# taz.de -- Steinmeiers Weihnachtsansprache: Durchhalten bis 2026
       
       > Der Bundespräsident als Floskelkönig: Jedes Jahr aufs Neue behelligt er
       > die Deutschen mit seiner Weihnachtsansprache. Aber es ist Land in Sicht.
       
 (IMG) Bild: Immerhin gibt es bei Steinmeier echte Kerzen: Der Bundespräsident am Tag seiner Weihnachtsansprache
       
       Die Ansprache des Bundespräsidenten war kraftvoll und scheute keine Tabus.
       Sie sprach Gewalt gegen Kinder an, den feindseligen Umgang mit behinderten
       Menschen, prangerte die Diskriminierung von Arbeitsmigranten in Deutschland
       an. Und dann dieser Satz: „Solidarität ist eine schlechte Sache, wo sie als
       ein gemeinsames Schweigen geübt wird, anstatt beim Namen zu nennen, was man
       für schlecht oder gefährlich hält.“ [1][Die Rede stammt von Gustav
       Heinemann] und ist schon 52 Jahre alt; für die damalige Zeit war sie
       ziemlich mutig.
       
       Mit Fug und Recht lässt sich sagen: Die Qualität von
       Bundespräsidenten-Weihnachtsansprachen hat eine ähnliche Verlaufskurve wie
       die von ZDF-Vorabendserien: Es geht eigentlich immer weiter bergab. Seit
       2017 behelligt Frank-Walter Steinmeier die Öffentlichkeit mit seinen
       Weihnachtsansprachen, die von Ton und Inhalt her immer stark an
       protestantische Laienpredigten erinnern.
       
       Steinmeiers Thema war, wenig überraschend, der gesellschaftliche
       Zusammenhalt – im Steinmeier-Sound: „Weiter kommen wir immer nur
       gemeinsam.“ Dabei braucht der viel beschworene Zusammenhalt
       Voraussetzungen. [2][Studien und Befragungen kommen regelmäßig zu dem
       Ergebnis], dass die Deutschen die Schere zwischen Arm und Reich für den
       Hauptgrund einer gesellschaftlichen Spaltung halten.
       
       Und die Spaltung geht weiter: Steinmeier hätte kritisieren oder zumindest
       andeuten können, dass das Sparpaket der Ampelregierung [3][die Normal- und
       Geringverdiener überproportional belastet]; höhere Steuern für
       Spitzenverdiener und Großerben wird es nicht geben. Doch soziale
       Gerechtigkeitsfragen waren noch nie ein Thema für Steinmeier, im Gegenteil,
       als Architekt der Agenda 2010 und damaliger Vertrauter von Gerhard Schröder
       hatte er die Spaltung bekanntlich verstärkt.
       
       Aber, um Steinmeier sinngemäß zu zitieren: Wo Dunkelheit ist, ist die
       Hoffnung nicht weit. Nur noch drei Weihnachtsansprachen wird es von
       Steinmeier geben; 2026 ist Schluss. Es ist zu hoffen, dass dann jemand an
       die Spitze gewählt wird, der mehr als leere Wohlfühlfloskeln hinbekommt.
       
       26 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://jochenteuffel.files.wordpress.com/2022/10/heinemann-buergermut.-weihnachtsansprache-1971.pdf
 (DIR) [2] https://www.moreincommon.de/media/3zblrdql/more_in_common_studie_preiskrise_zusammenhalt.pdf
 (DIR) [3] /Kuerzungen-beim-Bundeshaushalt/!5975823
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gunnar Hinck
       
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       gewesen sein.