# taz.de -- Etwas mehr Solarenergie in Deutschland: Eitel Sonnenschein auf dem Balkon
       
       > Das Solarpaket soll den Ausbau der Sonnenenergie in Deutschland
       > forcieren. In der Branche vermisst man Förderungen für die heimische
       > Industrie.
       
 (IMG) Bild: Ein sogenanntes Balkonkraftwerk an einem Wohnhaus in Düsseldorf
       
       BERLIN taz | Das „Solarpaket 1“, ein Gesetzesvorhaben der Bundesregierung,
       lag seit vergangenem Sommer auf Eis. [1][Doch mit der Einigung beim
       Klimaschutzgesetz] haben sich die Koalitionäre auch hier zusammengerauft:
       Sie wollen das Projekt in der kommenden Woche durch den Bundestag und den
       Bundesrat bringen. Es soll die Nutzung von Photovoltaik in Deutschland noch
       schneller vorantreiben.
       
       Zum Beispiel soll die Inbetriebnahme [2][von Balkonkraftwerken] vereinfacht
       werden. Künftig sollen Mieter oder Eigentümer einer Wohnung ihre
       Solarmodule – sofern diese über die eigene Steckdose einspeisen – nur noch
       in eine Datenbank eintragen müssen, eine Anmeldung beim Netzbetreiber
       entfällt.
       
       Damit erkennt die Bundesregierung ein Stück weit die bereits herrschende
       Realität offiziell an, denn längst nicht alle Betreiber haben ihre
       Steckermodule am Haus in der Vergangenheit auch beim Netzbetreiber
       angemeldet. Auch die beschleunigte Installation der Balkonkraftwerke soll
       erleichtert werden: Alte, nichtdigitale Stromzähler können übergangsweise
       für einige Monate weiterhin genutzt werden und müssen nicht durch moderne
       Zweirichtungszähler nachgerüstet werden.
       
       Attraktiver soll ebenso die Weitergabe von Eigenstrom an andere Verbraucher
       werden. Durch eine Änderung im Energiewirtschaftsgesetz soll eine
       „Gebäudestromanlage“ alle Verbraucher im Haus unkompliziert versorgen
       können, sofern keine Durchleitung des Stroms durchs öffentliche Netz nötig
       ist. Damit würde die Belieferung von Hausbewohnern mit Solarstrom vom
       eigenen Dach auch bei Mehrfamilienhäusern vereinfacht. Es werde „künftig
       leichter, die Potenziale für Prosuming (Elektrizität zugleich erzeugen und
       verbrauchen, d. Red.) und Sektorenkopplung“ in Mehrfamilienhäusern
       umzusetzen, urteilt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). Voraussetzung
       dürfte aber ein Stromzähler mit viertelstündlicher Messung sein, weil nur
       so nachvollziehbar ist, welcher Haushalt welchen Anteil am eigenen
       Sonnenstrom verbraucht.
       
       ## Mehr Solar auch auf Dächern und Feldern
       
       Auch die Errichtung von Solaranlagen auf Unternehmensdächern in der
       Leistungsklasse zwischen 40 und 750 Kilowatt soll durch aufgestockte
       Vergütungssätze attraktiver werden. Das kommt vor allem jenen Unternehmen
       zugute, die den erzeugten Solarstrom nur zu einem geringen Teil im eigenen
       Gebäude verbrauchen können.
       
       Im Gegenzug sollen Solaranlagen auf Gewerbedächern ab einer Leistung von
       750 Kilowatt nur noch dann Förderung bekommen, wenn sie an den
       Vergütungsauktionen der Bundesnetzagentur teilnehmen. Bislang ist die
       Grenze bei einem Megawatt festgelegt. Der BSW kritisiert das, denn die
       Auktionsteilnahme werde von Investoren mitunter „als Marktbarriere
       betrachtet“
       
       Mit ihrem Solarpaket möchte die Bundesregierung außerdem massiv auf die
       Freiflächen gehen. Künftig sollen Solarkraftwerke bis zu einer
       installierten Leistung von 50 Megawatt förderfähig sein – aktuell liegt die
       Grenze bei 20 Megawatt. Auch sollen [3][landwirtschaftliche Flächen] in
       sogenannten benachteiligten Gebieten leichter genutzt werden können. Die
       Bundesländer sollen aber die Möglichkeit bekommen, diese Regelungen per
       Verordnung ein Stück weit einzuschränken.
       
       Höhere Vergütungen soll es zudem für jene Typen von Solaranlagen geben, die
       außergewöhnlich teuer sind. Darunter fällt zum Beispiel die Agri-PV – das
       sind Module, die derart aufgeständert sind, dass darunter noch
       Landwirtschaft möglich ist. Auch Floating-PV – schwimmende Module auf Seen
       – sollen mit Zusatzvergütungen bedacht werden, ebenso Solarstromanlagen
       über Parkplätzen. Nicht zuletzt soll auch Photovoltaik auf Moorböden
       besonders gefördert werden, da mit den Einnahmen auch eine Wiedervernässung
       der Moore gefördert werden könnte, die im Sinne des Klimaschutzes sinnvoll
       ist. Trockengelegte Moore sind nämlich große CO2-Emittenten.
       
       Die Erneuerbaren-Branche kritisiert an dem Solarpaket vor allem, dass es
       keine Förderung speziell für europäische Anlagentechnik geben soll. Mit
       spezifischen Aufschlägen im Erneuerbare-Energien-Gesetz für heimisch
       produzierte Solartechnik – Resilienzbonus genannt – wollte die deutsche
       Solarwirtschaft hiesige Fabriken abgesichert wissen. Außerdem kritisiert
       die Energiewirtschaft, dass eine Duldungspflicht für
       Netzanschlussleitungen, die ursprünglich für alle Flächen vorgesehen war,
       nun doch nur auf öffentlichen Flächen gelten soll.
       
       16 Apr 2024
       
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