# taz.de -- Antisemitismus im Nahostkrieg: Bilder gegen Gerüchte
       
       > Der Propaganda von Antisemiten ist im Nahostkrieg schwer beizukommen. Es
       > nicht zu versuchen, wäre aber eine Kapitulation vor den Faschisten dieser
       > Welt.
       
 (IMG) Bild: Markierungen der Spurensicherung um die Blutspuren nach dem Überfall der Hamas im Kibbuz Nir Oz
       
       Dass es noch Überraschungen gibt für antisemitismuskritische Menschen
       [1][in diesen Tagen], war eigentlich nicht zu erwarten. Es war klar, dass
       mit dem bestialischen Angriff der Hamas auf Israel auch eine antisemitische
       Welle die Welt erschüttern würde.
       
       Ja, man kann vermuten, dass genau das Teil des perfiden Plans der Hamas
       war: Israel mit dem Massaker zu einer Reaktion zu zwingen, die dann
       weltweit die antisemitischen Reflexe triggern, den Hass auf Juden nur
       vergrößern würde. Dafür setzen die Islamisten alle erdenklichen
       Propagandatechniken ein. Sie filmten sich bei ihrem entfesselten Morden, um
       den Schmerz der Hinterbliebenen zu vergrößern. Und um [2][zu Hause damit
       prahlen zu können]. Mörder, die sich selbst überführen – Solidarität,
       Mitgefühl mit den Opfern, möchte man meinen, müssten selbstverständlich
       sein.
       
       Tatsächlich passiert – auch – das Gegenteil. Millionen Menschen weltweit
       fällt, plötzlich(!), der Nahostkonflikt ein und drängt sie auf die Straße.
       Warum – weil es in diesem Krieg Opfer auf palästinensischer Seite gibt?
       Oder weil der andere Arm der Hamas-Propaganda schon viel, viel länger
       wirkt?
       
       ## Die uralte Täter-Opfer-Umkehr
       
       Antisemiten (zu denen die Hamas klar zählt) ist es durch die Jahrhunderte
       immer wieder gelungen, ihre Opfer, die Juden, trotz aller Pogrome, Versuche
       ihrer Vernichtung, als das Gegenteil dessen darzustellen, was sie damit
       immer waren: Verfolgte. Es gelang Antisemiten durch die Geschichte immer
       wieder, Juden als Täter darzustellen. Das ist das „Gerücht über die Juden“,
       eine so kurze wie treffende Definition des Antisemitismus von Adorno.
       
       Die Hamas arbeitet genau damit – und selbst renommierte Medien wie die BBC
       oder New York Times fallen darauf herein. So mussten verschiedene Medien
       [3][ihre vorschnelle Berichterstattung zur Explosion im Al-Ahli-Krankenhaus
       in Gaza zurücknehmen]. Wenig überraschend wurden anschließend auch die
       Opferzahlen nach unten korrigiert.
       
       ## Der Propaganda etwas entgegensetzen
       
       In dieser jahrhundertealten Logik ist es dann auch nicht überraschend, dass
       es jetzt eine Debatte über die Bilder gibt, die am Montag auf einem
       Armeestützpunkt gezeigt wurden. Rund 150 Journalisten bekamen dort
       Videomaterial zu den Ausmaßen des Massakers gezeigt, das – zum Schutz der
       Würde der Opfer und ihrer Angehörigen – eigentlich nicht gezeigt werden
       sollte.
       
       Dass Israel sich gezwungen sieht, die Bilder dennoch zu zeigen, kann nur
       als Beleg dafür gelesen werden, wie stark die Propagandamaschine der
       Islamisten ist. Propaganda, das haben uns andere Krisen – Pandemie,
       russische Kriegstrolle und Trumps Lügerei gezeigt, ist mit der Wahrheit
       schwer beizukommen. Es aber deshalb nicht zu versuchen wäre Kapitulation
       vor den Faschisten dieser Welt. Es ist deshalb gut, die Bilder nur
       Journalisten zu zeigen. So wird die Gefahr begrenzt, dass diese Bilder
       weiter instrumentalisiert werden. Und zugleich die Chance erhöht, dass die
       Wahrheit sich gegen die Gerüchte dennoch durchsetzen wird.
       
       24 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nach-dem-Massaker-in-Israel/!5963661
 (DIR) [2] https://www.bbc.com/news/world-middle-east-67198270
 (DIR) [3] https://www.politico.com/news/2023/10/23/gaza-hospital-new-york-times-00122986
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ariane Lemme
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Terrorismus
 (DIR) Hamas
 (DIR) Massaker
 (DIR) GNS
 (DIR) Propaganda
 (DIR) Schwerpunkt Islamistischer Terror
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Antisemitismus
 (DIR) Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Bombendrohung
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Neuer Bericht zu Explosion in Gaza: Alles deutet auf eine Rakete hin
       
       Human Rights Watch hat einen Untersuchungsbericht zur Explosion am
       Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza veröffentlicht. Doch auch der ist nicht ganz
       eindeutig.
       
 (DIR) Hamas und Israel: Krieg der Bilder
       
       Die Hamas hat ihren Krieg penibel vorbereitet, um den Image-Schaden für
       Israel möglichst groß ausfallen zu lassen. Aber nicht nur deshalb bröckelt
       die internationale Solidarität mit Israel.
       
 (DIR) Beschwerden über Berichte der BBC: Wortwahl, Quellen, Social Media
       
       Tausende sind mit der Berichterstattung der BBC zum Nahostkonflikt
       unzufrieden. Auch im Sender gibt es Protest, ja sogar Kündigungen.
       
 (DIR) Antisemitismus in Deutschland: Synagoge muss Besuchertag absagen
       
       Das neu eröffnete Gebetshaus in Dessau-Roßlau muss den Tag der offenen Tür
       absagen. Die Sicherheit für Besucher*innen sei nicht zu gewährleisten.
       
 (DIR) Feinde und Freunde der Demokratie: Nicht durchdrehen
       
       Doch Demokratie ist keine Werbekampagne. Angesichts der Krisen, die sie
       erschüttern, ist es die größte Aufgabe, dem Hass zu trotzen, der uns
       einlädt.
       
 (DIR) +++ Nachrichten zum Nahost-Krieg +++: Keine Waffenruhe in Sicht
       
       Großbritannien ist gegen eine sofortige Waffenruhe. Auch die
       Bundesregierung ist zurückhaltend. „Humanitäre Pausen“ seien eine
       Möglichkeit.
       
 (DIR) Israel zeigt Medien Hamas-Aufnahmen: Die Videos der Mörder
       
       Um der Gefahr der Leugnung zu begegnen, zeigt Israel ausgewählten
       Journalisten Bodycam-Aufnahmen des Hamas-Terrors.
       
 (DIR) Macron zu Besuch in Israel: Er will mehr als freie Geiseln
       
       Frankreichs Präsident Macron fordert in Tel Aviv eine internationale
       Koalition gegen die Hamas. In seiner Heimat dürfte das nicht allen
       gefallen.
       
 (DIR) Polizei prüft Gefährdungslage: Bundesweite Bombendrohungen
       
       An öffentlichen Plätzen, Medienhäusern und Schulen gibt es bundesweit
       Bombendrohungen. Ein Zusammenhang mit dem Nahost-Krieg ist nicht
       ausgeschlossen.
       
 (DIR) +++ Nachrichten zum Nahost-Krieg +++: Bodenoffensive verschoben
       
       Israel verlegt die angekündigte Bodenoffensive um ein paar Tage. Grund
       dafür sind offenbar Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln.