# taz.de -- Angebliche Legalisierung von Cannabis: Ein wenig berauschender Vorschlag
       
       > Kiffen legal? Sieht man sich den Gesetzesvorschlag von
       > Gesundheitsminister Lauterbach näher an, muss man erkennen: Ganz so ist
       > es nicht – leider.
       
 (IMG) Bild: Aus Gesundheitsminister Lauterbachs Feder stammt der Gesetzentwurf zru Cannabislegalisierung
       
       Hurra, hurra, die Legalisierung ist da! Wer kiffen mag, kann in Zukunft so
       viel Gras besitzen, wie er/sie/es will, den Stoff genauso normal wie das
       Feierabendbier kaufen und am nächsten Tag entspannt wieder Auto fahren.
       Achso, ne, halt! Keine dieser Aussagen stimmt. Der Gesetzesvorschlag aus
       dem Gesundheitsministerium ist dringend notwendig, aber teils wenig
       durchdacht.
       
       Heißer Anwärter auf das Unwort des Jahres: „Cannabis-Legalisierung“.
       Tatsächlich wird Cannabis einfach bei gewissen Mengen straffrei bleiben. 25
       Gramm darf man besitzen oder auch drei Pflanzen zu Hause anbauen. Mit 25
       Gramm kann man sich dutzende Joints drehen, da kann man nicht meckern –
       aber wie soll man bitte schön gleichzeitig drei Pflanzen und nur 25 Gramm
       haben dürfen? Allein eine Pflanze kann, wenn sie gut gedeiht, auch das
       X-Fache produzieren. Straftat grüner Daumen?
       
       Wem das zu heikel ist, der kann nicht mal in den Shop um die Ecke gehen, um
       sich dort das Gras zu holen. Während man den Biervorrat der umliegenden
       Supermärkte leerkaufen darf, bis man so viele Kästen in der Wohnung hat, um
       eine Kleinstadt mit Alkoholvergiftung auf die Intensivstation zu bringen,
       wird es freien Cannabis-Verkauf erst mal nicht geben. Eine Abgabe ist nur
       durch die Mitgliedschaft in Vereinen, sogenannten [1][Cannabis Social
       Clubs] möglich. Der Dachverband weiß bisher von 106 solcher Clubs in
       Deutschland, die sich gegründet haben und sich darauf vorbereiten, dass die
       Prohibition endet. Klar, die Zahl wird bestimmt wachsen. Aber selbst im
       flächengrößten Bundesland Bayern gibt es derzeit nur 14 Clubs. Wer nicht in
       der Großstadt wohnt, fährt doch wieder zum lokalen Dealer, der in der
       Illegalität bleibt.
       
       Dass Cannabis kein komplett legalisiertes Suchtmittel wie Alkohol ist,
       zeigt sich auch im Verkehr. Niemand würde auf die Idee kommen, jemandem den
       Führerschein zu entziehen, weil er tags zuvor zwei Gläser Wein hatte. Bei
       Cannabis-Konsum kann das passieren. Die Menge des Wirkstoffs THC im Blut
       sagt nämlich nicht so viel aus. Gerade für regelmäßig Konsumierende ist es
       tückisch, da sich THC im Blut anreichert. Zwei Menschen können komplett
       unterschiedliche Werte aufweisen, obwohl keiner berauscht ist. Zudem hat
       Deutschland einen strengen Grenzwert. Vor Kurzem sagte das
       Verkehrsministerium noch, es sehe „derzeit keinen gesetzgeberischen
       Handlungsbedarf.“ Erst vor wenigen Tagen gab es ein Umdenken. Das fällt
       denen ja früh ein.
       
       [2][Ministerpräsident Markus Söder] aus dem „oans, zwoa,
       gsuffa!“-Bundesland mag die anstehende „Cannabis-Legalisierung“ schlaflose
       Nächte bereiten – für Leute, die eine echte Legalisierung wollen, ist der
       Entwurf mutlos und unausgegoren.
       
       19 Aug 2023
       
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