# taz.de -- Branchenmesse Eurobike: Branche hofft auf das Dienstrad
       
       > Der Absatz sinkt, die Stimmung auf Europas größter Fahrradmesse Eurobike
       > ist gedämpft. Das Leasinggeschäft soll nun helfen.
       
 (IMG) Bild: Ein Gravelbike auf einem Stand der Internationalen Fahrrad-Fachmesse Eurobike am 2. Juli in Frankfurt am Main
       
       Frankfurt taz | Viele Kinder, viel Gewusel, kilometerlange Gänge: Wer in
       der vergangenen Woche die Messe Frankfurt besuchte, konnte sich leicht
       überfordert fühlen. Denn dort fand zum 32. Mal Europas größte Fahrradmesse
       [1][Eurobike] mit zehntausenden Besucherinnen und Besuchern statt. 1.800
       Messeaussteller:innen waren gekommen, doch die Stimmung war aufgrund
       der aktuellen Marktlage und der gesunkenen Nachfrage nach Fahrrädern etwas
       gedämpft.
       
       „Die [2][Coronapandemie hat erst mal die Nachfrage nach E-Bikes sehr hoch
       getrieben]. Dann haben natürlich viele Hersteller viele Fahrräder
       produzieren lassen, viele Händler viele Fahrräder kaufen können“, erzählt
       Bastian Panni vom Heidelberger E-Bike-Unternehmen Coboc. „Aber in den
       letzten Jahren gab es plötzlich Inflation“, so Panni. Statt Wachstum sei
       die Nachfrage eher konstant geblieben, was dazu geführt habe, dass relativ
       viele Fahrräder unverkauft auf dem Lager geblieben seien. „Die
       Fahrradbranche hat aber ein bisschen daraus gelernt“, sagt der
       Marketingleiter. Derzeit „entspannt sich die Lage“.
       
       In den ersten vier Monaten dieses Jahres sind in Deutschland erneut weniger
       Fahrräder verkauft und hergestellt worden. Der Absatz ging bis Ende April
       mit 1,45 Millionen Rädern um rund 10 Prozent zurück, berichtet der
       Industrieverband ZIV. Vor allem herkömmliche Fahrräder verkauften sich mit
       650.000 Einheiten um fast 20 Prozent schlechter als im gleichen
       Vorjahreszeitraum, der Verkauf der teureren und wirtschaftlich wichtigeren
       E-Bikes blieb mit 800.000 Stück nahezu konstant.
       
       Mit einem erneut gestiegenen Durchschnittspreis von knapp 3.000 Euro sind
       die E-Bikes für Hersteller und Handel das weit lukrativere Geschäft als die
       mit Muskelkraft getriebenen „Bio-Bikes“.
       
       ## „Gegenwind aus der Politik“
       
       Ab 2025 rechnet der Verband allerdings mit einer deutlichen Erholung – und
       weist darauf hin, dass die Verkaufszahlen trotz eines Rückgangs auch im
       Jahr 2023 immer noch über dem Vor-Corona-Niveau liegen. Noch deutlicher
       sind die Produktionszahlen der Hersteller geschrumpft, auch hier wegen der
       vollen Lager. 970.000 Stück bedeuteten einen Rückgang um fast 18 Prozent
       für alle Fahrradtypen.
       
       Zugeparkte Radwege, ungeahndetes Rasen auf Land- und Stadtstraßen und eine
       allgemein fehlende oder ungeschützte Radwegeinfrastruktur seien es, die
       viele Menschen davon abhielten, das Fahrrad weiter zu nutzen, sagt
       ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork. „Die Kommunen rufen das Geld vom Bund
       nicht ab, doch diese sind für den Ausbau der Infrastruktur vorwiegend in
       der Verantwortung.“
       
       Auch der Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems, Claus Fleischer, beklagt
       „Gegenwind aus der Politik“. Das betreffe unter anderem die
       „[3][Mutlosigkeit bei der Fahrradinfrastruktur und dem Ausbau von
       Radwegen]“, so Fleischer. Er betonte, die Politik müsse erkennen, dass man
       mit dem Fahrrad und dem E-Bike eine „tolle Alternative für die Mobilität in
       der Stadt, aber auch für das Freizeitverhalten der Menschen“ habe.
       
       Als Rettungsanker der Branche sehen viele das Fahrradleasing: Die
       Möglichkeit für Beschäftigte, über ihren Arbeitgeber ein Fahrrad zu leasen,
       ist im Trend. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte steckt in
       dem Geschäft mit geleasten Diensträdern noch Potenzial. Trotz des Wachstums
       der vergangenen Jahre haben erst 37 Prozent der Beschäftigten die
       Möglichkeit des Dienstradleasings. Von diesen 16,8 Millionen Menschen haben
       erst knapp 10 Prozent einen Vertrag.
       
       ## Künstliche Intelligenz wird genutzt
       
       „Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Studienautor Kim
       Lachmann. So gebe es bei den rund 204.000 teilnehmenden Arbeitgebern im
       Durchschnitt noch rund 90 Prozent der Mitarbeitenden, die nicht leasen. Der
       Umsatz der Leasinganbieter ist im vergangenen Jahr auf 3,2 Milliarden Euro
       gestiegen, nach 2,6 Milliarden im Jahr 2022. Sie brachten 790.000 Räder
       unter die Leute, nach 680.000 Bikes im Jahr zuvor. [4][Dabei lag der
       Durchschnittspreis der Dienstfahrräder um 1.700 Euro über dem
       Marktdurchschnitt von 3.500 Euro pro Rad.]
       
       Der Grund: der Wunsch nach höherwertigen Fahrrädern. Sascha Sülwald,
       Teamleiter Fachhandelsbetreuung beim Oldenburger Anbieter
       mein-dienstrad.de, sagt: „Das Dienstradleasing ist nach wie vor im Boom. Es
       ist nach wie vor für viele ein sehr interessantes Thema, das merkt man auch
       hier.“
       
       Natürlich gab es bei der Eurobike auch Innovationen, vor allem im
       E-Bike-Bereich und bei Lastenrädern. Beide Gattungen sollen leichter und
       damit einfacher einsetzbar werden. Sogar künstliche Intelligenz wird
       genutzt, etwa bei der Bosch-Navigationssoftware „Range Control“, die aus
       Fahrdaten individualisierte Streckenvorschläge erarbeitet.
       
       7 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://eurobike.com/frankfurt/de.html
 (DIR) [2] /Nachfrageboom-bei-Fahrraedern/!5792986
 (DIR) [3] /Neue-Strassenverkehrsordnung/!6019131
 (DIR) [4] /SUV-E-Bikes/!5910549
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Yağmur Ekim Çay
       
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