# taz.de -- Berliner Fanmeile: Das braune Erbe der EM 2024
       
       > Die EM ist vorbei und die Fanmeilen werden abgebaut. Nach dem großen
       > Spektakel bleiben nur die traurigen Überbleibsel in Berlin zurück.
       
 (IMG) Bild: Die Berliner Wüstenlandschaft vor dem Reichstag
       
       Berlin taz | Unwirklich strahlte das perfekte Plastikgrün auf der
       [1][Berliner Fanmeile] während der Europameisterschaft 2024. Jetzt ist die
       EM vorbei und der Kunstrasen somit nach einem Monat weg. Den
       Berliner*innen wird nun schlagartig klar, was die [2][Euro 2024]
       hinterlassen hat: nämlich eine riesige braune Fläche. Wo einst mal wirklich
       grüner Rasen war. Und zwar echter Rasen.
       
       Die Fanmeile ist inzwischen eine große Wüstenlandschaft. Auf dem
       vertrockneten und zertrampelten Platz arbeiten zur Zeit Tausende von
       Helfer*innen in gelben Westen, die immer mehr von der grünen Idylle
       rückgängig machen und mit den großen Lkws abtransportieren. Wo einst
       gejubelt, gefeiert und maßlos getrunken wurde, tummeln sich jetzt
       zahlreiche Bagger und Sandhaufen. Nicht nur braun ist es vor dem Reichstag,
       sondern auch laut. Übrig bleibt eine große Baustelle, die einfach zum
       Stadtbild passt.
       
       Wenigstens scheint das 1[3][,2- Millionen-Euro-Rasenimitat] noch intakt zu
       sein für eine zweite Runde, diesmal auch dort, wo es mehr gebraucht wird.
       Die Matte wird abgebaut, kleingeschnitten und auf unterschiedliche Berliner
       Orte verteilt.
       
       Bewerben können sich dafür Kitas, Schulen und andere Unternehmen. Jeweils
       ein Teil des insgesamt 24.0000 Quadratmeter großen Kunstrasens geht bereits
       an die JVA-Tegel, an drei Bolzplätze in Berlin-Mitte, an die
       Sophie-Brahe-Schule in Treptow-Köpenick, eine Kita in Marzahn-Hellersdorf
       und den Monbijou-Park. Der Rest soll zwischen dem 12. und 16. August
       verlost werden. Laut dem Veranstalter sei der [4][Kunstrasen] tipptopp in
       Schuss, außer ein paar Pyro-Technik-Brandflecken.
       
       ## Die Berliner Wüstenlandschaft
       
       Doch scheint der echte Rasen mehr gelitten zu haben als sein
       Plastikpendant. In Teilen der Berliner Fanzone sieht es aus wie die
       Tanzwüste auf der Fusion, ob das lange so bleibt ist noch offen. Aber auch
       das sollte kein Problem sein: Der Senat bestellt dann für das nächstes Jahr
       einfach einen neuen echten Rollrasen und dann sieht es wieder grün aus.
       
       Und immerhin wird die Plastikmatte nicht in den Müll geschmissen.
       Vielleicht ist es ja unterm Strich doch nachhaltig gewesen, denn jetzt muss
       wenigstens den restlichen Sommer nicht mehr gegossen werden. Was machen da
       schon ein paar Quadratmeter Plastik aus, wenn man dafür reichlich Wasser
       sparen kann?
       
       Wenigstens für einige Wochen hat uns Berlin also gezeigt, wie grün es sein
       kann, wenn es gilt, sich für seine Gäste zu inszenieren. Jetzt, da der
       Kunstrasen weg ist und die Besucher*innen langsam wieder nach Hause
       fahren, bleibt nur die Erinnerung an die kurze Illusion eines grünen
       Sommermärchens. Dafür fehlt jetzt die unperfekte, aber natürliche Wiese vor
       dem Berliner Reichstag.
       
       24 Jul 2024
       
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