# taz.de -- Einheitliche Mehrwertsteuer für Getränke: Leitungswasser ist am billigsten
       
       > Mehrwertsteuer auf alkoholfreie Getränke runter und so die sozialen
       > Folgen der Inflation bekämpfen? Hört sich gut an, ist aber nur bedingt
       > sinnvoll.
       
 (IMG) Bild: Wasser aus dem Hahn ist billig, schmeckt und hat keine Kalorien
       
       Durst macht arm. Die Inflation macht auch vor den Getränken nicht halt. Das
       gilt nicht allein für Schnaps, Bier und Wein: Nahrungsmittel und
       [1][alkoholfreie Getränke] waren im Juli über 10 Prozent teurer als ein
       Jahr zuvor. Und dann erhebt der Staat auf Getränke wie Apfelsaft,
       Mineralwasser oder Hafermilch auch noch 19 Prozent Mehrwertsteuer. Da hört
       es sich zunächst sympathisch an, wenn das Institut der deutschen Wirtschaft
       (IW) nun vorschlägt, den Mehrwertsatz für alkoholfreie Getränke auf
       einheitlich reduzierte 7 Prozent zu senken. Doch ob das letztlich auch
       sinnvoll ist, steht auf einem anderem Blatt.
       
       Seitdem die Inflation hoch ist, streiten Ökonomen über die Mehrwertsteuer.
       Besonders unter Linken finden sich Befürworter*innen einer Senkung
       dieser Steuer. Schließlich geben insbesondere arme Haushalte große Teile
       ihres Einkommens für Lebensmittel aus. Sie sind es deshalb auch, die von
       der Inflation besonders betroffen sind. Schließlich sind die Preise für
       Nahrungsmittel besonders stark gestiegen. Eine Mehrwertsteuersenkung würde
       deshalb anders als etwa eine Senkung der Einkommensteuer wirtschaftlich
       schwachen Haushalten mehr zugutekommen.
       
       Dafür müssen die Unternehmen die Steuersenkung allerdings erst einmal an
       die Verbraucher*innen weitergeben. Als die Große Koalition während der
       Coronakrise die Mehrwertsteuer zeitweilig senkte, machte der
       Lebensmittelhandel das auch. Doch ob das in der gegenwärtigen Situation, in
       der die Inflation vor allem durch die Preissteigerungen im
       Lebensmittelhandel getrieben wird, auch so geschieht, kann bezweifelt
       werden. Zumal die Ökonom*innen des arbeitgebernahen IW den niedrigeren
       Steuersatz auf alkoholfreie Getränke [2][auch für die Gastronomie]
       vorschlagen.
       
       So fragt man sich, ob am Ende von einer Senkung der Mehrwertsteuer nicht
       vor allem Menschen mit dickem Geldbeutel deutlich mehr profitieren als jene
       mit schmalem. Denn wer wirklich aufs Geld achten muss, wird seinen Durst
       vornehmlich mit Leitungswasser löschen. Schließlich ist das am billigsten.
       
       29 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Verschaerfung-der-Inflation/!5950794
 (DIR) [2] /Wenn-der-Gast-eine-Pizza-bestellt/!5949737
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simon Poelchau
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Mehrwertsteuer
 (DIR) Inflation
 (DIR) Getränke
 (DIR) Umverteilung
 (DIR) Gastronomie
 (DIR) DIW
 (DIR) Insolvenz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Mehrwertsteuer in der Gastro: Zurück zu 19 Prozent
       
       Die Bundesregierung will die Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie nicht
       dauerhaft verankern. Lob gibt es dafür von Ökonomen.
       
 (DIR) DIW-Chef Fratzscher über Subventionen: „Es braucht ein neues Steuersystem“
       
       DIW-Präsident Marcel Fratzscher ist gegen einen Industriestrompreis und
       Steuersenkungen für Firmen. Er wünscht sich mehr Mittel gegen Kinderarmut.
       
 (DIR) Wenn der Gast eine Pizza bestellt: Bitte ganz viel Prozent auf To-go
       
       7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen wird das Gastronomiesterben nicht
       stoppen. Die Geringschätzung von Gastlichkeit hält keine Subvention auf.