# taz.de -- Die Verständnisfrage: Mit Maske aufs Rad?!
       
       > Warum tragen Radfahrende trotz geringer Ansteckungsgefahr manchmal
       > FFP2-Masken? Das hat mit Training zu tun – und mit schlechter Luft.
       
 (IMG) Bild: Radfahrer mit Gesichtsmaske während der COVID-19 Pandemie im Mai 2020
       
       In der Verständnisfrage geht es jede Woche um eine Gruppe, für deren
       Verhalten der Fragesteller_in das Verständnis fehlt. Wir suchen eine
       Person, die antwortet. 
       
       Béla Lars Müller, 43, Softwareentwickler aus Duisburg, fragt: 
       
       Liebe Radler, warum tragen manche von euch Masken, obwohl man sich mit dem
       Fahrtwind kaum anstecken kann?
       
       Clemens Lode, 41, Autor und IT-Berater aus Düsseldorf, antwortet: 
       
       Schon [1][vor der Pandemie] habe ich manchmal eine Maske getragen,
       allerdings nur fürs Training. Das war eine Power-Maske, die hilft, die
       Atmung zu trainieren, und ist gut für den Stoffwechsel. Anfang 2020 hatte
       ich einen neuen Arbeitsweg, auf dem ich jeden Tag eine Stunde lang die
       Schnellstraße entlanggefahren bin, an Autos und Lastwagen vorbei, eine
       halbe Stunde hin, eine halbe zurück. Ich habe mich gefragt, ob es etwas
       gibt, das ich tun kann, um meine Lunge zu schützen, und mich im Internet
       auf die Suche gemacht. Seitdem trage ich immer eine Maske auf dem Fahrrad.
       
       Nachdem ich mehr über die Luftverschmutzung in Deutschland gelesen hatte,
       habe ich einen Luftfilter in meiner Wohnung installiert, denn ich wohne in
       einer großen Stadt direkt an der Straße. Jedes Mal, wenn ich den
       austausche, sehe ich, was ich sonst eingeatmet hätte. Das motiviert mich,
       eine Maske auf dem Rad zu tragen.
       
       Von Maskengegnern wird häufig behauptet, dass Viren und Feinstaub so klein
       sind, dass sie nicht von den Poren gefiltert werden können. Die Leute
       verstehen nicht, dass da eine gewisse Elektrostatik herrscht. Ähnlich wie
       bei einem Staubwedel, auf dem der Staub kleben bleibt, weil Teilchen
       elektrisch geladen sind, werden auch FFP2-Masken so hergestellt, dass sie
       elektrostatisch wirken und Viren und Aerosole hängen bleiben.
       
       Stickstoffoxide werden von meiner Maske nicht gefiltert, mir geht es primär
       um den Feinstaub, den die Autos produzieren. Jetzt im Winter, wo es so kalt
       ist, ist die Maske außerdem wie ein besserer Schal für die Lunge. Wenn man
       an kalten Tagen ohne Maske rausgeht, spürt man die kalte Luft in den
       Bronchien. Das ist erwiesenermaßen nicht gut für die Lunge, denn sie macht
       sie angreifbar für Viren und Bakterien. Mit der Maske atme ich wärmere,
       feuchtere Luft ein.
       
       Aktuell trage ich eine sogenannte Elastomer-Maske, die so ähnlich aussieht
       wie eine Atemschutzmaske und einen handtellergroßen Filter hat. Anfangs
       habe ich eine FFP-Maske getragen, dadurch ist aber meine Brille beschlagen
       und ich hatte das Gefühl, dass an den Seiten Luft entweicht. Da habe ich
       mich nicht wirklich sicher gefühlt. Also habe ich verschiedene Masken
       getestet und bin bei einer aus Kalifornien geblieben. Dort haben sie
       [2][Probleme mit Waldbränden und fürchterliche Luft], man kennt ja die
       Bilder, wo der ganze Himmel vom Rauch verdunkelt ist.
       
       Also hat sich einer hingesetzt und eine Gummimaske entwickelt, die locker
       auf der Haut anliegt und trotzdem gut abdichtet. Sie ist sehr bequem. Und
       sie ist umweltschonender als eine FFP2-Maske, [3][man wirft sie nicht weg],
       sondern muss nur den Filter austauschen. Einen Filter benutze ich circa
       vierzig Stunden lang, je nachdem wie hoch die Luftverschmutzung ist. Nach
       der Erstinvestition für die Maske, das waren etwa 100 Euro, kostet es pro
       Filter circa einen Euro, das ist also vergleichbar mit einer normalen
       Maske.
       
       Weil die Maske ungewöhnlich aussieht, errege ich damit natürlich auch
       Aufmerksamkeit. Man wird manchmal angegriffen von Leuten, die sagen: „Damit
       kannst du doch nicht atmen.“ Ich möchte daran erinnern, dass es Schwächere
       gibt, für die Corona-Infektionen nach wie vor schwerwiegend sind. Maske zu
       tragen, ist meine persönliche kleine Demo.
       
       Häh? Fragen Sie sich manchmal auch: Warum, um alles in der Welt, sind
       andere Leute so? Wir helfen bei der Antwort. Schicken Sie Ihre Frage an
       [4][verstaendnis@taz.de].
       
       26 Nov 2023
       
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