# taz.de -- Nach Streit mit von der Leyen: Kommissar Breton wirft wütend hin
       
       > EU-Wettbewerbskommissar Breton tritt überraschend zurück und ist nicht im
       > Team von Ursula von der Leyen. Ihr Verhalten findet er besonders schäbig.
       
 (IMG) Bild: Thierry Breton findet Ursula von der Leyens Verhalten ihm gegenüber schäbig
       
       Brüssel taz | Er war einer der wichtigsten und mächtigsten EU-Kommissare.
       Thierry Breton hat Impfstoff gegen Corona beschafft, Artilleriemunition für
       die Ukraine gesichert und d[1][ie Internetregulierung] in Europa
       vorangetrieben. Der 69-jährige Franzose profilierte sich als „Kommissar der
       Konzerne“, der auch scheinbar Unmögliches möglich machte, wenn es nur der
       EU und dem Geschäft dient.
       
       Doch der neuen EU-Kommission, die im Dezember ihre Arbeit aufnehmen soll,
       wird Breton nicht mehr angehören: Nach einem kurzen, aber heftigen Streit
       mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat er am Montag
       überraschend seinen Rücktritt erklärt. Kurz darauf wurde der bisherige
       französische Außenminister Stéphane Séjourné zu seinem Nachfolger
       nominiert. Selbst altgediente EU-Beamte rieben sich die Augen: So schnell
       war noch nie einer der wichtigsten Angriffsspieler kurz vor dem Abpfiff
       ausgewechselt worden.
       
       Am Dienstag will von der Leyen ihr Team vorstellen, zu dem auch Breton
       gehören sollte. Nun fehlt er auf der Liste. Sein Abgang kommt nicht nur in
       letzter Minute, er wirft auch Fragen auf. Warum musste der
       Wettbewerbskommissar gehen? Wieso wechselt ihn Frankreichs Staatschef
       Emmanuel Macron aus, obwohl er ihn erst im Juni für eine zweite Amtszeit
       nominiert hatte? Welche Rolle spielt von der Leyen? Hat sie Macron einen
       Deal angeboten – nach dem Motto: Du kriegst einen einflussreicheren Posten,
       wenn du mir einen neuen Kommissar schickst?
       
       Genau das wirft Breton seiner Ex-Chefin vor. Sie habe hinter seinem Rücken
       mit Macron gekungelt, um ihn loszuwerden. Dass sie dafür angeblich
       persönliche Gründe angab, findet Breton schäbig. Denn mit ihm habe sie nie
       darüber gesprochen. Dies sei ein „weiterer Beweis für fragwürdige Führung“,
       schimpft Breton in seinem Rücktrittsbrief, den er auf X veröffentlichte.
       
       ## Mangelnde Transparenz und zu wenig Führung
       
       Bereits im März hatten sich Breton und drei weitere EU-Kommissare über
       mangelnde Transparenz und fehlende Objektivität der CDU-Politikerin
       beschwert. Anlass war die umstrittene Nominierung des CDU-Politikers Markus
       Pieper zum neuen Mittelstandsbeauftragten der EU-Kommission.
       
       [2][Das „Piepergate“] sorgte vor der Europawahl für so viel Wirbel, dass
       von der Leyen zurückrudern und das Bewerbungsverfahren neu aufrollen
       musste. Auch jetzt wird ihr wieder mangelnde Transparenz vorgeworfen. Und
       auch jetzt lässt sie politische Führung vermissen. Statt das
       Nominierungsverfahren für die neue EU-Kommission zu erklären, schickte von
       der Leyen am Montag ihre Sprecher vor, die alle Nachfragen abbügelten.
       
       Die Nominierung sei „kein öffentlicher Vorgang“, sondern werde mit den
       Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten abgesprochen, hieß es.
       „Vertraulichkeit ist sehr wichtig“, betonte die EU-Kommission.
       
       Auch zur Frage, warum Breton gehen musste, wollte sich von der Leyen nicht
       äußern. Nun gibt es wilde Spekulationen. Macron wolle unbedingt ein
       wichtiges Ressort in der neuen Kommission und sei bereit gewesen, Breton zu
       opfern, heißt eine verbreitete These. Dafür spricht die Schnelligkeit, mit
       der Macron den Ersatzmann Séjourné präsentierte. Von der Leyen sei Breton
       zu mächtig geworden, lautet eine andere These. Sie habe die Gunst der
       Stunde – in Paris gibt es gerade eine Regierungskrise – genutzt, um ihn
       loszuwerden.
       
       „Langsam verkommt die Nominierung der neuen Europäischen Kommission zu
       einem absurden Theater“, schrieb der Chef des Handelsausschusses im
       Europaparlament, Bernd Lange (SPD). Von der Leyen [3][hat einen Fehlstart
       hingelegt], von dem sie sich so schnell nicht wieder erholen dürfte.
       
       16 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Lobbyismus-in-der-EU/!5792854
 (DIR) [2] /Kritik-am-Auswahlverfahren-fuer-EU-Posten/!6004653
 (DIR) [3] /Streit-um-neue-EU-Kommission/!6032847
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Thierry Breton
 (DIR) Ursula von der Leyen
 (DIR) Europäische Kommission
 (DIR) Wettbewerb
 (DIR) Europäische Kommission
 (DIR) Europäische Kommission
 (DIR) Ursula von der Leyen
 (DIR) Ursula von der Leyen
 (DIR) Elon Musk
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Koalition in der EU-Kommission: Showdown im Europaparlament
       
       Am letzten Tag der Anhörungen der neuen EU-Kommission droht ein massiver
       parteipolitischer Streit zwischen Sozialdemokraten und Konservativen.
       
 (DIR) Von der Leyens Wunsch-EU-Kommission: Männlich, konservativ, ambitioniert
       
       EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen stellt ihre neue Wunschkommission
       vor. Doch einige Kandidat:innen sorgen bereits jetzt für Ärger.
       
 (DIR) Plan für EU-Kommission steht: Von der Leyen stellt neues Team vor
       
       Immerhin elf Frauen konnte Kommissionspräsidentin von der Leyen für ihr
       Team gewinnen. Das Kollegium muss vom Europäischen Parlament bestätigt
       werden.
       
 (DIR) Geschlechterparität in der EU: Männlich, konservativ, machtbewusst
       
       Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will Geschlechterparität
       fördern. Doch die EU-Staaten nominieren zu viele Männer für die Behörde.
       
 (DIR) Radikalisierung von Elon Musk: Die einzige Sprache, die er versteht
       
       Tesla-Chef Elon Musk wird immer mehr zu einer Gefahr für die Demokratie.
       Höchste Zeit, ihn an seiner empfindlichsten Stelle zu treffen – seinem
       Geld.
       
 (DIR) Reaktionen auf Frankreich-Wahl: Düstere Mahnungen in Brüssel
       
       Europaabgeordnete fürchten eine absolute Mehrheit des RN in Frankreich.
       Beim neuen französischen EU-Kommissar will Le Pen bereits mitreden.
       
 (DIR) Entscheidung über EU-Spitzenpersonal: Hoffen auf Kontinuität
       
       Die EU-Staats-und Regierungschefs wollen Ursula von der Leyen für den
       Posten der Kommissionspräsidentin. Im Parlament fehlen allerdings Stimmen
       für sie.