# taz.de -- Putsch in Niger: Frankreich evakuiert Europäer
       
       > Evakuierungsflüge verlassen Niamey. Mali und Burkina Faso sichern Nigers
       > Putschisten im Falle einer Militärintervention Rückendeckung zu.
       
 (IMG) Bild: Anhänger der Putschisten demonstrieren gegen Frankreichs Präsenz in Niger am 30. Juli
       
       Berlin taz | Frankreich hat mit der Evakuierung europäischer Ausländer aus
       Niger begonnen. Zwei Transportflugzeuge der französischen Luftwaffe
       landeten am Dienstagnachmittag auf dem Flughafen [1][der Hauptstadt Niamey]
       und wurden von rund zwanzig bereits dort stationierten französischen
       Soldaten in Empfang genommen, beäugt von Nigers Polizei.
       
       Die Aktion gab das Außenministerium in Paris erst bekannt, als die
       Maschinen bereits in der Luft waren. „In Anbetracht der Lage in Niamey, der
       Gewalt gegen unsere Botschaft vorgestern und der Schließung des Luftraums,
       die unseren Landsleuten keine Möglichkeit lässt, das Land auf eigene Faust
       zu verlassen, bereitet Frankreich die Evakuierung seiner Landsleute und
       jener europäischen Landsleute vor, die das Land verlassen möchten“, hieß es
       in der Erklärung. „Diese Evakuierung beginnt heute.“ Die Landsleute in
       Niger hatten bereits in der Nacht zum Dienstag eine entsprechende Mail
       erhalten, in der sie gebeten wurden, sich bis 14 Uhr Ortszeit am Flughafen
       einzufinden, mit möglichst wenig Gepäck.
       
       Rund 100 Franzosen fanden sich bis zum angegebenen Zeitpunkt ein, wurde am
       Nachmittag berichtet. Etwa 600 französische Staatsbürger sollen in Niger
       leben. Unklar ist, ob alle ausreisen wollen.
       
       ## Mali und Burkina Faso verkünden „brüderliche Solidarität“
       
       Die Aktion sei mit Nigers Streitkräften koordiniert, hieß es weiter. In
       Niger hat das Militär [2][am vergangenen Donnerstag] die gewählte Regierung
       gestürzt. Putschanhänger hatten am Sonntag Feuer an der französischen
       Botschaft gelegt und russische Flaggen geschwenkt.
       
       Die Spannungen steigen, seit [3][die Regionalorganisation Ecowas
       (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft)] am Sonntag bei einem
       Sondergipfel in Nigeria gegen Nigers Putschisten eine Wirtschaftsblockade
       verhängte und ihnen eine Woche Zeit gab, um die Macht an den gewählten
       Präsidenten Mohamed Bazoum zurückzugeben. Ansonsten sei militärische
       Gewaltanwendung nicht auszuschließen.
       
       Die regierenden Militärs in Mali und Burkina Faso, [4][die aus der Ecowas
       ausgeschlossen sind und am Gipfel nicht teilnahmen], erklärten daraufhin am
       Montagabend in einer gemeinsamen Erklärung ihre „brüderliche Solidarität“
       mit dem „nigrischen Brudervolk“ und warnten: „Jede Militärintervention
       gegen Niger wird mit einer Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali
       gleichgesetzt.“ Die beiden Länder würden dann „Maßnahmen der legitimen
       Selbstverteidigung“ ergreifen. Auch Guinea, wo ebenfalls das Militär
       regiert, solidarisierte sich mit Nigers Putschisten.
       
       ## Ende der französischen Militärpräsenz in Niger?
       
       Sowohl Frankreich als auch Niger dürfte daran gelegen sein, dass eine
       französische Evakuierung noch vor einer möglichen militärischen
       Konfrontation abgeschlossen wird. Ob das auch das Ende der französischen
       Militärpräsenz in Niger bedeutet – dort steht der rund 1.500 Mann
       umfassende Rest der aus Mali abgezogenen Antiterroroperation Barkhane –,
       ist aber nicht klar. Ebenso wenig das Schicksal der US-Spezialkräfte in
       Niger, der EU-Missionen dort und der rund 115 deutschen Soldaten, die zum
       Teil innerhalb der EU-Missionen und zum Teil im Rahmen des über Niger
       laufenden Bundeswehrabzugs aus Mali im Land sind.
       
       Deutschland legt den weniger als 100 Deutschen in Niger nahe, sich
       ebenfalls ausfliegen zu lassen. Frankreich habe dies angeboten. „Das
       Auswärtige Amt rät grundsätzlich allen deutschen Staatsangehörigen in
       Niamey, das Angebot anzunehmen“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen
       Amtes. Nach einer Sitzung des Krisenstabes der Bundesregierung am
       Nachmittag wurde eine Reisewarnung für Niger ausgesprochen und allen
       Deutschen zur Ausreise geraten. Außenministerin Annalena Baerbock sprach
       sich für eine „politische Lösung“ des Konflikts in Niger aus und für die
       Wiedereinsetzung der gewählten Regierung.
       
       1 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
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