# taz.de -- Feuergefahr bei verschiedenen Antrieben: E-Autos brennen nicht leichter
       
       > Tagelang hat der Autofrachter „Fremantle Highway“ im Wattenmeer gebrannt.
       > Als Brandherd im Verdacht: E-Autos. Aber brennen sie öfter als Benziner?
       
 (IMG) Bild: Die Wahrscheinlichkeit, dass Verbrennerautos Feuer fangen, könnte 60-mal höher sein als bei E-Autos
       
       Berlin taz | Wenn Elektroautos brennen, sorgt das für Schlagzeilen. Ob es
       auf einem [1][Frachtschiff passiert, wie jetzt auf der „Fremantle
       Highway“], in einer Tiefgarage oder auf einem Supermarkt-Parkplatz: Die
       Frage, wie sich die Hochvolt-Akkus der immer größeren Flotte an elektrisch
       betriebenen Fahrzeuge bei einem Feuer verhalten, treibt viele Menschen um.
       Ihre Sorgen:
       
       Brennen E-Autos wirklich leichter als Verbrenner-Autos? 
       
       Nein. In den USA hat der Versicherungsdienstleister AutoinsuranceEZ die
       Daten von Fahrzeugbränden aus dem Jahr 2021 ausgewertet. Demnach fangen
       Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und Hybridantrieb deutlich häufiger Feuer
       als reine E-Autos. Konkret haben pro 100.000 verkauften Autos von denen mit
       Hybridantrieb 3.475 gebrannt, mit Verbrennungsmotor waren es 1.530 und mit
       Elektroantrieb 25. Da noch relativ wenige E-Autos auf den Straßen unterwegs
       sind, rechnete das Unternehmen nicht mit absoluten Zahlen, sondern mit
       Werten pro 100.000 Fahrzeugen.
       
       In Deutschland teilt der Gesamtverband der Versicherer (GDV) diese
       Einschätzung: „Aus unseren Statistiken gibt es keinerlei Hinweise, dass
       Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor“, heißt
       es in einem Statement des Verbands. Der Autolobbyverband ADAC schreibt auf
       seiner Website: „Grundsätzlich kann nie vollständig ausgeschlossen werden,
       dass sich ein Fahrzeug aufgrund eines Defektes selbst entzündet – dies gilt
       aber für alle Antriebsarten.“
       
       Sind E-Autos schwieriger zu löschen als Verbrenner? 
       
       Ja. Zwar sind Elektroautos so gebaut, dass bei einem Unfall automatisch der
       Strom gekappt wird. In Crashtests schneiden sie laut ADAC häufig sogar
       besser ab als Verbrenner. Trotzdem können sich die Batterien durch starke
       Beschädigungen in seltenen Fällen entzünden. „Hochvoltbatterien sind in der
       Regel in einem stabilen, weitgehend wasserdichten Gehäuse eingebaut,
       welches geschützt in die Fahrzeugstruktur integriert ist“, heißt es von der
       Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Deshalb kann
       aufgebrachtes Löschwasser den Brandherd […] nicht erreichen.“ Die Folge:
       [2][Brennende E-Autos müssen an einen sicheren Ort geschleppt und dort auch
       nach dem ersten Löschen relativ lange mit Wasser gekühlt] werden.
       
       Manche Feuerwehren haben mit Wasser gefüllte Container angeschafft, in
       denen die Fahrzeuge versenkt werden – die DGUV hält diese Maßnahme aber nur
       in Ausnahmefällen für erforderlich. Um das Löschen der Batterie zu
       erleichtern, haben manche Hersteller bereits eine Öffnung verbaut, durch
       die das Löschwasser gepumpt werden kann. Manche Feuerwehren experimentieren
       auch mit Löschdecken und sogenannten Löschdornen, die ins Batteriegehäuse
       getrieben werden.
       
       Sind E-Autos auf Fähren eine Gefahr? 
       
       Die „Fremantle Highway“ ist nicht das erste Schiff, bei dem E-Autos an Bord
       in Brand geraten sind. Anfang 2022 sank der Autofrachter „Felicity Ace“ vor
       den Azoren. Das Schiff hatte Tausende Luxusautos geladen, darunter auch
       E-Autos. Ob diese aber tatsächlich den Brand verursacht haben, ist bis
       heute nicht abschließend geklärt. Trotzdem ist es offensichtlich, dass
       brennende E-Autos ein Problem für die Schifffahrt darstellen können: Wenn
       schon an Land die Feuerbekämpfung schwierig ist, gilt dies erst recht für
       Fähren. Zudem sind die Autos an Bord eng nebeneinander geparkt und die
       Besatzungen sind keine professionellen Feuerwehrleute.
       
       Laut der jüngsten Schifffahrtsstudie der Allianz-Versicherung gingen 2022
       weltweit 39 große Schiffe verloren. Die Allianz listet E-Autos dezidiert
       als mögliche Gefahrenquelle für Feuer auf. Andererseits schippern auch
       [3][Öltanker und andere mit Gefahrgut beladenen Schiffe] tagtäglich über
       die Ozeane. Darüber entbrennen nur selten Debatten.
       
       Sollten E-Autos aus Tiefgaragen verbannt werden? 
       
       Nein, findet der Deutsche Feuerwehrverband. In einer Presseerklärung räumt
       die Organisation ein, dass sich das Löschen schwieriger gestalte als bei
       Autos mit Verbrennungsmotor – „jedoch nicht komplexer oder gefahrbringender
       als etwa ein Brand eines gasbetriebenen Kfz“. Die Feuerwehrleute
       trainierten diese Szenarien und seien darauf vorbereitet. 2021 sperrte die
       Stadt Kulmbach eine Zeit lang ihre Parkhäuser für Elektroautos –
       paradoxerweise, nachdem ein Verbrenner dort gebrannt hatte. Nachdem die
       Stadt zusätzliche Löschausrüstung angeschafft hatte, wurde das Verbot
       wieder aufgehoben.
       
       Auch in Mehrfamilienhäusern wird das Thema immer wieder debattiert. Ein
       Einfahrverbot für E-Autos kann man dort aber ebenfalls nicht einfach so
       erlassen, wie das Amtsgericht Wiesbaden in einem Urteil im Jahr 2022
       klargestellt hat. Eine Wohnungsbesitzerin hatte geklagt, weil die
       Eigentümergemeinschaft E-Autos aus der gemeinsamen Garage verbannen wollte.
       Das Gericht meint: Ein solches E-Verbot ist nicht zulässig. Im Gegenteil:
       Seit der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes hätten Eigentümer [4][einen
       Anspruch auf die Installation einer Ladestation].
       
       2 Aug 2023
       
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