# taz.de -- Nato-Außenministertreffen in Brüssel: Kriegsmüde, leere Munitionsdepots
       
       > Beim zweitägigen Nato-Außenministertreffen appelliert Generalsekretär
       > Stoltenberg, über den Nahostkonflikt den Ukraine-Krieg nicht zu
       > vernachlässigen.
       
 (IMG) Bild: US-Außenminister Antony Blinken und der türkische Außenminister Hakan Fidan beim Treffen
       
       Brüssel taz | „Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass wir die Ukraine
       mit den Waffen versorgen, die das Land braucht“, sagte Nato-Generalsekretär
       Jens Stoltenberg zu Beginn eines zweitägigen Nato-Außenminister-Treffens am
       Dienstag in Brüssel. Die Ukraine steht vor dem zweiten Kriegswinter.
       
       Hintergrund sind die wachsende Kriegsmüdigkeit im Westen und leere Waffen-
       und Munitionsdepots. [1][Die EU musste erst kürzlich einräumen], dass sie
       eine Million Artilleriegranaten nicht rechtzeitig liefern kann. Derweil
       regt sich in den USA Widerstand gegen weitere Ukrainehilfen. Einige
       Experten fordern bereits, das Ziel eines ukrainischen Sieges aufzugeben und
       die Strategie zu überdenken.
       
       Stoltenberg wies das zurück. Nun gehe es um Standhaftigkeit, sagte er. Mit
       westlicher Hilfe habe es die Ukraine bereits vermocht, rund 50 Prozent des
       von Russland besetzten Territoriums wieder zu befreien. Nun gehe es darum,
       diese Unterstützung aufrechtzuerhalten. Davon hänge auch die Weltpolitik
       ab: „Hier geht es um die gesamte Idee einer regelbasierten internationalen
       Ordnung.“
       
       ## Kein schneller Nato-Beitritt in Sicht
       
       Stoltenbergs Appelle klingen allerdings nicht mehr so optimistisch wie
       früher. Im Frühjahr hatte er erklärt, [2][die westlichen Waffenlieferungen
       würden es der Ukraine ermöglichen, Geländegewinne zu erzielen]. Doch nun,
       nach einer weitgehend [3][gescheiterten Gegenoffensive], legt sich der
       Nato-Generalsekretär nicht mehr fest. Kyjiw müsse selbst entscheiden, wie
       es den Krieg beenden wolle, sagte er.
       
       Auch der Nato-Beitritt rückt in weite Ferne. Dieser könne erst nach dem
       Krieg erfolgen und setze noch einige Reformen voraus, hieß es im
       Nato-Hauptquartier. Welche Reformen das sein könnten, wollen die
       Außenminister der Allianz in Brüssel besprechen. Die To-do-Liste soll
       geheim bleiben. [4][Gegen einen schnellen Nato-Beitritt haben sich vor
       allem die USA und Deutschland ausgesprochen].
       
       Außenministerin Annalena Baerbock versuchte am Dienstag, Zweifel an der
       deutschen Haltung zu zerstreuen. Man tue alles dafür, dass die Ukraine auch
       im nächsten Jahr so viele Dörfer und Städte befreien könne wie möglich,
       sagte sie in Brüssel. „So schwer, so anstrengend, so festgefahren die
       Situation scheint, wir werden die Ukraine weiter unterstützen – so lange
       sie uns braucht.“
       
       ## Selbst mit Haushaltskrise will Berlin Kyjiw unterstützen
       
       Trotz der akuten [5][Haushaltskrise] werde Deutschland auch seine
       Verpflichtungen gegenüber der Nato einhalten, so Baerbock. Es sei wichtig,
       dass die Mitgliedstaaten der Allianz gemeinsam in ihre Sicherheit
       investierten, erklärte die Grünen-Politikerin. „Das bedeutet auch, dass
       Deutschland im nächsten Jahr seine Zweiprozentverpflichtung erfüllen wird.“
       
       Ein weiteres Thema war [6][die Nachfolge von Nato-Generalsekretär
       Stoltenberg]. Der lettische Außenminister Krisjanis Karins brachte sich vor
       dem für 2024 erwarteten Wechsel in Stellung: „Wir brauchen einen
       Konsensbauer, der mit jedem und allen Verbündeten arbeiten kann.“ Als
       Favoritin gilt die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas – die meisten
       Nato-Staaten wollen eine Frau.
       
       28 Nov 2023
       
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