# taz.de -- Bundeswehr und Nationenwertung: Sport, Soldaten, aber warum?
       
       > Die Sportförderung in Deutschland steht in der Kritik. Aber ihre
       > anhaltende Militarisierung findet nur wenig Beachtung.
       
 (IMG) Bild: Mehr Bundeswehr ins Stadion: Ein Stabsmusikcorps beim American Football in Düsseldorf, 2023
       
       Das erregt viele Menschen. Deutschland liegt auf Platz zehn der olympischen
       [1][Medaillenwertung]. Ein Befund, der für manche so schlimm ist wie null
       Punkte beim Eurovision Song Contest (ESC).
       
       Deswegen fordert aber niemand die Ausweitung musikpädagogischer Angebote.
       Wäre jedoch die Popmusikförderung in diesem Land ähnlich strukturiert wie
       das Sportsystem, dann hätten wir eine Ahnung, warum die Auftritte nicht so
       funzen, wie es das politische Personal gern einfordert: Mehr als ein
       Drittel des deutschen Teams in Paris waren [2][Sportsoldaten und
       -soldatinnen der Bundeswehr,] weitere sind bei der Polizei, dem Zoll oder
       der Bundespolizei.
       
       Was wäre wohl die kulturpolitische Krisendiagnose zum ESC-Durchfall, wenn
       alle drei Jahre das Stabsmusikkorps der Bundeswehr zum Schlager-Grandprix
       führe? Wäre sich da alle einig, dass die dortige Ufftata-Musik mehr Geld
       bekommen muss? Vermutlich nicht.
       
       Ich höre schon, dass hier musikalische Äpfel mit sportlichen Birnen
       verglichen werden … weil, ja, … äh, Kultur- und [3][Sportförderung] in
       Deutschland zunächst mal Ländersache ist, mit musischen Gymnasien und
       Sportschulen? Oder weil … hm, es ja bei Olympia um Spitzenleistungen geht,
       während in der Musik, ja gut, irgendwie auch Spitzenleistungen erwartet
       wird? Oder weil, … grrr, Leistungssport im Kindesalter beginnt, während
       musikalische Bestleistung jahrelanges Üben und Sammeln von Erfahrungen
       benötigt?
       
       ## Sport, Musik, Kultur, Gesellschaft
       
       Vielleicht ist der Vergleich doch nicht ganz so blöd, wie so manche
       Sportnerds vermuten. Beim ESC hat sich mittlerweile gezeigt, dass
       Expertengremien, die sich selbst das Wissen attestieren, wohin der
       internationale Musikgeschmack geht, stets scheitern. Wichtiger ist, dass
       Musik als Ausdruck einer (btw: möglichst modernen, demokratischen,
       attraktiven) Gesellschaft verstanden und präsentiert wird.
       
       Wo sollte da noch ein Unterschied zum Sport liegen? Es geht doch immer
       darum, dass alle Menschen, die dies wollen, leichten und geförderten Zugang
       zu Sport und zu Kultur bekommen. Es geht um eine demokratische Teilhabe im
       besten Sinne. Und die kann nicht mit dem pädagogischen Arsenal, das man
       gemeinhin dem deutschen Militär zutraut, erbracht werden.
       
       Mehr Geld für bessere Trainer und Trainerinnen ist immer eine richtige
       Forderung, doch zu guter Sportförderung gehört ja zuvörderst ein
       attraktives gesellschaftliches Umfeld. Alle müssen angesprochen werden,
       müssen sich angesprochen fühlen.
       
       Die Förderung olympischer Sportarten hierzulande besteht aber darin, dass
       sich [4][Sportlerinnen und Sportler] mit so unangenehmen Begriffen wie
       „Herr oder Frau Stabsunteroffizier“ ansprechen lassen müssen. Schön ist das
       nicht.
       
       16 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Olympischer-Nationalismus/!6026790
 (DIR) [2] /Sportfoerderung-bei-der-Bundeswehr/!5480104
 (DIR) [3] /Sportfoerderung/!t5025367
 (DIR) [4] /Wintersportler-im-Staatsdienst/!5049318
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Krauss
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Press-Schlag
 (DIR) Sportpolitik
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Sportförderung
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
 (DIR) Bundeswehr
 (DIR) Sportförderung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Deutsche Sportförderung: Land der begrenzten Möglichkeiten
       
       Die deutsche Olympia-Bilanz löst eine Debatte über die Sportförderung aus.
       Sportler wie der Zehnkämpfer Till Steinforth trainieren lieber in den USA.
       
 (DIR) Olympischer Nationalismus: Nationen verdienen kein Gold
       
       Der Medaillenspiegel bei Olympia ist nach Ländern sortiert. Doch es sind
       die Sportler*innen, die siegen. Höchste Zeit, den Sport zu demokratisieren.
       
 (DIR) Invictus Games in Düsseldorf: Helden der anderen Art
       
       Die Invictus Games präsentieren sich als Sportevent für versehrte Soldaten.
       Zugleich wirken sie wie eine Imagekampagne für die Bundeswehr.
       
 (DIR) Sportförderung bei der Bundeswehr: Der Sport hat’s mit dem Kreuz
       
       Seit 50 Jahren fördert die Bundeswehr Spitzenathleten. Eine zivile
       Alternative gibt es nicht. Wer in die Weltklasse will, muss schießen
       lernen.