# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland meldet Geländegewinn
       
       > Im Donbass soll das Dorf Sokil in russische Hände gefallen sein.
       > Selenskyj dankt Deutschland für die Lieferung des dritten
       > Patriot-Systems, und Le Pen zieht rote Linien.
       
 (IMG) Bild: Offensichtlich in der Ukraine angekommen: ein drittes Flugabwehrsystem vom Typ Patriot
       
       ## Ukraine: heftigste Kämpfe in der Region Donezk
       
       Russische Truppen haben nach Angaben Moskaus eine weitere Ortschaft in der
       Region Donezk im Osten der Ukraine eingenommen. Streitkräfte hätten das
       etwa 30 Kilometer nordwestlich der Stadt Donezk gelegene Dorf Sokil
       „befreit“, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag. Die
       Region Donezk zählt mit Luhansk, Cherson und Saporischschja zu den
       ukrainischen Regionen, die Moskau im September 2022 für annektiert erklärt
       hatte.
       
       Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Freitag [1][während eines
       Besuchs des ungarischen Regierungschefs Viktor Orban in Moskau] seine
       Forderung bekräftigt, die Ukraine müsse sich aus den drei für annektiert
       erklärten Regionen zurückziehen, wenn sie Frieden wolle.
       
       Nach Angaben Kiews finden in der Region Donezk derzeit die heftigsten
       Kämpfe an der gesamten Frontlinie statt. Moskaus Streitkräfte haben in
       diesem Jahr auf dem Schlachtfeld Fortschritte erzielt, während die Ukraine
       unter einem Mangel an Waffen und Munition leidet. (afp)
       
       ## Le Pen: französische Langstreckenraketen nicht gegen Russland
       
       Im Falle eines Wahlerfolgs ihres rechtsnationalen Rassemblement National
       (RN) bei den Parlamentswahlen will Marine Le Pen verhindern, dass die
       Ukraine mit französischen Langstreckenwaffen Ziele in Russland angreifen
       kann. Ein Premierminister des RN werde außerdem dafür sorgen, dass
       französische Truppen auf keinen Fall in der Ukraine stationiert würden,
       sagte sie dem Fernsehsender CNN und bekräftigte damit frühere Positionen
       ihrer Partei.
       
       RN-Chef Jordan Bardella hatte zuvor bereits mitgeteilt, die Ukraine müsse
       sich gegen den russischen Angriffskrieg verteidigen können. Er sei jedoch
       gegen jegliches Gerät, das die Situation eskalieren lassen könne und wolle
       etwa keine Langstreckenraketen und Waffen an die Ukraine liefern, mit denen
       russisches Gebiet getroffen werden könne.
       
       Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzt bei der Verteidigung der
       Ukraine dagegen [2][auf eine strategische Ambiguität und will auch die
       Entsendung westlicher Bodentruppen in das angegriffene Land nicht per se
       ausschließen]. (dpa)
       
       ## Japan und Kambodscha wollen bei Landminenbeseitigung helfen
       
       Japan und Kambodscha wollen gemeinsam der Ukraine bei der Beseitigung von
       Landminen helfen. Dies kündete Japans Außenministerin Yoko Kamikawa am
       Samstag bei einem Besuch in Phnom Penh an. Ihr Land werde der Ukraine in
       der kommenden Woche eine leistungsstarke Minenräummaschine zur Verfügung
       stellen. Im August sollten dann ukrainische Spezialisten in Kambodscha, das
       auf diesem Gebiet als führend gilt, in der Minenbeseitigung und der
       Bedienung der Maschine ausgebildet werden.
       
       Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist das Land in
       einigen Regionen regelrecht von Minen und Sprengstoffrückständen übersät.
       Immer wieder kommt es dadurch zu Todesfällen unter Soldaten und Zivilisten.
       Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Rights Watch wurden in elf der
       27 Regionen der Ukraine bereits Landminen entdeckt.
       
       [3][Kambodscha gilt weltweit als führend bei der Minenbeseitigung] – das
       Land wurde notgedrungen dazu: Nach einem drei Jahrzehnte dauernden
       Bürgerkrieg, der 1998 endete, gehörte Kambodscha zu den am stärksten
       verminten Ländern der Welt. Rund 20.000 Menschen kamen durch Minen oder
       Blindgänger ums Leben. Bis 2025 will die Regierung endlich alle Minen und
       Sprengsätze entschärft haben. (afp)
       
       ## Selenskyj dankt Deutschland für Patriot-Lieferung
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland für die
       Lieferung des dritten Flugabwehrsystems vom Typ Patriot gedankt. „Das sind
       starke Neuigkeiten“, sagte Selenskyj in Kiew. Er danke auch den USA für
       weitere Schritte, die ukrainische Luftverteidigung zu stärken.
       
       Details nannte er nicht, sagte aber, dass die Partner des Landes die
       Vereinbarungen erfüllten. „Die Ukraine hat schon bewiesen, dass es keine
       russischen Raketen gibt, die wir nicht abschießen können“, sagte Selenskyj.
       Das Land tue alles dafür, damit der russische Terror ende.
       
       Er habe sich auch mit Raketenherstellern getroffen, die dafür arbeiteten,
       der russischen Aggression etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen. „Das ist
       eine Angelegenheit globaler Stabilität und Sicherheit, damit jeder im Kreml
       weiß, dass sie nicht ungestraft davon kommen“, sagte er weiter. (dpa)
       
       ## Selenskyj drängt Verbündete zu mehr Unterstützung
       
       Für ihren Abwehrkampf gegen Russland hat die Ukraine im April vergangenen
       Jahres das erste moderne Flugabwehrsystem US-amerikanischer Produktion des
       Typs Patriot erhalten. Die ukrainische Flugabwehr will damit bereits
       russische Hyperschallraketen und ballistische Raketen abgefangen haben.
       Insgesamt soll Kiew derzeit über vier Systeme verfügen. Weitere wurden
       unter anderem von Rumänien in Aussicht gestellt.
       
       Präsident Selenskyj hatte ursprünglich mindestens sieben derartiger Systeme
       für einen zuverlässigen Schutz regelmäßig mit Raketen angegriffener
       Großstädte wie Charkiw, Dnipro, Saporischschja und Odessa genannt. Er
       drängt die Verbündeten der Ukraine regelmäßig zu weiterer Unterstützung bei
       der Flugabwehr. (dpa)
       
       ## Schäden nach Luftangriffen in der Ukraine und Russland
       
       Bei wechselseitigen Drohnenangriffen haben Russland und die Ukraine in der
       Nacht zum Teil beträchtliche Schäden im jeweiligen Nachbarland angerichtet.
       So hat Russland Angaben der Luftwaffe in Kiew zufolge zwölf ukrainische
       Regionen attackiert. Von den insgesamt 32 Drohnen sind zwar demnach 24
       abgeschossen worden, aber mehrere Gebiete meldeten auch Treffer. In der
       Region Sumy fielen so Strom- und Wasserversorgung aus. Im Umland von Kiew
       wurden ein privates Wohnhaus und ein Pkw von herabfallenden Drohnentrümmern
       beschädigt.
       
       Auf der Gegenseite war einmal mehr die zuletzt verstärkt ins Visier
       geratene südrussische Region Krasnodar Ziel der Attacken. Zwar seien die
       Drohnen abgeschossen worden, doch deren Trümmer hätten Treibstofflager in
       den Landkreisen Pawlowskaja und Leningradskaja in Brand gesetzt und einen
       Funkturm in der Stadt Jejsk beschädigt, hieß es in einer Mitteilung des
       regionalen Krisenstabs. (dpa)
       
       ## Selenskyj kündigt Schritte gegen Energie-Krise an
       
       In seiner Videobotschaft kündigte Selenskyj ein komplexes Paket an
       Maßnahmen an, um die Energiekrise im Land zu lösen. Einzelheiten nannte er
       nicht, sagte aber, dass die Beamten demnächst Schritte dazu vorstellen
       würden, wie Bürger und Unternehmen in Zeiten des Mangels an Elektrizität
       unterstützt werden könnten. Als Beispiel nannte er neue Kreditprogramme mit
       völlig zinsfreien Angeboten. „Alles sollte so schnell wie möglich
       funktionieren“, sagte er.
       
       Aktiv liefen zudem Verhandlungen mit europäischen Partnern mit dem Ziel,
       die aus dem Ausland importierten Strommengen zu erhöhen. Parallel dazu
       liefen außerdem Reparaturarbeiten an Anlagen. Viele Kraftwerke und andere
       Energieinfrastruktur sind durch die russischen Angriffe zerstört und
       beschädigt. Wegen des Energiedefizits kommt es immer wieder zu
       Stromabschaltungen. (dpa)
       
       ## Selenskyj stimmt sich mit britischem Premier vor Nato-Gipfel ab
       
       In der kommenden Woche steht der Nato-Gipfel in Washington an. Die Staats-
       und Regierungschefs der 32 Mitgliedsstaaten des Verteidigungsbündnisses
       wollen unter anderem über den Ukraine-Krieg und die Stärkung der eigenen
       Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten beraten. Die Ukraine strebt in
       die Militärallianz, hat aber aktuell keine Aussicht auf Aufnahme.
       
       Ukraines Präsident Selenskyj teilte mit, dass er sich vor dem Nato-Treffen
       auch mit [4][dem neuen britischen Premierminister Keir Starmer] abgestimmt
       habe. Laut einer Mitteilung im sozialen Netzwerk X gratulierte Selenskyj
       Starmer zum Sieg bei der Wahl in Großbritannien. Der neue Premier habe der
       Ukraine die unerschütterliche Unterstützung Großbritanniens auch durch die
       neue Regierung in London zugesagt. (dpa)
       
       ## Selenskyj wird auf Natogipfel enttäuscht werden
       
       Wenn die Staats- und Regierungschefs der Nato-Länder kommende Woche den
       ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf ihrem Gipfel in Washington
       begrüßen, haben sie einige Versprechen im Gepäck. Die 32 Nato-Länder werden
       am Mittwoch und Donnerstag ein weiteres Mal bekräftigen, dass die Ukraine
       eines Tages Mitglied der Allianz wird, und sie werden dem Land weitere
       Militärhilfen in Aussicht stellen.
       
       Nicht bekommen wird Selenskyj das, was er sich am meisten wünscht: eine
       Beitrittseinladung. Ungewiss ist laut Diplomaten auch, ob die Nato die
       sieben von der Ukraine verlangten Luftabwehrsysteme zusammenbekommt, um
       sich gegen die anhaltenden russischen Angriffe zu verteidigen. Dafür will
       die Nato neue Milliardenhilfen für Kiew beschließen. Wer dafür aufkommt und
       für wie lange, ist allerdings unklar.
       
       Über eins sind sich in der Nato alle einig: Eine Konfrontation mit
       Selenskyj wie beim letzten Gipfeltreffen in der litauischen Hauptstadt
       Vilnius vor einem Jahr darf sich in Washington nicht wiederholen.
       Schließlich wollen die Staats- und Regierungschefs das 75-jährige Bestehen
       des Nordatlantikpakts feiern, den zwölf Länder am 4. April 1949 in
       Washington besiegelt hatten. US-Präsident Joe Biden hofft zudem auf
       Rückenwind vor den Präsidentschaftswahlen Anfang November gegen
       Herausforderer Donald Trump.
       
       Beim Gipfel in Vilnius hatte Selenskyj die Zusagen der Verbündeten als zu
       schwach kritisiert und es „absurd“ genannt, die Ukraine nicht zum
       Nato-Beitritt einzuladen. In Washington sollen solche Worte nicht mehr
       fallen. „Erwartungsmanagement“ heißt das Zauberwort im Bündnis.
       
       Der scheidende Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Selenskyj diesmal
       genau erläutert, was er in Washington erwarten kann – und was nicht. Die
       Gelegenheit bot sich, als der ukrainische Präsident Ende Juni während des
       EU-Gipfels nach Brüssel reiste und Stoltenberg im Nato-Hauptquartier
       besuchte, wie mehrere Diplomaten bestätigen.
       
       Der Gipfel sei diesmal „besser vorbereitet“, sagt ein Diplomat, der sich
       wie alle anderen nur anonym äußern will. „Selenskyj wird akzeptieren
       müssen, was wir ihm anbieten.“
       
       Regierungsvertreter in Kiew äußerten sich vor dem Washington-Gipfel
       ernüchtert. „Die Chancen, eine Beitrittseinladung zu erhalten, tendieren
       gegen Null“, sagt ein Vertreter der Ukraine. Die USA und Deutschland seien
       weiter dagegen – aus Furcht vor einer Konfrontation mit Russland.
       
       Beim Gipfel in Litauens Hauptstadt Vilnius hatten sich die Verbündeten
       vergangenes Jahr auf die vage Formel geeinigt, die Ukraine zu einem
       Bündnisbeitritt einzuladen, „wenn die Verbündeten sich einig und
       Voraussetzungen erfüllt sind“. Hinter den Kulissen wurde zuletzt um eine
       neue Formulierung gerungen. Die Osteuropäer im Bündnis fordern einen
       „unumkehrbaren“ Weg der Ukraine zum Beitritt, die USA wollen allenfalls
       eine „Brücke zur Mitgliedschaft“ spannen und haben dabei offenbar
       Deutschland an ihrer Seite.
       
       Die Staats- und Regierungschefs werden der Ukraine zudem neue Hilfen im
       Umfang von 40 Milliarden Euro innerhalb eines Jahres in Aussicht stellen.
       Stoltenberg hatte über mehrere Jahre einen solchen Betrag gefordert, konnte
       sich damit aber nicht durchsetzen. Nicht festgelegt ist laut Diplomaten,
       wer von den Verbündeten wie viele Mittel aufbringen soll. Damit bleibt das
       Versprechen vage. (afp)
       
       ## Russland greift ukrainische Stadt Selydowe mit Lenkbomben an
       
       Russische Streitkräfte haben ukrainischen Behördenangaben zufolge die Stadt
       Selydowe im Osten der Ukraine unter anderem mit zwei Lenkbomben angegriffen
       und dabei mindestens fünf Menschen getötet. Zudem gebe es mindestens elf
       Verletzte, teilten der Militärgouverneur des umkämpften Gebiets Donezk,
       Wadym Filaschkin, und die Staatsanwaltschaft gestern Abend in sozialen
       Medien mit. Die beiden Bomben hätten auf das Gelände eines Unternehmens
       gezielt, hieß es. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. (dpa)
       
       6 Jul 2024
       
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       Die ukrainische Armee muss Teile der Kleinstadt Tschassiw Jar westlich von
       Bachmut aufgeben. Auch andere Ortschaften sind wieder unter russischem
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