# taz.de -- Angriff auf Hamas-Führer: Immerhin Netanjahu ist gut gelaunt
       
       > Für den Premierminister ist die Tötung von Ismael Hanijeh ein Erfolg. Die
       > Angehörigen der Geiseln verlieren die Hoffnung auf eine
       > Verhandlungslösung.
       
 (IMG) Bild: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu
       
       Jerusalem taz | Beim Treffen des nationalen Sicherheitsrates wirkte
       Benjamin Netanjahu aufgrund der Nachrichten aus Teheran gelöst wie selten.
       Israels Premierminister hatte ihn einberufen, [1][nachdem der Tod des
       politischen Führers der Hamas, Ismael Hanijeh], die Region in Angst und
       Schrecken versetzt hatte.
       
       Doch in Israel sieht man sich ebenso gut gerüstet wie unwissend. Weder
       Netanjahu noch Verteidigungsminister Joav Galant kommentierten den Vorfall
       – eine übliche Nichtreaktion, die Israel auch nach anderen erfolgreichen
       Tötungsaktionen an den Tag legte. Fast zeitgleich tagten auch Irans
       Machthaber, um über die Art der Antwort auf den Mord an ihrem Staatsgast zu
       entscheiden.
       
       Der Schlag gegen den Hamas-Führer dämpft die Hoffnungen, dass ein
       regionaler Krieg noch zu verhindern sei. Vor allem den Geiselangehörigen
       wird klar, dass ein Abkommen zur Freilassung ihrer Geliebten in weite Ferne
       gerückt ist. Am vergangenen Wochenende waren in mehreren israelischen
       Städten wieder Tausende Menschen auf die Straße gegangen und forderten eine
       Abkehr von der kompromisslosen Strategie der Regierung.
       
       Mit dem Tod von Hanijeh hat Israel auch den palästinensischen
       Chefunterhändler der seit Monaten laufenden Geheimgespräche über einen
       Waffenstillstand und [2][der möglichen Freilassung der 115 noch in Gaza
       festgehaltenen israelischen Geiseln verloren]. Die Radikalen der
       Regierungskoalition scheint das kaum zu stören. Sie verbreiten immer
       offener das Gerücht, dass sowieso nur noch bis zu 45 Geiseln am Leben sein.
       
       ## Generalstreik im Westjordanland
       
       „Wer von der Hamas soll denn zukünftig das Risiko eingehen, sich öffentlich
       zu exponieren und sich damit zum Ziel des nächsten israelischen Angriffs zu
       machen“, so ein palästinensischer Politiker aus Ramallah im Westjordanland,
       der anonym bleiben möchte. Der bewaffnete Widerstand der Hamas erscheint
       mittlerweile vielen erfolgversprechender als die Kooperation mit Israel,
       auf die Mahmoud Abbas, der Chef der Palästinensischen Autonomiebehörde,
       setzt.
       
       Doch auch Abbas verurteilte am Mittwoch den Mord an seinem Kontrahenten, im
       Westjordanland begann am Mittwoch als Zeichen des Protests ein
       Generalstreik. Israelische Medien sehen die Solidarität mit Hanijeh im
       Westjordanland als Beweis für einen lange gehegten Verdacht: Im Fall einer
       Zweistaatenlösung würde Israel von zwei Seiten bedroht sein, so ein
       Kommentar der Times of Israel.
       
       Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei ließ am Mittwoch keinen
       Zweifel daran, dass Iran den Angriff auf eigenem Hoheitsgebiet energisch
       beantworten würde. Israel habe den Grund für eine harte Bestrafung selbst
       geliefert, so der als enger Freund von Hanijeh geltende Chamenei. Ein
       iranischer Gegenschlag würde in der Region nur wenig Kritik auslösen.
       
       Der türkische Staatspräsident Tayyip Erdoğan bezeichnete den Tod Hanijehs
       als „zionistisches Barbarentum“. [3][Auch Erdoğan hatte immer wieder
       Hamas-Anführer empfangen] und vor wenigen Tagen viel Beifall für seine
       Drohung erhalten, militärischen gegen Israel aktiv zu werden, sollte die
       Regierung von Benjamin Netanjahu die Angriffe gegen Zivilisten in Gaza
       nicht einstellen.
       
       In Israel bereitet man sich nun insgeheim auf einen koordinierten
       Raketenangriff aus dem Libanon, Iran und dem Jemen vor. Hunderte zeitgleich
       anfliegende Raketen könnten das israelische Raketenabwehrsystem überlasten.
       Doch Armeechef Galant hofft auf die abschreckende Wirkung seiner Luftwaffe,
       die wie am Mittwoch offenbar auch in Iran ungestört Ziele treffen kann. Am
       Freitag wird Hanijeh in Doha beerdigt. Viele Vertreter der sogenannten
       Achse des Widerstands gegen Israel wollen nach Katar reisen und über eine
       gemeinsame Strategie entscheiden.
       
       31 Jul 2024
       
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