# taz.de -- Nach der Kapitulation von Bergkarabach: Aserbaidschans Pläne mit Erdoğan
       
       > Türkeis Präsident trifft sein aserisches Pendant in Nachitschewan. Das
       > Thema: der befürchtete Sangesur-Korridor durch armenisches Gebiet.
       
 (IMG) Bild: Wie beste Freunde bei einem gemeinsamen Regenspaziergang: Alijew und Erdoğan in Nachitschewan
       
       Istanbul taz | Wenige Tage nach der Kapitulation der Armenier in
       Bergkarabach hat sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am
       Montag mit seinem Kollegen aus [1][Aserbaidschan], Ilham Alijew, in der
       aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan getroffen.
       
       Während die armenische Bevölkerung aus Karabach flieht, diskutierten die
       beiden Sieger den nächsten Schritt: einen Korridor durch Südarmenien, der
       Nachitschewan mit dem aserbaidschanischen Kernland verbinden und so auch
       eine durchgehende Verbindung von der Türkei nach Baku ermöglichen würde. Da
       dieser Korridor noch nicht existiert, soll eine Pipeline nach Nachitschewan
       gebaut werden, um die Exklave mit aserischem Gas zu versorgen. Außerdem
       will die Türkei dort einen Truppenstützpunkt einrichten.
       
       Alijew beklagte eingangs, dass Nachitschewan jahrelang von Armenien
       boykottiert worden sei, bis die Exklave Gas und Elektrizität aus dem Iran
       beziehen konnte.
       
       Es war der erste Besuch Erdogans in Nachitschewan seit 14 Jahren und hatte
       hohe symbolische Bedeutung. Nach einmal bekräftigte Alijew, dass „die
       Terroristen“ in Bergkarabach sich ergeben haben und alle anderen ethnischen
       Armenier als normale Bürger Aserbaidschans integriert werden sollen. Man
       liefere bereits Lebensmittel, andere Güter des täglichen Bedarfs und Benzin
       und Diesel. Auf die armenische Forderung, UNO-Blauhelme in Karabach zu
       stationieren ging Alijew nicht ein.
       
       ## Türkische Medien: Sangesur-Korridor sei notwendig
       
       Alijew beschwor die guten wirtschaftlichen Beziehungen zur Türkei die
       weiter ausgebaut werden sollen. Erdoğan beschränkte sich bei seiner
       öffentlichen Stellungnahme auf Allgemeines zur wirtschaftlichen
       Unterstützung Nachitschewans.
       
       Während die türkischen Medien den ganzen Tag über die Notwendigkeit des
       sogenannten Sangesur-Korridors von Nachitschewan nach Aserbaidschan durch
       armenisches Staatsgebiet beschworen, gratulierte Erdoğan seinen Kollegen
       erst einmal dafür, dass sie nun die Souveränität über ihr Staatsgebiet
       wiederhergestellt hätten.
       
       Hinter den Kulissen drängt Erdoğan auf einen Gipfel mit Russlands Wladimir
       Putin, Alijew, Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan und ihm selbst,
       um einen dauerhaften Frieden zu beraten. Zunächst einmal soll aber in
       Spanien ein Treffen der beiden Kaukasus-Präsidenten mit dem
       [2][französischen Präsidenten Emmanuel Macron], Kanzler Olaf Scholz und den
       Spitzen der Europäischen Union stattfinden. Für die armenische Bevölkerung
       von Karabach dürfte das allerdings zu spät kommen.
       
       25 Sep 2023
       
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