# taz.de -- Vorstoß zur Eizellspenden-Legalisierung: Die Doppelmoral der FDP
       
       > Frauen sollten selbst über ihren Körper entscheiden können, meint die
       > FDP. Wäre die Partei bei allen Themen so progressiv, könnte man sie glatt
       > liberal nennen.
       
 (IMG) Bild: Dass Eizellspende in Deutschland verboten ist, ist schon fast ein Alleinstellungsmerkmal in Europa
       
       Endlich kommt mal eine progressive Wortmeldung seitens der FDP: Frauen
       könnten „sehr gut“ selbst entscheiden. Es sei „unerträglich“, dass
       „veraltete Argumente bis heute eine Gesetzeslage begründen“.
       
       Wer allerdings gehofft hat, dass nun endlich auch die FDP die mehr als 150
       Jahre alte Kriminalisierung von [1][Schwangerschaftsabbrüchen] beerdigen
       will, irrt. Stattdessen wollen die Liberalen die Eizellspende legalisieren.
       Auch hier ist die Rechtslage hoffnungslos veraltet. Und doch zeugt der
       FDP-Vorstoß vor allem von der Doppelmoral der Partei, wenn es um die Rechte
       von Frauen geht.
       
       [2][Eizellspenden sind in Deutschland verboten]. Das ist schon fast ein
       Alleinstellungsmerkmal in Europa. Vielen Frauen, die nicht mit ihren
       eigenen Eizellen schwanger werden können – weil sie zu alt sind, wegen
       Krankheit, aus welchem Grund auch immer –, bleibt somit nur der Weg ins
       Ausland. Die Grundlage für das Verbot ist das mit mehr als 30 Jahren längst
       aus der Zeit gefallene Embryonenschutzgesetz. Medizin wie auch Gesellschaft
       haben sich seither gewandelt.
       
       So ist ein Grund für das Verbot die Sorge vor einer „gespaltenen
       Mutterschaft“: Dem Kind könne es physisch wie psychisch schaden, wenn
       genetische und soziale Mutter nicht die gleiche Person seien. Studien haben
       das längst widerlegt. Für Mütter, die für eine Eizellspende ins Ausland
       gereist sind, wie auch für jede queere Familie mit zwei Müttern ist es
       entwürdigend, dass solche überkommenen Ideen noch immer deutsche Gesetze
       begründen.
       
       Nun wirbt die FDP unter den anderen Fraktionen um Zustimmung. Dabei bezieht
       sie sich auf die Regierungskommission zur reproduktiven Selbstbestimmung.
       Diese hatte in ihrem Bericht im April festgestellt, die Argumente für das
       Verbot der Eizellspende seien „überholt und nicht mehr überzeugend“, eine
       Legalisierung unter bestimmten Bedingungen denkbar.
       
       Die selbe Kommission hat allerdings auch festgestellt: Die grundsätzliche
       Rechtswidrigkeit von Schwangerschaftsabbrüchen ist „nicht haltbar“. Die
       Fraktionen von SPD und Grünen [3][wollen eine Neuregelung noch in dieser
       Legislaturperiode]. Auch sie suchten bereits das interfraktionelle
       Gespräch. Auflaufen lassen hat sie bisher: die FDP. Als FDP-Fraktion lehne
       man es ab, „den etablierten Kompromiss wieder aufzukündigen“, hieß es im
       Juni.
       
       Frauen das Austragen einer Schwangerschaft auch gegen ihren Willen als
       Pflicht aufzuerlegen, ist eine durchaus irritierende Position für eine
       Partei, sie sich selbst als liberal bezeichnet. Dass die Partei sich gerade
       bei der Eizellspende anders positioniert, überrascht indes nicht: Die
       Fortpflanzungsmedizin boomt. Womöglich geht es der FDP weniger um die
       Selbstbestimmung von Frauen als um einen Markt, auf dem noch viel zu holen
       ist.
       
       22 Aug 2024
       
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