# taz.de -- Enquete-Kommission zu Afghanistan: 300 Seiten voller Misserfolge
       
       > Die Enquete-Kommission berichtet von 66 Deutschen, die während des
       > Bundeswehreinsatzes zu Tode kamen. Afghanische Opfer finden nicht einmal
       > Erwähnung.
       
 (IMG) Bild: Afghanische Dorfbewohner begraben die Toten, die am 4. September 2009 bei einem NATO Luftangriff in der Nähe von Kundus, Afghanistan ums Leben kamen, in einem Massengrab
       
       Als „vernichtend“ und „schonungslos“ wird der Zwischenbericht der
       Enquete-Kommission zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan bezeichnet. Auf
       über 300 Seiten werden die Misserfolge der Bundeswehr, des
       Verteidigungsministeriums und der Bundesregierung(en) – immerhin waren es
       sechs! – behandelt. Milliardenhohe Kosten für nichts. Unkenntnis über die
       Realität vor Ort. All das klingt einsichtig und selbstkritisch, doch ist
       bei Weitem nicht vollständig.
       
       Besonders deutlich wird das erneut, wenn es um konkrete Opferzahlen geht.
       [1][Der Bericht] listet nur die Anzahl der Deutschen auf, die während des
       zwanzigjährigen Einsatzes getötet wurden: 59 Soldaten, 3 Polizisten und 4
       zivile Helfer, insgesamt 66. Afghanische Opfer? Die scheint es nicht zu
       geben. Dabei wurden im Laufe des „War on Terror“ weit über 176.000 Afghanen
       – darunter rund 50.000 Zivilisten – am Hindukusch getötet.
       
       Ein Grund dafür ist auch die Tatsache, dass die Opfer der US-Truppen und
       ihrer Verbündeten, zu denen sich Deutschland stolz zählte und deshalb
       überhaupt erst mit einmarschiert ist, deutlich seltener erfasst wurden.
       Viele Militäroperationen und [2][Drohnenangriffe] fanden meist in
       abgelegenen Regionen statt, die für Menschenrechtsbeobachter und
       Journalisten schwer zugänglich waren. Viele Kriegsverbrechen westlicher
       Truppen wurden erst in den letzten Jahren, sprich zum Ende oder erst nach
       dem Einsatz, aufgedeckt.
       
       Es ist deshalb in diesen Tagen besonders wichtig, zu betonen, dass die
       Bundeswehr in Afghanistan als Kriegspartei agierte und unschuldige Afghanen
       tötete (etwa [3][2009 im heute vollständig verdrängten Kundus]), während
       sie mit korrupten Politikern und Warlords paktierte. Kritiker, die dies
       immer wieder betonten und von denen viele von der Enquete-Kommission
       übergangen wurden, wussten deshalb auch, dass der Fall der afghanischen
       Republik früher oder später kommen wird.
       
       In Berlin und anderswo kam man viel zu spät zu dieser Einsicht – auf Kosten
       afghanischer Menschenleben, die nun erneut unsichtbar gemacht werden.
       
       21 Feb 2024
       
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