# taz.de -- Nach dem Putsch in Niger: Junta weist jede Kritik zurück
       
       > Die Militärjunta in Niger bezeichnet Evakuierungen von Franzosen als
       > „grundlos“. Auch die USA reduzieren Personal. Ecowas schickt eine
       > Delegation ins Land.
       
 (IMG) Bild: Nigers Militärmachthaber Abdourahmane Tchiani vor einem Treffen der Junta in Nigers Hauptstadt
       
       Niamey/Paris afp | Nach der [1][Evakuierung von hunderten Europäern],
       darunter vorwiegend Franzosen, aus Niger hat der nigrische
       Militärjunta-Chef jegliche Bedrohung für die Ausgeflogenen zurückgewiesen.
       Franzosen im Niger seien nie „der geringsten Bedrohung“ ausgesetzt gewesen
       und hätten „keinen objektiven Grund, Niger zu verlassen“, sagte [2][General
       Abdourahamane Tchiani], der sich nach dem Putsch vergangene Woche als neuer
       Machthaber in dem afrikanischen Land präsentiert, in einer Fernsehansprache
       am Mittwoch.
       
       Frankreich hingegen appellierte angesichts weiterer angekündigter Proteste
       vor der französischen Botschaft in der nigrischen Hauptstadt Niamey an die
       neue Militärjunta, die Sicherheit seiner dortigen Botschaft „vollständig zu
       garantieren“. Das Außenministerium in Paris teilte am Donnerstag in einer
       Erklärung mit, es habe die nigrischen Sicherheitskräfte aufgefordert, die
       notwendigen Vorkehrungen zu treffen, um „die Sicherheit ausländischer
       diplomatischer Wegerechte und des diplomatischen Personals“ zu
       gewährleisten.
       
       Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hatte am Samstag die Entwicklungs-
       und Finanzhilfen für den Niger ausgesetzt. Am Sonntag versammelten sich
       dann tausende Pro-Junta-Demonstranten vor der französischen Botschaft in
       Niamey und versuchten teilweise, in das Gebäude einzudringen. Ein Schild
       mit der Aufschrift „Botschaft Frankreichs in Niger“ wurde abgerissen und
       durch nigrische und russische Flaggen ersetzt. Einige Demonstranten riefen
       „Lang lebe Russland“, „Lang lebe Putin“ und „Nieder mit Frankreich“.
       
       Frankreich begann daraufhin, seine Staatsbürger aus dem Land auszufliegen.
       Es begründete die Evakuierungen aus der Sahelzone mit der sich
       verschlechternden Sicherheitslage vor Ort. Am Mittwochabend teilte das
       Außenministerium mit, mit dem vierten Flug sei die Zahl der ausgeflogenen
       Menschen auf 992 gestiegen, darunter 560 französische Staatsbürger, „neben
       zahlreichen ausländischen Staatsangehörigen“.
       
       ## Blinken sichert gestürztem Präsidenten Unterstützung zu
       
       Auch die USA kündigten an, Teile ihres Botschaftspersonals auszufliegen.
       Das US-Außenministerium habe die Ausreise der nicht wesentlichen
       Regierungsangestellten und ihrer Familien angeordnet, hieß es am Mittwoch
       in einer Erklärung.
       
       Laut US-Außenministerium reduziert die US-Botschaft in der nigrischen
       Hauptstadt Niamey vorübergehend ihr Personal und stellt routinemäßige
       Dienstleistungen ein. Die US-Vertretung sei nur noch in der Lage, ihren
       Staatsbürgern in Niger in Notfällen zu helfen, hieß es. Die USA hatten den
       Putsch zwar scharf verurteilt, anders als Frankreich und andere europäische
       Länder aber keine Evakuierungen angeordnet. US-Bürger wurden lediglich vor
       Reisen in das westafrikanische Land gewarnt.
       
       US-Außenminister Antony Blinken erklärte, er habe innerhalb von zwei Tagen
       zwei Mal mit dem gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum gesprochen und ihm
       versichert, dass seine Sicherheit und die seiner Familie „an erster Stelle“
       stehe.
       
       ## Die Weltbank stellte ihre Zahlungen ein
       
       Bei einem Treffen in der nigerianischen Hauptstadt Abuja erklärte die
       Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, eine Delegation unter der
       Leitung des ehemaligen nigerianischen Präsidenten Abdulsalami Abubakar sei
       für Verhandlungen nach Niger gereist. Die Militärchefs des Bündnisses
       betonten, ein [3][militärisches Eingreifen] werde weiter als „letzte
       Option“ in Betracht gezogen.
       
       Die Ecowas-Staaten hatten eine Wirtschaftsblockade gegen Niger angeordnet
       und gefordert, den gestürzten Präsidenten innerhalb von sieben Tagen wieder
       einzusetzen. Dieses Ultimatum läuft am Sonntag aus. Um den Druck zu
       erhöhen, kappte Nigeria seine Stromlieferungen an das Nachbarland.
       
       Die Weltbank stellte ihre Zahlungen an Niger ein. Sie hatte im vergangenen
       Jahr 1,5 Milliarden Dollar (umgerechnet 1,37 Milliarden Euro) und im
       laufenden Jahr bisher 730 Millionen Dollar für Projekte in dem Land
       ausgezahlt.
       
       Der selbsternannte neue nigrische Machthaber, General Abdourahamane
       Tchiani, erklärte am Mittwoch im Staatsfernsehen, er lehne die Sanktionen
       der Ecowas-Staaten ab und weigere sich, „irgendeiner Drohung nachzugeben,
       egal woher sie kommt“.
       
       Derweil reiste einer der nigrischen Generäle mit einer Delegation ins
       Nachbarland Mali. Im dortigen Staatsfernsehen betonte er die Notwendigkeit
       der Zusammenarbeit beider Staaten. Mali und Burkina Faso hatten ein
       militärisches Eingreifen in Niger als „Kriegserklärung“ auch gegen ihre
       Länder bezeichnet.
       
       Russland rief zu einem „nationalen Dialog“ in Niger auf, um eine
       Verschlimmerung der Lage zu vermeiden. Die Androhung von Gewalt gegen einen
       souveränen Staat werde nicht dazu beitragen, die Spannungen zu verringern,
       hieß es aus dem russischen Außenministerium.
       
       3 Aug 2023
       
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