# taz.de -- Kämpferin gegen Machtgefälle: Lücke im System gefunden
       
       > Sabine Stövesand setzt sich für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder
       > ein – und setzt am Ursprung des Problems an. Jetzt wurde sie
       > ausgezeichnet.
       
 (IMG) Bild: Zuhause ist nicht immer ein Schutzraum (Symbolbild)
       
       Mit langem Atem setzt sich die Hamburgerin Sabine Stövesand dafür ein, das
       Schweigen über Partnergewalt zu brechen und auch Nichtbetroffene zu
       ermutigen, dagegen aufzustehen. Denn „[1][Gewalt gegen Frauen] ist Ausdruck
       von einem jahrhundertealten Machtungleichgewicht. Es ist kein Frauenthema,
       sondern ein gesellschaftliches“, sagt sie. Für ihre Initiative „StoP –
       Stadtteile ohne Partnergewalt“ erhielt sie nun das Bundesverdienstkreuz.
       
       Ende der 1980er-Jahre ging ihr langer Kampf dafür los, als sie als
       Sozialarbeiterin in einem [2][Hamburger Frauenhaus] zu arbeiten begann. Sie
       wollte misshandelten Frauen und ihren Kindern helfen, ihnen einen Ort der
       Zuflucht, Unterstützung und Solidarität bieten. Gleichzeitig trieb es sie
       um, dass die Betroffenen nach allem, was ihnen zugestoßen war, ihr
       gewohntes Umfeld verlassen und sich neu orientieren mussten: „Die Kinder
       brauchten neue Kitaplätze, neue Schulen, haben ihre Freunde verloren. Das
       ist neben den Gewalterfahrungen einfach eine hohe Belastung, die ich
       ungerecht fand.“
       
       Eine Lücke im System sah sie außerdem in der [3][Präventionsarbeit].
       Institutionen wie Frauenhäuser oder Täterberatungen seien zwar wichtig, um
       Menschen aufzufangen, denen Gewalt widerfahren ist oder die selbst zu
       Tätern geworden sind. Aber sie würden nicht am Ursprung des Problems, an
       gesellschaftlichen Strukturen, ansetzen.
       
       Fasziniert davon, wie eine Betroffene mit ihren persönlichen
       Gewalterfahrungen umgegangen war, entschied sie sich, eine Stadtteilgruppe
       gegen Partnerschaftsgewalt in der Nachbarschaft zu gründen. Auf die dort
       erlangten Erfahrungen aufbauend, erarbeitete sie als Professorin für
       Soziale Arbeit ein mehrstufiges Handlungskonzept, wie Hilfsangebote in der
       Nachbarschaft aufgebaut sein müssen.Ihr Konzept sprach sich herum: Heute
       ist es in sechs deutschen Städten und an über 30 Standorten in Österreich
       zu finden.
       
       ## Gegen alle Formen der sozialen Ungerechtigkeit
       
       Aber auch damit nicht genug: Neben ihrem Engagement gegen Gewalt an Frauen
       stellt sie sich entschieden gegen alle Formen sozialer Ungerechtigkeit,
       etwa gegen Racial Profiling: „Sie alle sind Ausdruck von
       Menschenrechtsverletzungen und ich bin davon überzeugt, dass Veränderungen
       am ehesten vom gemeinsamen Handeln von Menschen und von unten ausgehen.“
       
       Um diese Überzeugung voranzubringen, ist sie äußerst beschäftigt: Nachdem
       sie erst vergangene Woche das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement
       erhalten hat, ist sie diese Woche in Rumänien. Dort schult sie
       internationale Kolleg*innen in ihrem Konzept, die es in sechs weiteren
       Ländern etablieren wollen.
       
       14 Apr 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Haeusliche-Gewalt/!6002299
 (DIR) [2] /Einkaufszentrum-als-Schutzraum/!5997389
 (DIR) [3] /EU-Richtlinie-zu-Gewalt-gegen-Frauen/!5987456
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sarah Lasyan
       
       ## TAGS
       
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