jahre zuvor abgebrochen zu haben: „Wir hatten vor langer Zeit einen Streit.
       Der Grund dafür spielt, ehrlich gesagt, keine Rolle.“
       
       Dass die beiden eine lange Freundschaft pflegten, ist gut belegt. In einem
       Porträt des New York Magazine von 2002 beschreibt Trump Epstein, wie folgt:
       „Ich kenne Jeff seit fünfzehn Jahren. Ein toller Kerl. Es macht viel Spaß,
       mit ihm zusammen zu sein. Es heißt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag
       wie ich, und viele von ihnen sind von der jüngeren Sorte.“
       
       2019 tauchten Videos aus den 1990er Jahren auf, die zeigen, wie Trump
       Epstein und Ghislaine Maxwell nach Mar-a-Lago einlädt. In den Aufnahmen
       sieht man Trump und Epstein gemeinsam tanzen und auf Frauen zeigen,
       scheinbar im Gespräch über anwesende junge Frauen.
       
       Auch Trumps Beziehung zu Ghislaine Maxwell, die im Dezember 2021 wegen
       sexuellen Missbrauchs und Menschenhandels zu 20 Jahren Haft verurteilt
       wurde, wirft Fragen auf. Maxwell spielte eine zentrale Rolle in Epsteins
       Missbrauchsnetzwerk, indem sie Mädchen und Frauen für den Missbrauch
       rekrutierte und ihm half, Verbindungen in die High Society zu knüpfen
       
       Auch in diesem Wahlkampf könnte Epstein erneut zu einer unangenehmen Figur
       für Trump werden, besonders angesichts seines Anspruchs, als
       kompromissloser Aufklärer aufzutreten. Nachdem er früher mit dem Slogan
       „Drain the Swamp“ antrat, um das korrupte Establishment in Washington zu
       entlarven, hat Trump diesmal versprochen, noch weiter zu gehen.
       
       Bei einer Wiederwahl will er geheime Dokumente über die Anschläge vom 11.
       September 2001 und die Ermordung von John F. Kennedy veröffentlichen. Die
       Epstein-Files könnten dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie potenziell
       Verstrickungen hochrangiger Persönlichkeiten in Epsteins Missbrauchsring
       offenlegen könnten.
       
       ## Kamala Harris und ihr Team bleibt merkwürdig ruhig
       
       Doch es ist nicht auszuschließen, dass auch weitere Details über die
       Beziehung von Trump und Epstein ans Licht kommen könnte. In einer Klage von
       2016 vor dem Southern District Court of New York wurde den beiden
       vorgeworfen, ein damals 13-jähriges Mädchen mehrfach vergewaltigt zu haben.
       Laut der Klage sollen sie das Mädchen in Epsteins New Yorker Residenz mit
       Versprechungen einer Modelkarriere gelockt haben.
       
       Es wird behauptet, Trump und Epstein hätten darüber gestritten, dass Trump
       keinen Sex mit Jungfrauen wolle, da dies „Epsteins Job“ sei. Beide wurden
       zur Gerichtsverhandlung geladen, erschienen jedoch nicht. Der Fall wurde
       fünf Tage vor den US-Wahlen 2016 von den Anwälten des Mädchens durch eine
       „freiwillige Einstellung“ abgewiesen – das Ereignis fand in den Medien kaum
       Beachtung.
       
       Details, die die Demokraten in ihrem Wahlkampf aufgreifen könnten. Doch bei
       Kamala Harris und ihrem Team bleibt es merkwürdig ruhig, wenn es um den
       Fall Epstein und Trumps Verwicklungen darin geht.
       
       Möglicherweise aus Sorge, dass auch demokratische Politiker betroffen sein
       könnten. [4][US-Präsident Bill Clinton], der oft mit Epstein in Verbindung
       gebracht wird, ist der prominenteste Name. Auch andere wie der ehemalige
       Gouverneur Bill Richardson und der frühere Senator George Mitchell wurden
       mit Epstein assoziiert.
       
       Es könnte sein, dass die Demokraten befürchten, dass ein stärkerer Fokus
       auf den Fall ihnen selbst schaden könnte, falls weitere Verbindungen ans
       Licht kommen.
       
       Weder US-Präsident Joe Biden noch die Präsidentschaftskandidatin Kamala
       Harris haben sich bisher zum Fall Epstein geäußert.
       
       28 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tahir Chaudhry
       
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