# taz.de -- Deutsches Symphonie-Orchester im Zoo: Musik mit Tieren im Hintergrund
       
       > Wenn im Zoo klassische Musik gespielt wird, stellen sich schon Fragen:
       > Haben zum Beispiel Elefanten wirklich ein besonderes Ohr für Béla Bartók?
       
 (IMG) Bild: Mal dürfen die Elefanten im Zoo in Berlin Geigen hören und mal auch Trompeten
       
       An diesem Sonntag zeigt die Sonne noch einmal so richtig, was Sommer sein
       kann. Eigentlich, denkt man sich so, müssten die Menschen sich jetzt
       überlegen, ob sie es sich nicht wenigstens ein Stündchen in ihrem
       Kühlschrank bequem machen. Schließlich hat es draußen deutlich über 30
       Grad. Und was machen die Berliner? Sie gehen mit ihren Kindern in den Zoo.
       
       Im Zoo gibt es aber auch hübsche Spazierwege, meist unter prächtigen
       Bäumen, hier und da findet sich hingesprenkelt der Schatten. Nicht zu
       vergessen: die Tiere. An diesem Sonntag kommt als weiterer Grund für den
       Zoo noch die Musik dazu. Das [1][Deutsche Symphonie-Orchester Berlin] (DSO)
       wirbt an dem Tag mit kurzen auf dem Gelände verteilten Konzerten für die
       klassische Musik. Kurz nach Mittag ist da etwa bei den Elefanten ein
       Violinenduo zu hören. Ein Elefant steht im Schatten, ein anderer lässt sich
       tatsächlich die Sonne auf die Stirn knallen. Näher zur Musik rücken sie
       nicht.
       
       Die Menschen aber machen das durchaus, und es ist auch eine schöne
       Sonntagsstimmung mit der Sonne, dem Licht, dem blauen Himmel und dazu die
       Musik, in der man sich angenehm räkeln darf. Kleine Häppchen, nicht zu
       anstrengend und nicht allein Gassenhauer aus der Klassik – die es aber
       schon auch zu hören gibt wie das Lied des Vogelfängers aus der
       „Zauberflöte“, damit man gleich beim flanierenden Vorbeigehen was zum
       Mitsummen hat.
       
       Als dann vom Violinenduo was gar nicht so Gefälliges von Béla Bartók
       gespielt wird, kommt doch einer der Elefanten näher ran. Aber man weiß ja
       nicht, ob er das nun wegen Bartók gemacht hat oder wegen den Menschen, die
       den Bartók hören. Man kann den Elefanten ja nicht fragen.
       
       ## Die Frage geht an Charlie
       
       Also fragt man Charlie. Charlie ist acht Jahre alt, gerade in die dritte
       Klasse gekommen, und das mit der Musik findet er schon okay. „Aber“, sagt
       er, „die Stücke sind nicht so toll. Sie sind zu hektisch.“ Überhaupt kann
       er der Idee mit den Konzerten im Zoo gar nicht so viel abgewinnen. „Hier
       ist ja schon viel Musik“, sagt er. „Von den Vögeln und von den anderen
       Tieren. Und auch von den Menschen.“ Da hört man, meint er, schon genug. An
       den Tieren aber, sagt er, hat er Spaß.
       
       Also geht es unter den hohen und prächtigen Bäumen durch den Zoo, vorbei an
       den Wölfen, die ergeben im Schatten lungern. Bei den Pinguinen schaut man
       schon deswegen gern vorbei, weil ihr Raum mit dem Bassin klimatisiert ist
       und so runtergekühlt, dass man sich danach wieder der Sonne stellen kann.
       Immer wieder trifft man neben den Tieren auf eine Konzertinsel, ein
       Celloduo, ein Oboenquartett. Ein eher älteres Publikum sammelt sich hier,
       wie das auch sonst in den Konzertsälen der Klassik so ist. Manche tragen
       hier kleine Kinder auf dem Arm.
       
       Mitarbeiter des DSO verteilen Taschen mit Werbematerial, und irgendwie will
       man schon mit an die ran, die jetzt noch durchs Leben getragen werden. Und
       wenn es um klassische Musik und Kinder geht, ist Prokofjew nie weit. So
       steht auch dessen „[2][Peter und der Wolf]“ auf dem Programm, das
       musikalische Märchen für Kinder. Vor dem Ensemble auf dem Boden hockend
       folgen die auch in großer Zahl geduldig der Erzählung mit dem Peter, der
       Ente, der Katze und dem Wolf, der zwischendurch die Ente verschluckt.
       
       Die Jäger, also die Trommeln, gefallen dann auch Charlie. Und seine Mutter
       findet es prinzipiell eine schöne Sache mit der Musik im Zoo. „Ob es aber
       dazu führt, dass Kinder dann auch gern Klassik hören, kann ich so nicht
       bestätigen.“ Und dass es die Älteren seien, „die es zu schätzen wissen“.
       
       Irgendwie kommt aber der Nachwuchs immer nach. Charlie ist da mit dabei. Er
       lernt Geige. Und wenn er auch dem Violinenduo bei den Elefanten nicht ganz
       so viel abgewinnen konnte, auf die Frage, ob er denn gern Geige spiele,
       kommt ein überhaupt nicht zögerndes, durchaus glückliches: „Ja!“
       
       So begleiten die Violinen leitmotivisch den kleinen Peter, die Oboe quakt
       wie eine Ente, die Klarinette schnurrt wie eine Katze. Der Jaguar, nur
       wenige Schritte weiter, spitzt die Ohren.
       
       12 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.dso-berlin.de/de/
 (DIR) [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_und_der_Wolf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Mauch
       
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